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Winter in Delmenhorst Nach tödlichen Unfall: Gefahren der Glätte

Die Straßen in Delmenhorst und umzu waren am Freitagmorgen teilweise spiegelglatt. Ein junger Mann ist bei einem Unfall in Prinzhöfte ums Leben gekommen. Was Fahrer bei der Glätte beachten sollten.
12.01.2024, 18:25 Uhr
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Nach tödlichen Unfall: Gefahren der Glätte
Von Desiree Bertram
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Dieser Tage müssen Menschen in Delmenhorst und umzu mit glatten Straßen und rutschigen Gehwegen rechnen. Denn die kühlen Temperaturen lassen Straßenbeläge einfrieren. Wenn zudem Regen oder Nebel auf die bereits gefrorene Fahrbahn treffen, entsteht Blitzeis. Besonders gefährlich ist, dass das in kürzester Zeit gefrierende Wasser eine harte, glasige Eisschicht bildet, die optisch oft kaum zu erkennen ist. Davor warnt der Deutsche Wetterdienst. Ein besonders tragischer Verkehrsunfall ereignete sich am Freitagmorgen im Landkreis Oldenburg.

Was war passiert?

Ein junger Mann ist bei einem Unfall in Prinzhöfte ums Leben gekommen. Wie Delmenhorsts Polizeisprecher Albert Seegers berichtet, fuhr der 29-jährige Harpstedter gegen 6.35 Uhr mit seinem Kleinwagen auf der Straße Zur großen Höhe in Richtung Bundesstraße 213. In Höhe der Wildnisschule Wildeshausen kam er mit seinem Wagen nach links von der winterglatten Fahrbahn ab und kollidierte zunächst seitlich mit einem Baum. "Der Kleinwagen drehte sich und prallte mit der Beifahrerseite gegen einen weiteren Baum", so Seegers. Ersthelfer kamen auf die Unfallstelle zu, verständigten Rettungskräfte und befreiten den Mann aus dem Auto. Der eingetroffene Notarzt konnte an Ort und Stelle aber nur noch den Tod des 29-Jährigen feststellen. Angehörige, die an der Unfallstelle erschienen, wurden vom Kriseninterventionsteam betreut. Alarmiert wurden auch die Freiwilligen Feuerwehren aus Groß Ippener und Prinzhöfte, die mit 25 Einsatzkräften ausrückten. Die Straße Zur großen Höhe war bis 8.30 Uhr gesperrt.

Welche weiteren Unfälle am Freitag gemeldet?

Auch in Ganderkesee kam ein Autofahrer am Freitag in einer Kurve von der Straße ab. Dabei entstanden Sachschäden, Menschen wurden laut Seegers nicht verletzt. In Delmenhorst habe sich bis Freitagmittag kein glättebedingter Unfall ereignet. "Daraus lässt sich schließen, dass viele Menschen ihre Fahrweise an die Wetterverhältnisse angepasst haben", sagt der Polizeisprecher. Insgesamt ist dies ein gutes Zeichen, erfreulich sei es aber nur bedingt, weil ein Mensch bei dem Unfall in Prinzhöfte starb.

Was führt zu Unfällen bei Glätte?

"99 Prozent der Unfälle entstehen, weil die Geschwindigkeit nicht angepasst wird", sagt Seegers. Auch wenn die Höchstgeschwindigkeit beispielsweise 70 Kilometer pro Stunde beträgt, sei es ratsam, langsamer zu fahren. "Man muss die äußeren Umstände beachten und dementsprechend reagieren", so Seegers. Die Wetterlage am Freitagmorgen sei nicht überraschend gewesen, sondern war bereits abzusehen. Vor allem sollten alle Verkehrsteilnehmer mehr Zeit für ihre Fahrten einplanen und nicht hetzen. Zudem ist es wichtig, die Scheiben komplett von Eis zu befreien und nicht nur sporadische Sichtfenster zu kratzen. Fahrer sollten laut Seegers eine abrupte Fahrweise und Bremsmanöver unterlassen, um Gefahrensituationen zu vermeiden. Wenn es zum Unfall kommt und die Polizei den Tatbestand der "nicht angepassten Geschwindigkeit" feststellt, erwartet den Verursacher ein Ordnungswidrigkeitsverfahren. Das Bußgeld bei "Fahrt bei schlechter Sicht und Wetterverhältnissen" beginnt bei 100 Euro.

Was empfiehlt der ADAC?

"Grundsätzlich sollte jemand nur dann fahren, wenn er es sich selbst zutraut", betont Nils Linge, Pressesprecher des ADAC Weser-Ems. Wenn nicht, sollte das Fahrzeug besser stehen gelassen und auf den öffentlichen Personennahverkehr zurückgegriffen werden. Generell gilt, besonders viel Abstand zum Vorausfahrer zu halten und besonnen zu fahren. "Falls es dazu kommt, dass ein Wagen bei Glätte rutscht, ist es wichtig, keine hektischen Bewegungen zu machen", so Linge. Denn wenn die Reifen den Halt erst einmal verloren haben, sei der Fahrer zeitweise machtlos. Das Lenkrad muss gerade festhalten werden, ohne hin und her zu lenken. "Wenn die Reifen wieder Grip bekommen, würde das Auto in die Richtung steuern, in der das Lenkrad in dem Moment zeigt", erklärt er. Und das könne schnell zu Unfällen führen. Zudem empfiehlt der ADAC, nicht mit Sommerreifen zu fahren – am besten von Oktober bis Ostern. Diese bekannte Regel ist allerdings keine Pflicht. Die Hauptaufgabe des ADAC besteht während der winterlichen Temperaturen darin, Batterien zu wechseln oder zu überbrücken.

Wie gehen Fahrschulen mit Glätte um?

Laut Fahrlehrer Erik Hübner von der Fahrschule "Musterschule" aus Delmenhorst ist das Kernproblem, dass man nur schwer unterscheiden kann, ob die Straße glatt oder nass ist: "Empfehlenswert ist, zu Beginn der Fahrt testweise zu bremsen und leicht zu beschleunigen." So merke der Fahrer, wie sich das Auto oder das Motorrad verhält. Auf schwankende Wetterbedingungen im Laufe des Tages sollte man zudem vorbereitet sein. "Ständige Vorsicht und volle Konzentration sind geboten", betont Hübner. Gerade für Fahranfänger kann Glätte zur Herausforderung werden. Während Hauptstraßen meist weniger problematisch sind, können Wohngebiete und weniger befahrene Seitenstraßen besonders rutschig sein. Im Zweifel muss der Fahrer selbst entscheiden, ob er eine Fahrt verantworten kann und wenn nötig, das Fahrzeug stehen lassen. "Auch als Fahrlehrer steht man regelmäßig vor dieser Entscheidung", sagt er. So habe die "Musterschule" Anfang Dezember vergangenen Jahres ihren Betrieb einstellen müssen, weil in Delmenhorst starker Eisregen und Schneefall den Verkehr beeinträchtigte.

Was sollten Fahrradfahrer beachten?

Gerd Gramberg vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) rät, mit Bedacht etwas Luft aus den Reifen abzulassen: "So wird die Breite des Reifens, die auf der Straße haftet, vergrößert." Zudem müsse bedacht werden, dass Radwege und Fußwege häufig gar nicht oder nur unzureichend gestreut werden. Besonders groß ist die Gefahr von Glätte an schattigen Orten, etwa in Wäldern oder auf Brücken. "Wenn es spiegelglatt ist, sollte das Rad stehen gelassen werden", so Gramberg. Er appelliert an die gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer. Denn genau wie Autofahrer, können auch Radfahrer bei Glätte Schwierigkeiten haben, zu bremsen.

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