Eigentlich sind Tore das Schöne am Fußball. Aber es gibt auch Spiele, da freut man sich über die Tore, die nicht gefallen sind. Für Werders Frauen war das ein solches Spiel am Sonntag beim 1:1 in Freiburg: Nach großem Kampf und einer Führung zur Halbzeitpause steuerte die Mannschaft von Werder-Trainer Thomas Horsch auf einen wichtigen Punktgewinn im Abstiegskampf zu, als Freiburg in der 89. und 90. Minute plötzlich zwei gute Chancen zum Siegtreffer hatte. Wären diese Bälle reingegangen, oder auch nur einer davon, dann wäre die ganze Bremer Mühe in diesem schweren Auswärtsspiel umsonst gewesen.
Doch Werders Torhüterin Anneke Borbe hielt nicht nur beide Schüsse herausragend, sondern sie hielt damit auch Wort: Als im Februar ihr Wechsel zum Top-Klub VfL Wolfsburg bekannt wurde, versprach sie, bis zum Saisonende alles dafür zu tun, mit Werder den Klassenerhalt in der Bundesliga zu schaffen. Mit dem gewonnenen Punkt in Freiburg ist das Team nun gut auf Kurs: Drei Spieltage vor Saisonende rangiert Werder mit 18 Zählern auf dem achten Tabellenplatz und hat alle Möglichkeiten, den im Winter noch aussichtslos erscheinenden Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen. Horsch war entsprechend zufrieden, „dass wir diesen Punkt mitgenommen haben. Der kann am Ende noch total wichtig sein. Denn auch wenn manche Leute schon denken, wir wären gesichert – das sind wir noch nicht“.
Sehenswertes Tor für Bremen
Das Hinspiel war das Bremer Rekordspiel und wurde vor mehr als 20.000 Zuschauern im Weserstadion ausgetragen. Damals gewann Freiburg mit 2:1. Im Rückspiel, das vor ziemlich leeren Rängen im traditionsreichen Dreisamstadion angepfiffen wurde (2015 Zuschauer), ging Werder durch ein sehenswertes Tor von Ricarda Walkling in Führung: Eine Flanke von der rechten Seite von Maja Sternad legte Chiara Hahn im Strafraum per Kopf ab, Walkling schoss den Ball in die Maschen. Die Torschützin ordnete das Geschehen im Breisgau sachlich ein: „Ähnlich wie im Hinspiel lagen wir vorne und haben dann den Ausgleich bekommen. Am Ende waren wir platt, haben aber verdient den Punkt gewonnen. Wir haben gezeigt, dass wir verstehen, um was es für uns noch geht, damit wir in der Liga bleiben.“ Der Ausgleich fiel durch ein Kopfballtor von Lisa Karl.
Freiburg hatte wie erwartet mehr Ballbesitz, „aber wir haben sehr gut verteidigt und es am Ende mit Glück und Geschick über die Zeit gebracht“, sagte Horsch, der sogar Applaus von den VIP-Gästen auf der Pressekonferenz bekam für sein Schlusswort: „Ich wünsche Freiburg viel Spaß beim Pokalfinale – und dann sehen wir uns, sehr wahrscheinlich, im nächsten Jahr hier wieder.“
Der Punktgewinn in Freiburg war die eine gute Nachricht für Werder, es gab aber noch zwei weitere in den vergangenen Tagen: nämlich die Vertragsverlängerungen mit den langjährigen Stammspielerinnen Michelle Ulbrich (26 Jahre) und Reena Wichmann (25). Die gebürtige Bremerin Ulbrich ist als Abwehrchefin unersetzlich, Wichmann ist eine der laufstärksten Spielerinnen im Kader und flexibel einsetzbar; bei ihr ist die Vertragsverlängerung zudem ein schönes Signal, denn mit einem Kreuzbandriss fällt Wichmann bis weit in die neue Saison aus.
Werders Abteilungsleiterin Birte Brüggemann freut sich über die Einigung mit beiden Spielerinnen: "Reenas Verletzung ist bitter. Daher wollten wir auf ihrem Weg zum Comeback mit der Vertragsverlängerung auch ein Zeichen setzen. Wir bauen auch in Zukunft voll auf sie und freuen uns bereits jetzt darauf, wenn sie auf den Platz zurückkehrt. Und Michelle nimmt sowohl sportlich als auch außersportlich als Vizekapitänin eine sehr wichtige Rolle in unserer Kaderplanung ein. Es ist schön, dass sie als langjährige Spielerin den Werder-Weg weitergehen will.“
Ulbrich stand in dieser Saison in allen 19 Spielen in der Startelf. Sie betont: "Mich überzeugt die Zukunftsperspektive, die mir hier geboten wird. Ich finde, dass wir uns als Team und als gesamte Frauenfußballabteilung beim SVW stetig weiterentwickeln und der Prozess definitiv noch nicht am Ende ist. Ich will mit Leistung meinen Teil zu dieser Entwicklung beitragen."
Am kommenden Sonntag (16 Uhr) geht es gegen den Tabellennachbarn SGS Essen um entscheidende Punkte für den Klassenerhalt. Torschützin Walkling weiß: „Das Spiel wird anders, weil es für beide sehr wichtig wird. Da müssen wir alles reinhauen und hoffen, dass die ein oder andere Spielerin bis dahin wieder fit ist.“ In Freiburg zum Beispiel fehlte die Kapitänin und Oberzweikämpferin Lina Hausicke in der Startelf, weil sie unter der Woche angeschlagen war.