Am Sonntagmittag rannte Ilia Gruev wieder. Nicht irgendwo, sondern beim sogenannten Spielersatztraining über den Rasen am Osterdeich. Was durchaus eine Erwähnung wert ist, denn keine 24 Stunden zuvor hatte er beim herben Pokal-Aus des SV Werder Bremen in Köln noch gefehlt. Rund um die Partie war deshalb eifrig von einem nahenden Wechsel des defensiven Mittelfeldspielers ausgegangen worden. Laut „Kicker“ soll wie schon vor einem Jahr der niederländische Topverein Ajax Amsterdam Interesse am 23-Jährigen haben. Clemens Fritz, Werders Leiter Profifußball, hat am Sonntag auf Nachfrage unserer Deichstube allerdings betont, dass ein Transfer aktuell nicht im Raum stehe.
„Ich weiß gar nicht, wo dieses Thema plötzlich herkommt“, erklärte Fritz. „Fakt ist, dass wir kein Angebot für ihn vorliegen haben. Wir haben auch keines abgelehnt.“ Davon wiederum hatte die „Bild“-Zeitung kürzlich berichtet: Werder habe eine Vier-Millionen-Euro-Offerte eines nicht näher genannten Clubs ausgeschlagen.
Ungeachtet des Dementis sorgt die Nichtberücksichtigung Gruevs weiter für Gesprächsstoff. Schließlich wurde bei den Bremern in der Vergangenheit oft betont, dass dem bulgarischen Nationalspieler die Zukunft auf der Sechserposition gehöre. Zwar kam er schon in der Vorsaison nicht an Konkurrent Christian Groß vorbei, dass er jetzt von Chefcoach Ole Werner aber komplett ausgebootet wurde, überraschte dann doch.
„Es war eine sehr harte Entscheidung, die Ole treffen musste. Er hat sich das nicht leicht gemacht“, erklärte Clemens Fritz und sprang damit dem Trainer zur Seite, der unmittelbar nach der Partie ganz ähnlich argumentiert hatte. „Weil wir eine Vakanz auf den Außenverteidigerpositionen hatten, konnten wir nicht drei defensive Mittelfeldspieler mit nach Köln nehmen. Christian Groß sollte wegen seiner Erfahrung unbedingt dabei sein, er ist eine Führungspersönlichkeit bei uns“, betonte Fritz.
Gruevs Situation ist derweil seit der vergangenen Woche noch ein wenig komplizierter geworden, denn nun ist da ja auch noch der neue Sechser Senne Lynen. Und der durfte anders als Gruev trotz nur weniger Trainingseinheiten direkt mit nach Köln. Dass der 24-jährige Belgier beim Pokalauftakt ungeachtet erheblicher Bremer Defensivprobleme dann nicht einmal eingewechselt wurde, während der systemerprobte Gruev zu Hause bleiben musste, sorgte bei nicht wenigen Fans für ausgiebiges Kopfschütteln. „Senne ist erst seit ein paar Tagen da. Ihn wollen wir, so schnell es geht, ins Team integrieren. Deswegen sei die Entscheidung, den Belgier mitzunehmen, so gefallen, sagte Fritz. „Der Konkurrenzkampf bei uns ist sehr groß, aber im nächsten Spiel kann Ili schon wieder mit dabei sein.“
Wenn der sich mit dieser Rolle denn zufriedengeben will. Die unmissverständlichen Signale des Wochenendes dürften schließlich auch bei ihm angekommen sein. Gruev besitzt bei Werder noch einen Vertrag bis zum Sommer 2025, eine vorzeitige Trennung würde den Bremern dringend benötigtes Geld in die Kasse spülen. Und Gruev womöglich eine bessere sportliche Perspektive bescheren. Das Wechselthema dürfte also lebendig bleiben.