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0:1 in Dortmund Warum Werders Pleite beim Vizemeister trotzdem Mut macht

Die 0:1-Pleite in Dortmund war bitter - könnte aber aufgrund der guten Leistung aber als Mutmacher dienen. Was sich bei Werder verbessert hat und warum Grün-Weiß trotzdem unter Druck steht.
21.10.2023, 18:46 Uhr
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Von Daniel Cottäus

– Ob die Aussage jetzt direkt als Versprechen durchgeht, ist sicherlich Interpretationssache. Die Entschlossenheit in Blick und Stimme, mit der Marvin Ducksch am späten Freitagabend folgenden Satz aussprach, war allerdings unverkennbar. „Ich bin mir sicher, dass wir uns nächste Woche wieder belohnen werden“, sagte der Stürmer des SV Werder Bremen in den Katakomben des Signal Iduna Parks, wo seine Mannschaft kurz zuvor eine 0:1-Niederlage bei Vizemeister Borussia Dortmund kassiert hatte. Die dritte Niederlage am Stück, wohlgemerkt.

Und bereits die sechste im achten Saisonspiel. Mit weiterhin erst sechs Punkten auf dem Konto steckt Werder also im Tabellenkeller fest, womit die nackten Fakten rund um den Auftritt beim BVB umrissen wären. Darüber hinaus hatte es vor über 80.000 Zuschauern aber noch mehr gegeben, nämlich einen äußerst manierlichen Bremer Auftritt, nach dem die Gäste zwar nichts Zählbares, dafür aber neuen Mut mit auf den Heimweg nehmen konnten. Anders ausgedrückt: Im ungemütlichen Bremer Herbst dürfte das Dortmund-Spiel auch ohne Erfolgserlebnis vorerst für etwas Ruhe sorgen – allerdings stehen Mannschaft und Trainerteam am kommenden Spieltag umso mehr in der Pflicht, die Leistung zu bestätigen und in dringend benötigte Punkte umzuwandeln.

Forderung von Trainer Ole Werner

Darüber macht sich auch Cheftrainer Ole Werner keinerlei Illusionen. Zwar zeigte sich der 35-Jährige mit der Vorstellung in Dortmund grundsätzlich zufrieden und sagte: „Heute waren wir 90 Minuten lang wirklich konstant als Mannschaft sichtbar. Wir hatten einen klaren Plan und eine klare Umsetzung. Jeder hat sich total in den Dienst der Sache gestellt und ist in allen Phasen des Spiels aufmerksam gewesen.“ Dann verknüpfte er das Ganze aber umgehend mit einer Forderung: „Das ist genau das, was wir auch in den nächsten Wochen bringen müssen.“

Mit diesem Zwiespalt zwischen grundsätzlicher Zufriedenheit mit der Leistung auf der einen und dem Wissen um die weiterhin viel zu geringe Gesamtausbeute auf der anderen Seite kämpften am Freitagabend alle Bremer Spieler und Verantwortlichen während ihrer Statements. Clemens Fritz hielt als Leiter Profifußball fest: „Jeder kann die Tabelle lesen und sieht, was da steht. Uns ist bewusst, wo wir uns befinden. Trotzdem ist es wichtig, jetzt auch das Positive in die nächsten Spiele mitzunehmen. Aber natürlich brauchen wir Punkte.“

Dass es davon in Dortmund beinahe zumindest einen gegeben hatte, lag vor allem an einer über weite Strecken disziplinierten Defensivleistung gegen die Highspeed-Offensive des BVB. Werners Plan mit Leonardo Bittencourt im defensiven Mittelfeld an der Seite von Jens Stage ging dabei ebenso auf wie die Idee, dass Romano Schmid bei gegnerischem Ballbesitz aus der Doppel- eine Dreifachsechs vor der Fünferkette werden ließ. Das sorgte für Kompaktheit und Stabilität, brachte also Sicherheit und könnte auch in den kommenden Wochen ein wirksames Mittel sein, um die bisherige Gegentorflut (nunmehr 18 in acht Spielen) weiter einzudämmen.

Wir haben insgesamt über 90 Minuten sehr gut verteidigt. Du kannst nicht alles verhindern, aber trotzdem war es nicht allzu viel, was wir zugelassen haben. 
Ole Werner

„Wir haben insgesamt über 90 Minuten sehr gut verteidigt. Du kannst nicht alles verhindern, aber trotzdem war es nicht allzu viel, was wir zugelassen haben“, sagte Werner, dessen Bremer in der 67. Minute den entscheidenden Gegentreffer kassiert hatten. Zunächst durfte Emre Can unbedrängt durchs Zentrum spazieren, dann verlor Mitchell Weiser Torschütze Julian Brandt aus den Augen – 0:1. Ein Rückstand, auf den Werder keine Antwort mehr fand, weil – und auch das gehört zur Geschichte dieses Abends in Dortmund –, die Offensive der Gäste kaum Durchschlagskraft entwickelte.

Bittencourt sieht Team auf gutem Weg

Bei Werner klang das hinterher so: „Was uns gefehlt hat, war, dass wir den Ball besonders in der ersten Halbzeit bei unseren wirklich guten Kontergelegenheiten mit dem finalen Pass an den Mann bringen. Da haben wir es nicht geschafft, aus den vorhandenen Räumen, die wir gut gefunden haben, mehr Kapital zu schlagen.“ Gegen Union soll nun (endlich) beides funktionieren: Defensive und Offensive. Denn klar ist: Verliert Werder auch das nächste Spiel, spricht kein Mensch mehr über den Mutmacher-Auftritt von Dortmund.

„Es ist keine angenehme Situation, dessen sind wir uns bewusst. Da muss man auch nicht drumherum reden“, antwortete Werner auf die Frage, wie brenzlig die Lage nach dem achten Spieltag in seinen Augen sei. Und weiter: „Wir brauchen Punkte und müssen unsere Gelegenheiten dazu nutzen, wenn sie sich bieten. Aber es ist keine Situation, in der man in Panik verfallen muss.“ Werder sei schließlich nach wie vor dabei „wieder etwas aufzubauen, und dass das nicht ohne schwierige Phasen und Rückschläge geht, wussten wir“. Wichtig, und diesen Punkt betonten am Freitagabend gleich mehrere Bremer, sei der Zusammenhalt, „dass man es gemeinsam tut“, wie Werner sagte. Leonardo Bittencourt sieht das Team da auf einem guten Weg: „Wenn wir keine Mannschaft wären, dann könnten wir in Dortmund an einem Freitagabend nicht so auftreten.“ Wie gesagt: Eine Niederlage als Mutmacher.

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