Auch wenn man das nach den schlechten Ergebnissen im Februar kaum noch für möglich gehalten hätte: Für Werder kommen jetzt die entscheidenden Wochen. Denn mit einer kleinen Siegesserie könnte Bremen die Lage in der Tabelle deutlich verändern.

Der langjährige Werder-Torhüter Oliver Reck schreibt im wöchentlichen Wechsel mit Jörg Wontorra, Anja Stahmann, Christian Stoll und Lou Richter, was ihm im Fußballgeschehen und bei Werder Bremen aufgefallen ist.
Jetzt höre ich viele natürlich sagen: Was redet der Reck denn da von einer Siegesserie, nachdem Werder zuletzt, bis zum Erfolg in Leverkusen, fünf Spiele gar nicht gewonnen hatte. Aber dann schauen wir uns den Spielplan doch mal an: Nach den drei Bonuspunkten durch den Sieg in Leverkusen, mit denen niemand rechnen konnte, geht es jetzt im Weserstadion gegen Borussia Mönchengladbach. Kann Werder das gewinnen? Ich denke: Ja. Und danach geht es zum Tabellenvorletzten Holstein Kiel. Kann Werder dort gewinnen? Natürlich auch.
Wenn diese einfache, aber nicht völlig aus der Luft gegriffene Rechnung aufgeht, dann hätte Werder aus drei Spielen neun Punkte geholt und damit plötzlich maximalen Druck auf Mannschaften wie Dortmund, Gladbach und Stuttgart ausgeübt, die jetzt noch vor den Bremern stehen – und die es nach den drei Spielen vielleicht nicht mehr tun. Denn weder Dortmund noch Gladbach oder Stuttgart haben ihre Spiele am vergangenen Wochenende gewinnen können. Werder kann das zwar nicht beeinflussen, aber Werder kann es ausnutzen.
Und darum wird es bis Saisonende nun gehen: Kann Werder noch in die internationalen Ränge rutschen? Und lassen die anderen Mannschaften es auch zu, dass Bremen noch da oben reinrutscht? Dafür muss Werder nun selbst etwas tun, denn die Chance besteht vor allem mit Siegen gegen Mannschaften, die auch um diese internationalen Plätze kämpfen. Zum Beispiel demnächst gegen Stuttgart und Frankfurt. Diese Spiele darfst du zumindest nicht verlieren.
Für mich ist es viel zu früh, so zu tun, als würde es für Werder bis zum Ende der Saison nur noch um die Ehre gehen. Das Gegenteil ist der Fall: Gerade durch diesen unerwarteten Sieg in Leverkusen ist Werder jetzt wieder in der Situation, in dieser Saison noch etwas Außergewöhnliches zu erreichen. Ich möchte bis zum 34. Spieltag sehen, dass die Mannschaft darum nun kämpft, mit allem, was sie hat.
Silva funktioniert jetzt schon besser
Ich habe diese Hoffnung für Werder auch deshalb nicht aufgegeben, weil ich sehe, welche Qualität in der Offensive vorhanden ist. Werder ist im Angriff gut aufgestellt, und das auch in der Breite. In Leverkusen hat Marvin Ducksch, Werders erfolgreichster Stürmer, gar nicht mitgespielt, weil er verletzt war. Trotzdem hat man in Leverkusen zwei Tore geschossen.
Und auch mal ein paar Worte zu André Silva. Ja, er hat in bisher sechs Spielen für Werder noch kein Tor geschossen. Aber das ist gerade ein Prozess, in dem sich der Spieler mit der Mannschaft befindet. Man muss sich an diesen Stürmer gewöhnen. Das geht nicht innerhalb von drei oder vier Wochen. Das dauert eine gewisse Zeit. Schon beim Spiel in Leverkusen hat man gesehen, dass er inzwischen besser angekommen ist in der Mannschaft. Am ersten Tor war er direkt beteiligt. Auch seine Arbeit gegen den Ball war viel besser als in den Spielen davor – und das ist wichtig, wenn man Stürmer in einer Mannschaft von Ole Werner ist, denn das verlangt dieser Trainer. Alle Spieler müssen bereit sein, 90 Minuten gegen den Ball zu arbeiten.
Wenn Silva in den nächsten Wochen auch noch das Toreschießen anfängt, wäre Werder in der Offensive noch gefährlicher und hätte noch bessere Chancen, die von mir angesprochene Serie und weitere Siege zu schaffen. Zumal auch die Defensive in Leverkusen gut funktioniert hat. Dort kein Gegentor zu kassieren, das muss man erst einmal schaffen. Auch das sollte Werder Auftrieb geben.