Was waren das für schöne Zeiten! Noch heute schwärmen Werder-Fans gerne von den Jahren, als die Bremer auf dem internationalen Transfermarkt so manche Überraschung landen konnten und außergewöhnliche Spieler an die Weser lockten. Zum Beispiel in der Ära von Manager Klaus Allofs, vor allem in den Jahren vor dem Doublegewinn 2004. „Das war aber nie einfach, weil wir nie mit Geld überzeugen konnten“, erzählt Allofs im neuen Magazin des WESER-KURIER „Titel, Typen & Triumphe“, denn: „Wir konnten nie sagen: Bei uns kannst du viel mehr verdienen. Wir mussten immer andere Überzeugungsarbeit leisten und haben zum Beispiel gesagt: Wir sehen dich als außergewöhnlichen Spieler, der auf dieser oder jener Position bei uns toll passen würde.“
Besonders schwer sei die Verpflichtung von Spielmacher Johan Micoud im Jahr 2002 gewesen. Allofs: „Als ich das erste Gespräch mit ihm führte, hat er sich damit überhaupt nur auseinandergesetzt, weil ich vorher in Frankreich für Bordeaux gespielt habe, so wie er. Am Anfang war da aber keine große Begeisterung für Deutschland, Johan hatte damals in Italien gespielt, oder besser: nicht gespielt. Er hatte aber eigentlich was anderes im Kopf als Werder Bremen. Dann ging es aber sehr schnell. Wir haben den richtigen Knopf bei ihm gefunden, und dann ging es plötzlich doch.“

Die Double-Sieger: Klaus Allofs und Thomas Schaaf wurden 2004 nicht nur Meister mit Werder, sondern auch Pokalsieger.
Auch Mesut Özil sei im Jahr 2008 so ein schwieriger Transfer gewesen, der intensive Bearbeitung erforderte. Allofs: „Mesut zu uns zu holen, war nicht einfach. Obwohl er bei Schalke kein Stammspieler war, wurde er von einigen Klubs umworben, die seine außergewöhnliche Klasse erkannt hatten. Den dann zu überzeugen, als junger Spieler zu uns zu kommen, war sogar ziemlich kompliziert. Und dann erst Diego! Den in Porto loszueisen, war auch hart. Eigentlich hatte der dortige Präsident beschlossen, dass Diego bestraft wird und bewusst nicht verkauft werden soll. Diego saß in Porto nur auf der Tribüne, manchmal sogar hinter der Tribüne, so weit war es da gekommen. Es hinzubekommen, dass der Präsident dort seine Meinung ändert und den Spieler wirklich aus dem Vertrag lässt, war schwierig, zumal wir uns im gleichen Atemzug noch Hugo Almeida ausgeliehen haben. Das waren Dinge, die im Nachhinein natürlich Spaß gemacht haben, das ist doch klar.“
„Julio Cesar, da war ich wahnsinnig“
Absolut kurios und im Nachhinein fast etwas waghalsig sei auch die Verpflichtung von Abwehr-Altstar Julio Cesar gewesen. Der Brasilianer kam 1999 im Alter von 36 Jahren. „Er hatte seine Karriere schon beendet und war bei mir im Büro, um mir ein paar brasilianische Spieler anzubieten“, erzählt Allofs, „da habe ich ihm gesagt: Ich will keinen dieser Spieler, aber was ist mit dir? Willst du nicht noch mal spielen? Im Nachhinein betrachtet war ich wahnsinnig, so ein Risiko einzugehen. Aber es war kurzfristig sportlich die richtige Entscheidung, und für die Integration von Claudio Pizarro und vor allem Ailton war es auch langfristig gesehen ein ganz wichtiger Schritt.“
Auf die Frage, welcher geplatzte Transfer ihn bei Werder Bremen am meisten geärgert habe, nennt Allofs sofort diesen Namen: Kevin De Bruyne. „Ihn hätte ich damals gerne nicht nur ausgeliehen, sondern fest für Werder verpflichtet. Aber das war allein schon ein außergewöhnlicher Schritt, uns diesen Spieler von Chelsea zu holen und davon zu profitieren, mehr ging dann einfach nicht.“ Gleich zweimal habe sich Werder auch um eine Verpflichtung von Lukas Podolski bemüht, das habe sich aber beide Male nicht realisieren lassen.
Im neuen Magazin des WESER-KURIER verrät Allofs auch, mit welchem Satz Otto Rehhagel ihn 1990 köderte, um aus Frankreich nach Bremen zu wechseln – und warum die Vertragsverhandlungen mit Ailton in der Double-Saison 2004 auf merkwürdige Weise scheiterten.

„Titel, Typen und Triumphe“ heißt das neue Magazin des WESER-KURIER über die wunderbaren Jahre, die Werder Bremen mit Thomas Schaaf erlebte. Ob als Spieler oder als Trainer: Mit Schaaf räumte Werder die großen Titel ab. Zwischen 1988 und 2009 gewann der SV Werder neun bedeutende Titel, wurde mehrmals Meister und Pokalsieger, feierte das Double und holte einen Europapokal an die Weser. Werders Mannschaften waren gespickt mit tollen Typen. Viele von ihnen und auch Schaaf selbst erzählen nun, wie die Trophäen nach Bremen kamen und was hinter den Kulissen passierte. Das Magazin ist im Buch- und Zeitschriftenhandel erhältlich, telefonisch unter 04 21 / 36 71 66 16 sowie in unserem Online-Shop. 100 Seiten, 9,80 Euro.