Im Gegensatz zu Trainer Ole Werner hat Werder Bremens Leiter Profifußball Clemens Fritz schon höchstpersönlich dieses besondere Stadion der Freundschaft in Cottbus kennengelernt. Und deshalb sollte die Mannschaft seine Forderung vor dem Pokalspiel am Montag bei Energie Cottbus (18 Uhr) sehr ernst nehmen: „Du darfst da von der ersten Minute an überhaupt keine Luft dranlassen. Das wird eine sehr hitzige Atmosphäre", weiß Fritz.
Mit über 20.000 Besuchern ist die Arena des Regionalligisten längst ausverkauft. Die ganze Region fiebert dieser Partie entgegen, erinnert sie doch an die eigenen glorreichen Zeiten in der Bundesliga. 14 Jahre ist das immerhin schon her. Fast genauso lange wartet Werder auf einen weiteren Titel. Abgesehen vom Erstrundenaus vor einem Jahr waren die Bremer aber zuletzt immer sehr lange im Wettbewerb, klopften 2016, 2019 und 2021 sogar an die Tür zum Finale. Werner kennt natürlich die besondere Bremer Pokal-Geschichte mit insgesamt sechs Triumphen, aber der Wettbewerb an sich „ist schon ein großer Ansporn für mich. Denn du kannst als Mannschaft wahnsinnige Erlebnisse haben“. Mit Holstein Kiel düpierte er im Januar 2021 sogar mal den großen FC Bayern München. Doch das ist aktuell kein Thema für den Coach. „Alles beginnt mit dem ersten Schritt – und der heißt bei uns Cottbus.“
Natürlich sei Werder der Favorit. „Wenn wir unsere Leistung abrufen und stabil als Gruppe agieren, haben wir gute Möglichkeiten, weiterzukommen“, sagt Werner. Doch Cottbus sei nicht zu unterschätzen. Co-Trainer Tom Cichon haben Energie genau unter die Lupe genommen, dafür viele Testspiele live vor Ort besucht und sich auch Spiele aus der vergangenen Saison auf Video angeschaut. Die Mannschaft von Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz habe „eine ganz klare Idee, Fußball zu spielen“, so Werner: „Die Mannschaft ist sehr aktiv und hat ihre Stärken im fußballerischen Bereich. Da müssen wir sehr diszipliniert verteidigen. Wir brauchen gute Abläufe, ein hohes Tempo, ein gutes Gegenpressing und müssen im Laufe des Spiels eine Durchschlagskraft entwickeln.“
Genau an diesen Dingen wurde in den vergangenen sechs Wochen intensiv gearbeitet. So lange hat sich kaum ein anderer Proficlub auf die neue Saison vorbereitet. „Diese eine Woche mehr, die wir uns im Vergleich zu vielen Konkurrenten genommen haben, konnten wir gut gebrauchen, wenn man sich unsere Entwicklung anguckt“, urteilt Werner. Gerade bei den Abläufen bei Ballbesitz sei beim Doppeltest gegen den FC Groningen (6:1) und den FC Emmen (0:0) sehr viel Gutes zu erkennen gewesen. Damit sei die Basis für den Pflichtspielstart gelegt – und den sehnt der Coach nun auch herbei. „Das Kribbeln ist definitiv da, ich freue mich auf den Wettbewerb. Es ist zwar auch mal schön, ohne Ergebnisdruck arbeiten zu können, aber wir sind alle Sportler und lieben den Wettkampf.“ Das sei auch in der Trainingswoche zu spüren gewesen. „Ohne Spiele am Wochenende, in denen es um was geht, fehlen immer ein paar Prozent Schärfe im Training. Die war jetzt wieder zu erkennen.“
Werder ist also heiß, will anders als vor einem Jahr beim Drittligisten VfL Osnabrück keine böse Überraschung erleben. Der Faktor Geld spielt natürlich eine Rolle, der Pokal kann zu einer guten Einnahmequelle werden. Doch darüber will Fritz nicht groß sprechen. Die Profis sollen sich auf den Sport konzentrieren. Dafür werden ihnen die besten Voraussetzungen geschaffen. Angereist wird natürlich schon am Tag vor dem Spiel – und sich dann im Hotel konzentriert auf die Partie vorbereitet.
Drei Mal hat Fritz mit Werder selbst in der Lausitz gespielt und alle drei möglichen Ausgänge erlebt. „Bei einem Spiel lief es nicht so rund“, erinnert der 41-Jährige an den bis dato letzten Auftritt der Grün-Weißen in Cottbus. Am 21. Februar 2009 bejubelten die Gastgeber einen 2:1-Sieg – und Fritz weiß vor allem noch eines: „Es war sehr, sehr hitzig.“
Mit so einer Geschichte kann Werner zwar nicht aufwarten, aber ganz so unerfahren ist der 34-Jährige dann auch nicht. „Als Jugendlicher habe ich zwei Mal in Cottbus gespielt und ich glaube, beide Male auch gewonnen“, berichtet der Coach und fügt noch grinsend an: „So erfolgreich kann es gerne weitergehen.“