Augsburg. So schnell geht das. Vor zehn Tagen noch ging es an dieser Stelle um Sebastian Mielitz. Es war der Nachhall des Spiels beim SC Freiburg, also jenes 2:1-Sieges, den Werder auch dem 23-jährigen Schlussmann zu verdanken hatte.
Mit einer Blitzreaktion hatte er das Freiburger 2:0 verhindert und seine Mannschaft im wahrsten Wortsinn im Spiel gehalten. Heute aber geht es um den Nachhall des Spiels in Augsburg, also jener 1:3-Niederlage, die man auch Mielitz zuschreiben muss.
Zwei der drei Gegentreffer in Augsburg fielen in die Verantwortung des Tormannes – das eine in Teilen, das andere ursächlich. Beim 1:2 war Mielitz das letzte Element einer Fehlerkette, deren andere Glieder Namen trugen wie Akpala, Schmitz, Fritz, Prödl oder Sokratis – mithin die halbe Mannschaft.
Der erste hatte den Ball verloren, die anderen aus der Viererkette schafften es nicht, ihn zwei Augsburgern wieder abzujagen. Schlussendlich schoss Stephan Hain aus spitzem Winkel ins kurze Eck, also in die Zone, die in solchen Szenen als Hochsicherheitssektor des Torwarts zu gelten hat. Mielitz hatte sie sträflich offen gelassen – Vorwürfe aber machte ihm niemand, zu viele waren involviert in diesen Gegentreffer.
Das 1:3 jedoch war ein ausschließlicher Mielitz-Fehler. Als Freistoßschütze Daniel Baier schon anlief, orientierte sich Mielitz noch schnell aus der Torwartecke in die Mitte des Gehäuses – und wurde auf dem falschen Fuß erwischt, als der Ball eben dorthin segelte, wo er eine knappe halbe Sekunde zuvor noch gestanden hatte. "Das war die Torwartecke. Das war mein Fehler. Das muss ich mir ankreiden", urteilte Mielitz in drei kurzen Sätzen präzise. Immerhin: Er stellte sich nach der Partie der Kritik; andere taten das nicht.
Ohnehin wissen sie bei Werder, dass sie Geduld brauchen mit ihrer neuen Nummer eins. Und: Es waren die ersten Fehler des Nachfolgers von Tim Wiese, der bislang zwar oft nervös wirkte, folgenreiche Aussetzer aber bislang vermieden hatte. So fiel die Schelte von Sportdirektor Klaus Allofs denn auch in der Tendenz deutlich, in der Wortwahl aber moderat aus. Mielitz habe sich anstecken lassen vom Abwehrverhalten der Vorderleute, meinte der Werder-Chef. Aber natürlich "war das ein Fehler", sagte Allofs auch, "ich versuche doch nicht, die Unhaltbaren zu halten, sondern die Haltbaren."
Dabei wollte Mielitz beim Augsburger Freistoß am Freitagabend nur auf Nummer sicher gehen – Ziel war es, auch den Bereich des Tores absichern, der bei einem Schuss über die Abwehrmauer gefährdet gewesen wäre. Und Mielitz tat dies aus gutem Grund: Denn zehn Tage zuvor, in Freiburg, hatte er mit dem 0:1 von Jonathan Schmid genau so ein Gegentor kassiert. Sein Augenmerk lag im Breisgau auf der Torwartecke, und so war der Schlussmann chancenlos, als der Ball am entgegengesetzten Ende ins Tornetz rauschte. In Augsburg wollte Mielitz genau das vermeiden – er spekulierte und beging so einen kapitalen Fehler aus Gewissenhaftigkeit.