Jiri Pavlenka hat Michael Zetterer wieder aus dem Tor des SV Werder Bremen verdrängt – und dabei wird es nun auch bleiben. „Wir werden jetzt nicht permanent wechseln, das macht wenig Sinn“, erklärte Trainer Markus Anfang nach dem 1:1 gegen Zweitliga-Tabellenführer FC St. Pauli. Für Zetterer heißt das, dass er zurück auf die Bank muss.
Schon in der Rückrunde der vergangenen Saison hatte er sich hinter Pavlenka angestellt – ursprünglich mit dem Hintergedanken, dass der Tscheche im Sommer wechseln würde und damit den Weg frei machen würde. Nun scheint es – ähnlich wie in der Vergangenheit für Zetterer-Vorgänger Stefanos Kapino – ganz anders zu laufen.
Werder-Coach entschied sich erst kurz vor dem Spiel für Pavlenka
Erst am Samstagmorgen, also wenige Stunden vor dem Anpfiff, hatte Anfang seine Torhüter über den Tausch informiert. Für Zetterer ist es ein schwerer Rückschlag. „Ich weiß auch, dass er damit nicht glücklich ist. Ich kann ihm auch nicht vorwerfen, dass er schlecht gespielt hätte“, sagte der Coach. Weshalb er dennoch den Wechsel vollzog? Anfang erklärt es so: „Wir haben uns gefragt: Was können wir noch machen, um der Mannschaft eine gewisse Routine zu geben? Dann haben wir gesagt, dass Pavlas der Torhüter mit der größeren Erfahrung ist, der vielleicht noch mehr Ruhe in unsere Defensive bringt. Deshalb haben wir uns für ihn entschieden.“
Ob Zetterer das so akzeptieren wird? Lange hatte Anfang ihm bescheinigt, gute Leistungen zu zeigen und dass es deshalb keinen Grund gebe, ihn hinter Pavlenka zu stellen. Das würde der Trainer auch gerne weiter so verkaufen, sagt: „Wir haben auch jetzt keine Nummer zwei, sondern zwei Einser auf Augenhöhe. Das wird auch immer so bleiben.“
Abschied Pavlenkas bei Werder drohte für den Winter
Zetterer war zu Saisonbeginn in die erste Elf gerutscht, weil Pavlenka verletzt aus der Sommerpause zurückgekehrt war. Als der langjährige Stammkeeper dann ab Mitte September wieder zur Verfügung stand, blieb Zetterer weiter im Tor, durfte sich deshalb nicht nur als Torhüter der Gegenwart, sondern auch als Keeper der Zukunft bei Werder sehen. Während er einen langfristigen Vertrag besitzt, läuft der Kontrakt von Pavlenka am Saisonende aus. Weil der Tscheche nicht spielte, deutete sich für den Winter, spätestens aber nach der Saison sein Abschied an.
Selbst Clemens Fritz, Leiter Profi-Fußball beim SV Werder, hatte zwei Tage vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli skeptisch auf eine Vertragsverlängerung geschaut: „Wenn wir zu ihm sagen: ,Wir wollen deinen Vertrag verlängern‘, dann sagt er: ,Zeigt mir erst mal eine Perspektive auf.‘“ Diese Perspektive ist nun offenbar wieder da, und die Karten in der Torwartfrage werden neu gemischt.
Pavlenka besticht mit Faktor Erfahrung
Anfang sagt, dass der Personalwechsel zwischen den Pfosten mit Torwarttrainer Christian Vander und den anderen Assistenten lange diskutiert worden sei. Vielleicht auch nicht erst seit der vergangenen Woche, vielleicht hatte Pavlenkas Erkrankung während der vergangenen Länderspielpause sogar eine frühere Rückkehr verhindert. Es sei am Ende „ein Gefühl“ gewesen, das in ihm gewachsen sei, so Anfang: „Wenn dann der Zeitpunkt gekommen ist, musst du eine Entscheidung treffen. Wir haben die Trainingswoche abgewartet. Beide waren gut, aber Pavlas war noch ein bisschen besser. Und dann kam noch der Faktor Erfahrung dazu.“
Während der 90 Minuten bekam Pavlenka kaum Möglichkeiten, sich auszuzeichnen. Es war ein von außen betrachtet unspektakulärer Arbeitstag, der für ihn persönlich aber sehr besonders war. „Es war nicht einfach, nach vier Monaten ohne einen einzigen Auftritt wieder zu spielen. Aber ich bin dankbar, dass ich endlich zurück bin“, sagte der Keeper auf Instagram.