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1:2-Heimpleite am 24. Spieltag Als wäre ein Stecker gezogen worden: Werders Niederlage in der Analyse

Trotz eines frühen 0:1-Rückstands fand Werder Bremen gegen den VfL Wolfsburg häufig die richtige Lösung. Nach der Pause fiel das 0:2 – und Werder brach auseinander. Warum es dazu kam, zeigt unsere Analyse.
02.03.2025, 11:39 Uhr
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Von Tobias Escher
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Vor mittlerweile 21 Jahren platzte Bundestrainer Rudi Völler der Kragen. Gegenüber TV-Journalist Waldemar Hartmann beschwerte er sich in deftigen Worten über die Berichterstattung. Ständig sei die Rede von einem Tiefpunkt und einem immer noch „tieferen Tiefpunkt“. Eine derartige Wutrede ist vom ruhigen Ole Werner sicher nicht zu erwarten. Dass Werder mit nunmehr fünf Pflichtspiel-Niederlagen in Folge immer „tiefere Tiefpunkte“ erreicht, lässt sich indes nicht leugnen. Bei der 1:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg hielten die Bremer immerhin 45 Minuten mit. Das 0:2 kurz nach der Pause nahm ihnen jedoch unerwartet früh jede Hoffnung.

Werner baut radikal um

Werder-Coach Werner hatte bei seiner Aufstellung mit zweierlei Problemen zu kämpfen. Einerseits musste er nach der Pokalpleite bei Drittligist Arminia Bielefeld ein Zeichen setzen. Andererseits plagt Werder eine Verletztenmisere. So veränderte Werner seine Startelf auf gleich fünf Positionen. Teils waren diese Wechsel verletzungsbedingt motiviert, teils tauschte er Spieler aufgrund der schwachen Leistung in Bielefeld aus.

Taktisch veränderte Werner seine Grundformation nicht. Werder begann die Partie im klassischen 5-3-2-System. Senne Lynen spielte als Sechser deutlich tiefer als zuletzt. Leonardo Bittencourt und Jens Stage boten sich als Achter in den Halbräumen an. Vorne bildeten André Silva und Oliver Burke ein gänzlich neues Sturmduo.

VfL-Coach Ralph Hasenhüttl sah nach der Pokalpleite in Leipzig hingegen keine Veranlassung, sein Spielsystem zu verändern. Die Wolfsburger begannen in ihrer gewohnten Mischformation: Offensiv rückte Rechtsaußen Andreas Skov Olsen weit nach vorne. Defensiv wiederum ließ er sich in die Abwehrkette fallen. So griffen die Wolfsburger in einem 4-3-3 an, verteidigten jedoch wie Werder in einer 5-3-2-Formation.

Werder erspielt sich Chancen

Der frühe Wolfsburger Führungstreffer prägte die Partie. Nach einem Eckball hatte Werder-Keeper Michael Zetterer gepatzt, Patrick Wimmer stocherte den Ball ins leere Tor (6.). In der Folge zogen sich die Wolfsburger weit zurück. Ihre anfänglichen Versuche, die Bremer mit einem Mann-gegen-Mann-Pressing früh anzulaufen, gaben sie auf. Stattdessen verteidigten sie in einem kompakten 5-3-2-Block in der eigenen Hälfte.

Die Bremer mussten fortan das Spiel aus der eigenen Abwehr aufbauen. Bis zur Halbzeit sammelten sie fast 60% Ballbesitz. Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten gelang es den Bremern immer öfter, die Mittelfeldreihe der Wolfsburger zu überspielen. Silva und Burke ließen sich abwechselnd ins Mittelfeld fallen. Die Wolfsburger Abwehrspieler folgten ihnen nicht auf den Fuß. So musste Wolfsburgs Dreier-Mittelfeld entscheiden, ob sie weiter Bremens Mittelfeldspieler decken wollen – oder ob sie die zurückfallenden Stürmer aufnehmen.

Werder erzeugte über diese kleinen, aber feinen Positionswechsel häufig einen freien Mann. Gerade auf der rechten Seite gelangen Werder immer wieder Durchbrüche. Rechtsverteidiger Mitchell Weiser agierte gewohnt offensiv, häufig zog er in Richtung Zentrum. Das öffnete wiederum den Raum für Stage. Der Däne sprintete vom Zentrum auf den verwaisten Flügel. Werder gelangte im Verlauf der ersten Halbzeit immer häufiger an die Grundlinie.

Auch im Spiel gegen den Ball trat Werder wesentlich aktiver auf als unter der Woche gegen Bielefeld. Stage und Bittencourt schoben weit nach vorne. So konnten sie den zurückfallenden Wolfsburger Sechser Matthias Svanberg aggressiv anlaufen. Wolfsburg blieb meist nur der lange Ball. Den konnte Stürmer Jonas Wind jedoch nur selten festmachen.

Werder nutzt die Chancen nicht – Wolfsburg schon

Bis zur Pause machte Werder vieles richtig. Sie gaben fast doppelt so viele Schüsse ab wie Wolfsburg (11 zu 6). Auch bei den Expected Goals lagen sie klar vorne (1,6 zu 0,9). Der größte Unterschied zwischen beiden Teams: Wolfsburg machte aus einer Chance ein Tor. Werder scheiterte hingegen mit seinen fünf guten Möglichkeiten an Keeper Marius Müller.

Nach der Pause kam es, wie es kommen musste: Die Bremer Abwehr rückte in einer Situation nicht gedankenschnell genug auf. Wimmer zirkelte einen Schuss vom Strafraumrand in den Winkel (48.). Wolfsburg schöpfte aus geringem Aufwand einen hohen Ertrag.

Das Problem: Werders Leistung ließ nach dem Nackenschlag merklich nach. Plötzlich bewegten sich die Stürmer kaum mehr, sondern verharrten im Sturmzentrum. Die Mannschaft schob sich in der Abwehr den Ball zu, ohne die Halbräume mit riskanten Pässen zu suchen, wie sie dies noch vor der Pause getan hatte.

Zwar machte auch Wolfsburg jetzt manches besser. So rückten die Verteidiger aktiver aus der Abwehrkette heraus. Vorne brachen die Stürmer Angriffe früher ab, sodass die Wölfe den Ball länger in den eigenen Reihen laufen ließ. Der Hauptgrund für die chancenarme zweite Halbzeit war allerdings auf Bremer Seite zu verorten. Ihnen fehlte Mut und Durchsetzungsvermögen gegen die passiv verteidigenden Gäste.

Wechsel helfen nicht

Erschwerend hinzu kam, dass Werner abermals nur wenige Impulse von der Bank setzte. Das lag nicht nur am ausgedünnten Kader. So wechselte Werner zwar in der 72. Minute dreifach und beorderte Weiser ins zentrale Mittelfeld. Doch an seiner Grundformation rüttelte Bremens Trainer nicht. So mussten die Wölfe im Verlauf des Spiels ihre Taktik nicht anpassen.

Erst kurz vor dem Abpfiff gelang es Werder wieder, aus dem Spiel heraus eine Chance zu kreieren. Der Anschlusstreffer (90.) kam jedoch zu spät. Werder konnte die Spieldynamik im zweiten Durchgang nicht mehr herumreißen. So steht am Ende die sechste Niederlage im zehnten Pflichtspiel im Jahr 2025 – und damit ein noch tieferer Tiefpunkt als nach dem Pokalaus am vergangenen Dienstag.

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