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Nach dem Abstieg Warum Freiburg und St. Pauli nicht als Vorbild für Werder taugen

Werder hat kein Geld, keine Stars und ist nur noch zweitklassig. Zeit, sich als Underdog a la Freiburg oder St. Pauli neu zu erfinden? Nein, sagen Markenforscher.
25.05.2021, 22:02 Uhr
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Warum Freiburg und St. Pauli nicht als Vorbild für Werder taugen
Von Marc Hagedorn

Werder hat keine Stars. Werder hat kein Geld. Werder hat den Anschluss selbst an kleinere Klubs wie Mainz 05, FC Augsburg oder SC Freiburg verloren. Zeit für Werder in der zweiten Liga sich als Verein neu zu erfinden, der so ganz anders ist als alle andere? Nein, sagt der Bremer Wirtschaftsprofessor Christoph Burmann, „Werder sollte sich selbst treu bleiben.“ Nicht im Misserfolg, sondern vom Selbstverständnis her.

„Auch wenn es wirtschaftlich vielleicht stimmt“, sagt David Woisetschläger von der TU Braunschweig, „aber Werder ist kein Underdog. Das ist nicht glaubwürdig.“ Nicht bei der Geschichte, nicht bei den Erfolgen im Europapokal, nicht, wenn man in der Ewigen Bundesligatabelle auf Platz drei steht. Und auch nicht, wenn man weltweit dafür sorgt, dass Bremen neben den Stadtmusikanten mit Werder assoziiert wird.

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Es gibt Klubs, die haben es mit einer Underdog-Strategie geschafft, sich ein Stück weit vom sportlichen Erfolg abzukoppeln und trotzdem bekannt und beliebt zu sein. Im Marken-Ranking der 36 Erst- und Zweitligaklubs schaffen es der FC St. Pauli und der SC Freiburg regelmäßig in die Top 10, manchmal sogar unter die ersten Fünf. Selbst diejenigen, die Fußball nur am Rande interessiert, verbinden viel Positives mit diesen Klubs.

„Das Segment der Underdogs ist im Markt schon ausreichend besetzt“, sagt Woisetschläger. Neben Freiburg und St. Pauli haben sich hier auch Mainz, Bielefeld und Union Berlin gut eingerichtet, vor allem Union zuletzt. „Union hat eine starke Präsenz“, sagt Woisetschläger. Tausende singen dort zu Advent im Stadion, halfen einst beim Bau einer Tribüne oder tragen ihr Sofa aufs Spielfeld, um gemeinsam Fußball auf der Leinwand zu gucken.

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Der FC St. Pauli steht für Weltoffenheit, Vielfalt, Toleranz und Solidarität mit Minderheiten. Das sind auch Werders Werte. Der SC Freiburg hat sich von den sogenannten Mechanismen des Geschäfts befreit, so wie Werder es auch versucht hat. Das Gesicht des SC Freiburg ist Trainer Christian Streich; ein Charakterkopf, ein Mann mit klaren Botschaften, der auch über den Tellerrand des Fußballgeschäfts hinausblickt und Stellung bezieht. Streich darf mit Freiburg absteigen, ohne seinen Job zu verlieren. Bis vor wenigen Wochen schien das auch für Florian Kohfeldt bei Werder zu gelten. Aber nur fast. Werder ist nicht Freiburg.

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