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Kalte Jahreszeit bricht Rekord Winterwetter in Delmenhorst: Nicht nur die Nässe war extrem

Dass der Winter in Delmenhorst nass und warm war, ist bekannt. Laut Deutschem Wetterdienst hat das allerdings historische Ausmaße. Welcher Rekord gebrochen wurde.
01.03.2024, 17:00 Uhr
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Winterwetter in Delmenhorst: Nicht nur die Nässe war extrem
Von Sebastian Hanke

Wassermassen in der Graft, Hochwasser an der Welse und überschwemmte Felder: Der Winter war in Delmenhorst nicht nur zu warm, sondern vor allem viel zu nass. Das hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) auf Anfrage unserer Redaktion mitgeteilt. Demnach ist in unserer Region seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1891 noch nie so viel Niederschlag in der kalten Jahreszeit gefallen. 

Der DWD hat für den DELMENHORSTER KURIER die Daten der Niederschlagsstation Delmenhorst-Adelheide ausgewertet. Dort wurden 357 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen. Frank Kahl, DWD-Sprecher, erklärt: "Dies ist ein Rekord, der vor allem auf die sehr hohen Niederschlagssummen im Dezember 2023 zurückzuführen ist." Bisher gab es den nassesten Winter mit 325,3 Litern pro Quadratmetern in 1925/1926. Nach der international gültigen Referenzperiode von 1961 bis 1990 gelten 160,8 Liter pro Quadratmeter als Durchschnitt. Somit sind 222 Prozent Niederschlag, also mehr als doppelt so viel, gefallen. Aus meteorologischer Sicht fängt der Winter am 1. Dezember an und endet am 28., bzw. 29. Februar. 

Niederschlag im Dezember ließ Flusspegel in Delmenhorst steigen

Schon im Dezember fiel mit 138,5 Litern fast so viel Niederschlag wie in einem gesamten Durchschnittswinter. Im Januar gab es einen Regenüberschuss von 35 Prozent, mit 78,9 Litern pro Quadratmeter. Allerdings hatte es bereits seit dem Spätherbst übermäßig viel geregnet. Im November fiel mit 112,8 Litern pro Quadratmeter mehr als das Doppelte des üblichen Niederschlags. Die Böden waren somit gesättigt, die Folgen war eine prekäre Hochwassersituation rund um den Jahreswechsel. 

Der Dauerregen ließ die Flusspegel von Delme und Welse steigen. Aufgrund des Hochwasserrückhaltebeckens in Schlutter, das der Ochtumverband in diesem Winter gleich mehrfach fluten musste, trat die Delme allerdings nicht über die Ufer. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz hat gemessen, dass die Delme über Weihnachten zwischenzeitlich bei 14,20 Metern über dem Meeresspiegel stand. Das ist der zweithöchste Wert, der jemals ermittelt wurde. Nur beim Jahrhunderthochwasser im Oktober 1998 war der Pegel noch höher (14,57 Meter). 

Einsatzkräfte mussten Uferbereich der Welse sichern

Die Welse hingegen, für die es keine einsehbaren Pegelstände gibt, drohte an Heiligabend über die Ufer zu treten. In der Folge mussten dutzende Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehren das Ufer im Bereich Mühlenstraße mit rund 3000 Sandsäcken sichern. Im Landkreis Oldenburg war die Lage an der Hunte in Sandkrug weitaus dramatischer. Dort drohte ein Deichbruch, die dortigen Einsatzkräfte bekamen Unterstützung von der Bundespolizei und Bundeswehr

Unterdessen war der Winter nicht nur viel zu nass, sondern auch viel zu warm. Laut DWD betrug die durchschnittliche Lufttemperatur am Flughafen Bremen, der einzigen Wetterstation in der Region, fünf Grad Celsius. Dies entspricht einer Abweichung von 1,4 Grad gegenüber dem langjährigen Mittel. Nur der Winter 2019/2020 war mit 5,5 Grad Celsius im Mittel noch milder.

Im Februar beispielsweise hatten Frost und Schnee nicht den Hauch einer Chance: Lediglich an zwei Tagen hatte es leichten Nachtfrost gegeben. Einen Eistag, einen Tag an dem das Maximum der Lufttemperatur unterhalb des Gefrierpunktes liegt, hatte es gar nicht gegeben. Die höchste Tagestemperatur betrug am 16. Februar 14,2 Grad. Im Dezember gab es zwei Eistage, im Januar immerhin vier. 

März startet trocken und mild 

In puncto Wassermassen gibt der DWD derweil Entwarnung. "Niederschlag wird in der kommenden Woche nicht erwartet", sagt Sprecher Kahl. Im Gegenteil: Vor allem an diesem Wochenende soll sich die Sonne häufiger sehen lassen. Der März beginnt mit frühlingshaften Tageshöchsttemperaturen von bis zu 15 Grad Celsius am Sonnabend und Sonntag. In den Frühstunden ist es mit vier bis fünf Grad Celsius frisch. Mit Beginn der neuen Woche gehen die Tagestemperaturen von anfangs um die zwölf Grad Celsius auf Werte bei acht Grad Celsius bis zum Ende der kommenden Woche zurück.

Zur Sache

Baustopp wegen Wetter

Der nasse Untergrund hat in Delmenhorst auch zu Verzögerungen bei den Bauarbeiten für die neue Stadionhalle auf dem Gelände an der Düsternortstraße geführt. Das wurde Mitte Februar von Stadtsprecher Timo Frers bekannt gegeben. Auch beim Neubau am Max-Planck-Gymnasium könnte der hohe Wasserstand noch für Probleme sorgen, das erwähnte Oberbürgermeisterin Petra Gerlach (CDU) mit Blick auf den geplanten Baustart im April. "Derzeit stellt das Wetter eine Herausforderung dar, und wir hoffen auf eine Abnahme des Wasserstands", sagte auch Astrid Ottilige von HKP-Architekten.

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