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Werder nach dem 1:3 in Augsburg Werder auf dem Boden der Tatsachen

Augsburg·Bremen. Statt beim FC Augsburg mit einem Sieg den Weg nach oben einzuschlagen, offenbart Werder Defizite im Dutzend. Aaron Hunt sagt: "Jetzt wissen wir alle, woran wir sind."
07.10.2012, 05:00 Uhr
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Von Thorsten Waterkamp und Alexander Tietz

Augsburg·Bremen. Den ersten Schritt zur Aufarbeitung machte Thomas Schaaf gestern Vormittag. Auf elf Uhr hatte Werders Cheftrainer die Übungseinheit angesetzt, eine Stunde später als üblich. Eingedenk der nächtlichen Rückkehr aus Augsburg gab es diesen Aufschub für die Fußballprofis, um elf aber war inmitten Bremer Herbsttristesse niemand auf dem Trainingsrasen zu sehen. Drinnen im Stadion wurde gesprochen – etwas länger als üblich.

Nein, gleich die Begriffskeule zu schwingen und der Besprechung das Etikett "Krisensitzung" anzuheften, das ginge wohl zu weit. "Es ist wichtig, eine klare Analyse zu machen", sagte Schaaf nur. Andererseits lässt die zweite Länderspielpause der Saison, die nach diesem siebten Spieltag beginnt, eine erste Zwischenbilanz zu. Werder steht in der Tabelle auf Platz elf, wobei Stuttgart und Gladbach heute noch vorbeiziehen könnten. Doch das allein ist nicht der Grund, weshalb sich Klaus Allofs in einen "Schockzustand" versetzt sieht. Es sind die Alarmsignale, die die 1:3-Pleite beim bis dahin sieglosen FC Augsburg am Freitagabend aussendete. Man könne ein Spiel "ja mal unglücklich verlieren", sinnierte Allofs, und "gewisse Fehler entschuldigen". Der Auftritt in Augsburg aber, "das war ein ganz, ganz schlechtes Spiel."

Es war vor allem ein Spiel, das Bremer Defizite gleich im Dutzend offenlegte. "Wir waren nicht mal in der Lage, Zweikämpfe zu gewinnen", sagte Allofs. Und nicht nur das. Werder setzte sich zusammen aus Flügelspielern, die wiederholt gänzlich ohne Wirkung blieben; aus einer Sturmspitze, der erneut komplett die Bindung fehlte; Außenverteidigern, die Fehler über Fehler produzierten. Dazu eine Rückwärtsbewegung, bei der für viele Offensivkräfte die Mittellinie eine unüberwindbare Hürde zu sein schien. Und mangelhafte Konzentration, was Augsburg schon nach 95 Sekunden bestrafte. Mit fehlender Routine des Teams im Umbruch wollte Allofs diese Liste der Mängel nicht entschuldigt wissen. "Die Unerfahrenheit der Mannschaft entschuldigt nicht alles, schon gar nicht so ein Spiel", schimpfte Werders erster Geschäftsführer. "Fahrlässig" sei das gewesen und "keine Frage der Erfahrung".

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Diese Zustandsbeschreibung aber nährt sich keineswegs nur aus dem Augsburg-Spiel. Auch die erste Halbzeit anderthalb Wochen zuvor in Freiburg war katastrophal, die zweite Hälfte gegen Stuttgart eine Offenbarung beschränkter Bremer Möglichkeiten. An der Fantasie, die die Mannschaft mit ihren respektabel starken Auftritten in Dortmund und Hannover geweckt hat, ist sie gescheitert. So brachte es Aaron Hunt auf den Punkt: "Jetzt wissen wir alle, woran wir sind."

Werders Mittelfeldspieler war noch einer der Besseren beim 1:3, und so durfte er auch öffentlich den Kopf über das schütteln, was die Grün-Weißen bei den bis Freitag sieglosen Augsburgern zeigten. "Keine Ahnung, warum wir den Start so verpennen. Und wenn ich das zweite Tor sehe", schimpfte Hunt, "fällt mir dazu auch nichts mehr ein. Wir stehen viel zu weit weg vom Gegner. Das ist zu billig."

Die Quintessenz ist in der Liga-Statistik abzulesen. Sieben Spiele, sieben Punkte – das ist viel zu wenig und hat wohl auch den letzten Werderaner auf den Boden der Tatsachen geholt. Ambitionen wie das Erreichen eines Champions-League-Platzes, das Sokratis vor Saisonbeginn gar als Ziel ausgerufen hatte, sind Traumschlösser. Schluss damit, findet Hunt und stellt energisch klar: "Die Spieler sollten sich zu solchen Aussagen nicht hinreißen lassen, weil viele Mannschaften noch vor uns sind." Statt dessen müsse man aufpassen, "bloß nicht in eine Negativtendenz zu kommen, in der jeder mit sich selbst beschäftigt ist. Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir nicht abrutschen".

Klaus Allofs dagegen verzichtet lieber auf eine Zwischenbilanz. Man könne ja nicht nach jedem Spiel ein Fazit ziehen. Man kann das auch als Schutzbehauptung interpretieren: Schließlich hat auch die sportliche Leitung die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb ausgerufen, doch unter den aktuellen Bedingungen fällt selbst die Europa League unter den Traumschloss-Bann. Viel Luft nach unten ist nicht mehr. Nach oben schon.

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