Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Fritz oder Mr. X? Baumann-Nachfolger: Werder engt den Kandidatenkreis deutlich ein

Werder befindet sich auf der Suche nach einem Nachfolger für Frank Baumann als Geschäftsführer Fußball. Wie der Aufsichtsrat aus einer Long- eine Shortlist machen will und welche Kandidaten kein Thema sind.
09.11.2023, 18:48 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von kni

In den nächsten Tagen wird es zum ersten Mal richtig ernst bei der Suche des SV Werder Bremen nach einem Nachfolger für Frank Baumann. Der Geschäftsführer Fußball, auch Sportchef genannt, hatte vor einer Woche angekündigt, seinen im Sommer 2024 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Clemens Fritz besitzt als Leiter Profifußball gute Chancen, befördert zu werden. Doch der Aufsichtsrat, der die Geschäftsführung bestimmt, hat inzwischen eine sogenannte Longlist mit rund 30 möglichen Kandidaten erstellt, die nun zu einer Shortlist mit nur noch drei bis fünf Namen zusammengestrichen werden soll. „Wir wollen für diese so wichtige Position die bestmögliche Lösung finden“, betont Aufsichtsratsvorsitzender Hubertus Hess-Grunewald im Gespräch mit der DeichStube und erläutert die Vorgehensweise des Kontrollgremiums.

„Wir haben uns das Stellenprofil von Frank Baumann noch einmal genau angeschaut, darüber gesprochen und dann aktualisiert. Dazu passend haben wir einen Kriterien-Katalog erstellt, der uns später bei der Bewertung der Kandidaten helfen soll“, berichtet Hess-Grunewald. Parallel wurde an der Longlist gearbeitet – mal aktiv durch eigene Recherche, mal auch passiv. „Ich habe ein paar Anrufe von Interessenten bekommen“, erzählt Hess-Grunewald. Er habe auch Baumann um Vorschläge gebeten und diese dann mit den eigenen abgeglichen. Einige Aufsichtsratsmitglieder hätten sich ebenfalls eingebracht, sodass die Longlist nun rund 30 Personen umfasst.

Wenn wir das Gefühl haben, externe Expertise zu benötigen, dann werden wir die einholen
Hess-Grunewald

Eine Frau ist nicht dabei. „Wir hätten uns das gut vorstellen können, aber es gibt leider immer noch sehr wenige Frauen, die in unserer Branche tätig sind und die entsprechenden Voraussetzungen für diese Position mitbringen“, erklärt Hess-Grunewald. Der Blick würde derweil auch ins Ausland gehen, dabei von potenziellen Kandidaten aber schon eine Affinität zur Bundesliga erwartet. Nach Möglichkeit sollte der Anwärter sofort frei verfügbar sein, im Notfall wäre auch ein Kompromiss möglich. So wie vor elf Jahren bei Thomas Eichin. Der ehemalige Fußball-Profi hatte erst noch ein paar Wochen für den Eishockey-Erstligisten Kölner Haie weitergearbeitet, ehe er schließlich an die Weser wechselte.

Auch da war Hess-Grunewald als Aufsichtsratsmitglied involviert – genauso wie 1999 bei der Einstellung von Klaus Allofs. Diese Erfahrung will der 63-Jährige nun natürlich nutzen. Dazu könnte auch gehören, sich beraten zu lassen. Der Rechtsanwalt kennt natürlich die Kritik, dass dem siebenköpfigen Aufsichtsrat kein ehemaliger Fußball-Profi oder sportlich Verantwortlicher aus der Branche angehört. „Wenn wir das Gefühl haben, externe Expertise zu benötigen, dann werden wir die einholen“, versichert Hess-Grunewald. Dies sei aber erst für die Bewertung der Shortlist-Kandidaten vorgesehen. Dass der von der „Bild“ ins Gespräch gebrachte Bernhard Peters dabei eine Rolle spielt, wollte Hess-Grunewald nicht bestätigen. Der ehemalige Hockey-Weltmeister-Trainer, der seit vielen Jahren im Fußball arbeitet, berät mit seiner Agentur schon länger das Leistungszentrum des SV Werder.

Bobic oder Heldt kein Thema in Bremen

Bei der Personalie Peters gerät sofort auch der Name Thomas Hitzlsperger in den Fokus. Beide arbeiten eng zusammen, sind als Investoren beim dänischen Traditionsclub Aalborg BK eingestiegen. Ex-Profi Hitzlsperger hat einst beim VfB Stuttgart eine ähnliche Position wie Baumann in Bremen bekleidet und könnte damit durchaus auf Werders Liste stehen. Zu Namen will sich Hess-Grunewald jedoch nicht äußern. Demnach auch nicht zu Per Mertesacker. Der Ex-Werder-Profi soll den Grün-Weißen bereits signalisiert haben, dass er wegen seines Jobs als Nachwuchschef beim FC Arsenal nicht zur Verfügung steht.

Lesen Sie auch

Als sicher gilt, dass so namhafte Manager wie Fredi Bobic oder Horst Heldt kein Thema an der Weser sind. Sie gelten als verbrannt und als nicht passend zum Verein, der weiter für wirtschaftlich vernünftiges Handeln stehen will. Wie es Baumann zumeist vorgelebt hat – und wie es Clemens Fritz fortführen könnte. Schließlich ist er bei Baumann in die Lehre gegangen und war schon als Profi eher besonnen.

Durch ein zweijähriges Trainee-Programm im Club sowie ein Management-Studium bei der Europäischen Fußball-Union (Uefa) wurde Fritz sukzessive aufgebaut, um irgendwann auch in die Geschäftsführung aufrücken zu können. „Deswegen ist er unser interner Kandidat. Wir halten ihn für absolut geeignet“, sagt Hess-Grunewald: „Aber es ist unsere Pflicht als Aufsichtsrat, andere Optionen zu prüfen, um dann bestmöglich zu entscheiden.“ Dass Fritz dadurch öffentlich beschädigt werden könnte, hält der Aufsichtsratsvorsitzende für Unsinn: „Wir haben das mit Clemens besprochen. Er hat den Prozess absolut befürwortet, weil er nichts geschenkt haben will. Das fand ich eine starke Aussage von ihm. Es geht hier immerhin um die wichtigste Position im Verein, da ist größtmögliche Professionalität gefragt.“

Fritz soll sein Konzept vorstellen

Das Rennen sei deshalb völlig offen, versichert Hess-Grunewald. Fritz soll möglichst noch im November dem Aufsichtsrat in einer Präsenzveranstaltung sein Konzept vorstellen. Übrigens unabhängig von der anderen Kandidatensuche. Die dürfte noch etwas länger dauern. Wer es auf die Shortlist schafft, wird vom Aufsichtsrat noch einmal genau unter die Lupe genommen. Erst nach einer umfangreichen Bewertung erfolgt eine Kontaktaufnahme und anschließend möglicherweise ein Vorstellungsgespräch.

Bis spätestens Ende März will der Aufsichtsrat eine Entscheidung getroffen haben, ob Fritz im Sommer die Nachfolge von Baumann antreten wird oder Mr. X. Wenn es schneller geht, hätte niemand von den Verantwortlichen etwas dagegen, wenngleich nicht mit einer Lösung noch in diesem Jahr gerechnet wird.     

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)