Lange hat es gedauert, um herauszufinden, wie bei Romano Schmid ein Torjubel aussieht. Denn bisher hatte der junge Österreicher noch keinen Pflichtspieltreffer für den SV Werder Bremen erzielt. Bis Freitagabend: Mit seinem 40. Torschuss der Saison und im insgesamt 42. Spiel für Werder traf Schmid – und es blieb festzuhalten. Das Tor selbst war weitaus spektakulärer als der Jubel danach. Mit ausgestrecktem Zeigefinger lief der 21-Jährige Richtung Fans, setzte dann zur Rutschpartie auf den Knien an und fiel schließlich Mitspieler Leonardo Bittencourt um den Hals. Nicht etwa, weil dieser der Vorlagengeber gewesen wäre, sondern weil der erfahrene Kollege Schmid bei dessen mitunter schon verzweifelter Jagd nach dem ersten Tor im deutschen Profi-Fußball immer Mut zugesprochen hatte. Letztlich mit Erfolg. „Nach eineinhalb Jahren kann man sagen, dass einem Offensivspieler das erste Tor guttut. Dass es ein schönes war, ist natürlich umso besser“, sagte Schmid erleichtert.
Schmid zirkelt Ball aus 20 Metern ins Aue-Tor
Aus etwa 20 Metern hatte er im Spiel gegen den FC Erzgebirge Aue abgezogen. Ein Distanzschuss, wie Schmid sie schon oft abgefeuert hatte. Unhaltbar zirkelte der 1,68 Meter große Mittelfeldakteur den Ball zur Bremer 1:0-Führung ins Tor. Und Ole Werner, der neue Werder-Trainer, war einer der wenigen im Weserstadion, der sich in diesem Moment nicht wunderte. Erstens, weil er über Schmids Torlosigkeit gar nicht so richtig im Bilde war, sich erst von Co-Trainer Patrick Kohlmann informieren lassen musste: „Ich hatte das weniger auf dem Zettel, aber Patrick wusste das.“ Zweitens, weil der österreichische U21-Nationalspieler genau diese Schüsse noch im Training vor dem Spiel geübt hatte. „Romano stand nach den Einheiten ein paar Mal am Sechzehner und hat sich solche Dinger auflegen lassen. Vielleicht lag es ja an dieser Trainingsarbeit. Es war auf jeden Fall ein sehr schönes Tor“, sagte Werner.
Es gab niemanden im Team, der sich nach dem 1:0 nicht mit Schmid, der in Österreich „Zauberer“ gerufen wird und diesen Spitznamen sogar auf seinen Schuhen trägt, freute. Bittencourt hatte ihm stets geraten, sich „nicht zu sehr einen Kopf zu machen“, als die Bälle noch alle am Tor vorbeiflogen. „Bald wird Romano treffen“, hatte er noch vor Kurzem versprochen. Niclas Füllkrug sagte nun, er freue sich „riesig“ für Schmid: „Er ist ein enger Kumpel, ich bin viel mit ihm zusammen. Wir alle sehen im Training, dass er ein Wahnsinnskicker ist. Jetzt ist der Knoten bei ihm geplatzt.“
Ist er das? Die kommenden Partien werden es zeigen. Noch mal 42 Spiele oder 40 Torschüsse will Romano Schmid sicherlich nicht warten bis zum nächsten Treffer – dafür hat sich die Premiere viel zu gut angefühlt. „Das Tor war wahnsinnig wichtig für mich, ein Riesenerfolg“, sagte er. „Ich hoffe, es geht so weiter.“