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Werders Frauenfußball Was sich Borbe zum Abschied wünscht

Die Nachricht kam überraschend: Meister VfL Wolfsburg hat sich Werders Torfrau Anneke Borbe geschnappt. Die feierte nun ein gutes Comeback in Bremen - und will ihren Verein nicht irgendwie verlassen...
15.03.2023, 14:27 Uhr
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Was sich Borbe zum Abschied wünscht
Von Jean-Julien Beer

Als sie den schwierigsten Ball entschärft hatte, einen fiesen Flachschuss von Frankfurts Lara Prasnikar, da stand Anneke Borbe schnell wieder vom Boden auf und tat so, als wäre dieser reflexartige Sprung nach links unten nichts Besonderes gewesen. Job erledigt, weiter geht's. Dabei zeigte dieser Moment am Dienstagabend gegen Eintracht Frankfurt gleich drei Dinge auf einmal: Warum sich der Deutsche Meister VfL Wolfsburg zur kommenden Saison die Dienste von Borbe gesichert hat, wie sehr sie Werder in den vergangenen Monaten gefehlt hatte – und dass sie nach ihrer im Dezember erlittenen Handverletzung nun wieder auf einem sehr guten Bundesliganiveau spielen kann.

„Wenn ich der Mannschaft durch meine Leistung helfen kann, dann freue ich mich darüber", sagte Werders Torhüterin nach vielen Paraden bei ihrem Comeback. Sie schränkte wegen der 0:2-Niederlage gegen Frankfurt aber ein: „Nach zwei Gegentoren kann man nicht zufrieden sein als Torhüterin, aber es war schön, wieder auf dem Platz zu stehen.“ Der lädierte Finger hält und der Körper hat nichts verlernt, das waren die wichtigsten Erkenntnisse für die 22-jährige Borbe nach ihrem ersten Spiel in diesem Jahr.

Nach der Verletzung hatte zeitweise die erst 17-jährige Hannah Etzold gespielt, weil auch Lena Pauels wegen einer kaputten Schulter ausfiel. Pauels schaffte vor wenigen Wochen ihr Comeback, musste jetzt aber wieder auf die Bank. „Anneke Borbe ist nicht nur deshalb zurück ins Tor gekommen, weil ihr Finger wieder hält. Sondern weil sie unsere klare Nummer 1 ist", erklärte Werders Trainer Thomas Horsch. Nach guten Trainingseinheiten benötige sie jetzt Spielpraxis, um schnell wieder ihr Topniveau zu erreichen. Horsch: „Sie braucht diese Ballkontakte unter Druck im Spiel, sie braucht diese Szenen, wo sie sich ins Gewühl werfen kann.“

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Denn beide Seiten haben noch etwas Bedeutendes miteinander vor: in der Bundesliga die Klasse halten. "Das ist mir sehr wichtig", betont Borbe vor ihren maximal noch acht Spielen bis Saisonende im Bremer Trikot, "meine volle Aufmerksamkeit ist noch hier im Verein und ich werde alles versuchen, mit Werder den Klassenerhalt zu schaffen. Ich glaube, dass wir als Mannschaft das einfach auch verdient hätten.“

Danach dann, so sieht es heute zumindest aus, tauscht sie das Bremer Tor mit der Ersatzbank in Wolfsburg. Auf den ersten Blick wirkt das wie ein Rückschritt, andererseits sind die "Wölfinnen", wie sie sich nennen, das Beste, was es im deutschen Frauenfußball gibt – und auch international sehr erfolgreich. Hinter der Nummer 1 des VfL, Nationaltorhüterin Merle Frohms (28), stellt sich der Verein im Tor neu auf und verpflichtete nur eine Woche nach Werders Borbe auch noch die 30-jährige Lisa Schmitz vom französischen Erstligisten Montpellier.

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"Auf der Torhüterinnenposition sehen wir uns nun sehr gut aufgestellt", erklärt Wolfsburgs Sportlicher Leiter Ralf Kellermann, der sich sehr bewusst für die in Bremen ausgebildete Borbe entschied, die wegen eines auslaufenden Vertrages sogar ablösefrei zu bekommen war. Keller: "Mit ihren erst 22 Jahren verfügt Anneke bereits über eine große Bundesliga-Erfahrung. 60 Einsätze können in diesem Alter noch nicht viele Torhüterinnen aufweisen. Ich bin sehr froh, sie ab dem Sommer in unserem Team zu wissen und bin mir sicher, dass dieser Wechsel auch für Anneke nach dann acht Jahren bei Werder zum richtigen Zeitpunkt kommt.“ Der VfL Wolfsburg stattete die Torhüterin mit einem Vertrag bis 2025 aus.

Borbe will in Wolfsburg "neue Erfahrungen zu sammeln", wie sie sagt, "und das auf einem noch mal anderen Niveau. Ich erhoffe mir viel von diesem Wechsel – und dass wir dort zusammen dann in allen Wettbewerben weit kommen und erfolgreich sind." Borbe durchlief sämtliche DFB-Nachwuchsteams und feierte bereits mit 16 Jahren ihr Bundesliga-Debüt im Bremer Trikot.

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In den kommenden Wochen will sie nun dafür sorgen, kommende Saison beruflich nach Bremen reisen zu können, als Gegnerin in der Frauen-Bundesliga. Am Sonntag (13 Uhr, live bei Magentasport) kommt es zu einem Schlüsselspiel im Abstiegskampf, wenn Werder beim MSV Duisburg antritt. Mit einem Sieg würden die Bremerinnen die Abstiegsränge verlassen und an Duisburg vorbeiziehen. „Solche Duelle wie nun in Duisburg sind immer besonders“, sagt Borbe über das so genannte Sechs-Punkte-Spiel, „es ist noch mal was anderes, bei einem direkten Konkurrenten zu spielen. Aber auch da gilt: Es geht nur mit einem 0:0 los, wir müssen also wieder alles reinhauen.“

Die Paraden gegen Frankfurt waren wichtig für den Kopf, um sich nun auf die schweren Aufgaben im Ligakeller fokussieren zu können. "Um wieder reinzukommen, war es gut, so viele Bälle aufs Tor zu kriegen. Sonst ist es natürlich immer besser, wenn man als Torhüterin nicht so viel zu tun bekommt", meint Borbe, "aber ich habe nun vollstes Vertrauen in den Finger. Jetzt kann es für mich wieder richtig losgehen.“

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