Keine Tore, keine Punkte, keine Kohle – Ende August sieht es beim SV Werder Bremen gar nicht gut aus. Und deshalb darf durchaus von der Woche der Wahrheit gesprochen werden. Nur noch bis Freitag, 18 Uhr, sind dringend benötigte Transfers möglich, am Sonnabend kommt dann der 1. FSV Mainz ins Weserstadion. Bei den Grün-Weißen wird intensiv daran gearbeitet, die Kurve zu bekommen, erst auf dem Transfermarkt, dann in der Tabelle. Doch das wird verdammt schwierig.
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Niclas Füllkrug nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein. Denn Werder kann nach Informationen unserer Deichstube nur einen Spieler verpflichten, wenn vorher einer verkauft wurde. Der 30-Jährige steht weiterhin ganz oben auf der Liste, weil er als Bundesliga-Torschützenkönig die höchste Einnahme verspricht und es für die anderen Profis im Kader kaum nennenswerte Interessenten gibt. Werder will aber auch nicht zu sehr zocken, spätestens am Donnerstag müsste ein Füllkrug-Transfer durch sein, um die vorbereiteten Deals für einen Mittelstürmer-Ersatz sowie andere Positionen noch rechtzeitig abwickeln zu können. Ein echtes Zitterspiel für alle Beteiligten.
Hinter den Kulissen wird deshalb vor allem eines – viel telefoniert. Die Phase des Abtastens ist vorbei, in den letzten Tagen der Transferperiode müssen die Karten ausgespielt werden. Und es ist ordentlich Bewegung im Markt. Experten rechnen gerade im Bereich der Stürmer noch mit einigen Wechseln. Der Name Füllkrug taucht dabei immer wieder als ein möglicher Nachfolger von Randal Kolo Muani auf. Der 24-jährige Franzose von Eintracht Frankfurt wird von Paris St. Germain heiß umworben, doch den Hessen ist angeblich die gebotene Ablösesumme von 65 Millionen Euro zu gering. Auch dort wird also gepokert.
Wird Füllkrug als unverkäuflich erklärt?
Bei Füllkrug ist auch eine Zukunft in England oder Italien denkbar. Bislang hat aber noch kein Angebot richtig gepasst. Was wiederum auch an Werder liegt. Füllkrug wird nicht müde zu betonen, wie wohl er sich bei den Grün-Weißen fühlt – genauso wie seine Familie in Bremen. Das aufzugeben will gut überlegt sein. Zudem will er seinen Traum von der EM-Teilnahme im eigenen Land nicht durch einen unüberlegten Wechsel gefährden. Dazu passt: Der neue Vertrag mit Werder – wie bereits berichtet – ist schon ausgehandelt und würde Anfang September offiziell gemacht. Wenn kein anderer Klub vorher dazwischen grätscht.
Werder könnte ein Machtwort sprechen und den neben dem verletzten Naby Keita vielleicht wichtigsten Spieler im Kader wenige Tage vor Transferschluss als unverkäuflich erklären. Doch darauf wird ganz bewusst verzichtet und große Unsicherheit in Kauf genommen. Zu groß ist die Verlockung, für einen Ü-30-Spieler eine Ablösesumme im zweistelligen Millionen-Bereich zu kassieren. Erhofft werden 20 Millionen Euro, realistisch sind eher 15. Wer kann schon sagen, ob das in einem Jahr noch genauso ist? Werders Geschäftsmodell fußt nun einmal auf Transfereinnahmen – oder auf großem sportlichen Erfolg mit der Rückkehr ins internationale Geschäft. Doch davon sind die Bremer meilenweit entfernt.
Plan B: Gruev könnte verkauft werden
Andererseits: Ohne Füllkrug könnte schon der Klassenerhalt schwierig werden. Das wissen natürlich auch die Verantwortlichen. Sie fahnden daher nicht nur nach einem guten Ersatz, sondern erhoffen sich durch weitere Neuzugänge eine deutliche Verbesserung des Kaders, die Füllkrugs Fehlen dann zumindest kompensiert und das Team langfristig sogar weiterentwickelt. Darauf so lange zu warten, ist aber ziemlich riskant.
Es gibt aber immerhin auch einen Plan B – und zwar einen mit dem Verbleib von Füllkrug. So könnte Mittelfeldmann Ilia Gruev verkauft und dafür der dringend benötigte Linksverteidiger verpflichtet werden. Für den 23-jährigen Bulgaren gibt es zwar Angebote, aber noch sind längst nicht alle Parteien glücklich. Werder will das Talent nicht zu günstig abgeben, der Spieler sich nicht verwechseln.
Der Klub wäre auch bei vielen anderen Profis gesprächsbereit, doch deren Wechselabsichten sind ähnlich gering wie das Interesse anderer Vereine an ihnen. Immerhin: Union Berlin soll sich bereits im Juni intensiv um die Dienste von Marco Friedl bemüht haben, wegen einer zu hohen Ablösesumme aber wieder abgesprungen sein. Ansonsten blieb es bislang ziemlich ruhig. Doch das könnte sich ja noch ändern – und muss es wohl auch, damit Werders Plan aufgeht.