2:3 gegen Viktoria Köln und damit in der ersten DFB-Pokalrunde ausgeschieden: Die maßlose Enttäuschung darüber stand nach der Partie am Samstag allen Spielern und Verantwortlichen des SV Werder Bremen deutlich ins Gesicht geschrieben. Und wurde von ihnen auch verbal zum Ausdruck gebracht. Ganz besonders von Niclas Füllkrug. Werders Top-Stürmer hatte nach dem Schlusspfiff öffentlich scharfe Kritik am Verhalten der Bremer Innenverteidigung geäußert, was im Verein gar nicht gut ankam. "Es wäre eleganter gewesen, wenn er es intern angesprochen hätte, vor allem bei seiner Rolle als Vizekapitän", sagte Werders Leiter Profifußball Clemens Fritz am Sonntag gegenüber unserer Deichstube.
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In Abwesenheit des zunächst auf der Bank verbliebenen Kapitäns Marco Friedl hatte Füllkrug die Bremer mit der Binde am Arm auf den Platz geführt und von dort aus miterlebt, wie seine Mannschaft beim Verteidigen einmal mehr keine gute Figur abgab. Sowohl dem frühen Platzverweis gegen Amos Pieper (11.) als auch den drei Gegentreffern (72./79./90.+4) waren jeweils Fehler und Unachtsamkeiten vorausgegangen, die Werder im Sommer eigentlich hatte abstellen wollen. Fehlanzeige. Saisonübergreifend kassierte das Team nun im bereits 13. Spiel in Folge mindestens einen Gegentreffer. Auch in den Testspielen während der Vorbereitung hatten sich die Bremer lediglich im 60-Minuten-Duell mit RB Leipzig in Innsbruck schadlos gehalten.
"Solche Situationen passieren uns leider häufiger, das ist nicht das erste Mal. Dadurch leidet dann die gesamte Mannschaft", sagte Füllkrug, der Werders Offensive - und damit auch sich selbst - ein deutlich besseres Zeugnis ausstellte: "Wir haben noch viel Gutes gezeigt, vorne viele Nadelstiche gesetzt und zwei Tore geschossen. Das spricht für unsere Offensive und zeigt, dass wir dort kein großes Problem haben." Es waren Sätze, die Clemens Fritz zähneknirschend vernommen hat.
Kritik in die Öffentlichkeit getragen
"Wir haben individuell, aber auch als Mannschaft Fehler gemacht. Natürlich dürfen wir uns vor Kritik nicht verschließen, aber wichtig ist, dass sich dabei keiner rausnimmt", sagte der Ex-Profi am Sonntag - und hielt fest: "Wir müssen unsere Gegenspieler besser anlaufen. Die Botschaft muss doch sein: Wir sind alle dafür verantwortlich, dass wir als Mannschaft erfolgreich sind. Wenn wir es in Offensive und Defensive aufsplitten, wird es schwierig." Auch dass sich Füllkrug Rotsünder Amos Pieper öffentlich vornahm ("Wie clever das jetzt war, sich da eine Rote Karte abzuholen, sei mal dahingestellt"), gefiel Fritz nicht. "Amos ärgert sich doch am meisten über die Situation. So etwas kann man mit ihm auch in Ruhe unter vier Augen besprechen", sagte der 42-Jährige.
Nicht ausgeschlossen, dass ein solches Vier-Augen-Gespräch zeitnah zwischen Fritz und Füllkrug anberaumt wird, um die Misstöne auszuräumen. Schließlich soll der Stürmer seinen Vertrag nach Wunsch des Vereins möglichst verlängern. Woran die in Köln geäußerte Kritik freilich nichts ändert. "Das eine hat mit dem anderen überhaupt nicht zu tun", sagte Fritz, der sich darauf einstellt, dass es bis zur Entscheidung in der Causa Füllkrug noch etwas dauern könnte, womöglich sogar bis zum Deadline-Day am 1. September. "Das kann passieren. Es ist ja auch eine besondere Konstellation. Wenn ein für alle Seiten attraktives Angebot kommen sollte, können wir uns davor nicht verschließen."