Datenanalyse Agiler Stürmer mit Lufthoheit: Das ist Werder-Neuzugang Dawid Kownacki

Dawid Kownacki hat in der laufenden Zweitligasaison für Fortuna Düsseldorf zwölf Tore erzielt und neun vorbereitet. Aber wie gut ist der Stürmer aus Polen wirklich? Werders Neuzugang in der Datenanalyse.
24.05.2023, 19:30 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Von Daniel Cottäus

Es sind beeindruckende Zahlen, die auf eine verheißungsvolle Zukunft beim SV Werder Bremen hoffen lassen: In der laufenden Zweitligasaison hat Dawid Kownacki für Fortuna Düsseldorf zwölf Tore erzielt und neun vorbereitet, was ihn zu einem der Topscorer der Liga macht. Aber wie gut ist der Stürmer aus Polen wirklich? Wo liegen seine Stärken und Schwächen? Die Experten von Createfootball haben den 26-Jährigen anhand zahlreicher Daten ganz genau unter die Lupe genommen.

Werder-Neuzugang: Kownackis Spielstil, Stärken und Schwächen

31 Einsätze hat Werders Neuzugang in dieser Saison bisher für Düsseldorf in der 2. Liga bestritten, auch am letzten Spieltag in Kaiserslautern dürfte er am Sonntag wieder zur Startelf zählen. Unter Fortuna-Trainer Daniel Thioune kam Kownacki sowohl als alleiniger Neuner als auch in einer Doppelspitze zum Einsatz. Mit seinen 21 Scorerpunkten war er an über einem Drittel aller Düsseldorfer Saisontore (55) direkt beteiligt.

Kownacki ist dabei ein beweglicher Stürmer, und auch wenn er nicht mit dem schnellsten Antritt gesegnet ist, sorgt er mit seinen Läufen immer wieder für Torgefahr und ist für seine Teamkollegen konstant anspielbar. Dank seines cleveren Stellungsspiels gelangt der polnische Nationalspieler (sieben Einsätze, zuletzt im Juni 2021) regelmäßig in gute Schusspositionen im Strafraum (3,5 Mal pro 90 Minuten) und sucht dabei oft direkt den Abschluss (2,4 Mal pro 90 Minuten). Häufig wird Kownacki mit Flanken angespielt. In der Luft ist der 1,86-Meter-Mann äußerst durchsetzungsstark und dank seines robusten Körpers ein geeigneter Zielspieler. Kownacki gewinnt über 40 Prozent seiner Kopfballduelle. Seine Fähigkeit, dem Gegenspieler im Strafraum durch schnelle Richtungswechsel zu entwischen, ist ursächlich für seine Torgefahr.

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Und dennoch: Kownacki ist weit mehr als ein reiner Strafraumstürmer, denn er setzt seine Mitspieler regelmäßig in Szene, besonders auf mittlerer Distanz und im letzten Drittel ist sein Kombinationsspiel auffallend stark. Pro 60 Minuten Nettospielzeit legt der Angreifer knapp zwölf Kilometer Laufstrecke zurück. Häufig setzt er sich zwischen die Linien ab, um Angriffe einzuleiten. In Düsseldorf hängt das auch damit zusammen, dass die Mannschaft ihren Spielaufbau nicht mit langen Bällen aufzieht, sondern flach kombiniert. Als Fixpunkt der Fortuna-Offensive kommt Kownacki dann entweder kurz oder öffnet durch Klatschpässe Räume für seine Mitspieler. Auch im Spiel gegen den Ball weiß Werders erster Neuzugang für die kommende Saison durchaus zu gefallen. Im Gegenpressing verhält er sich intelligent und fängt pro 90 Minuten 2,7 Pässe in der gegnerischen Hälfte ab.

Gleichwohl weist der Rechtsfuß natürlich auch Defizite auf. Gerade in Sachen Schussgenauigkeit hat Kownacki Schwächen: Nur 44 Prozent seiner Abschlüsse gehen aufs Tor, was selbst in der 2. Bundesliga nur leicht überdurchschnittlich ist. Dazu fehlt ihm das Tempo, um regelmäßig mit Läufen hinter die Abwehrkette zu gelangen und auch für vertikale Bälle im Umschaltspiel als Anspielstation infrage zu kommen.

Werder Bremen: So passt Kownacki ins System?

In der Bremer Doppelspitze wird Kownacki seine Fähigkeiten als beweglicher, abschlussstarker Stürmer einsetzen können. Zumal er auch aus einer tieferen Positionierung Chancen kreieren und seinen Sturmpartner in Szene setzen kann, ähnlich wie es Marvin Ducksch aktuell bei Werder tut. In die Spielidee von Cheftrainer Ole Werner, der ziemlich hoch verteidigen lässt, kann Kownacki seine Qualitäten auch gegen den Ball einbringen. Er passt in dieser Hinsicht recht gut zu Niclas Füllkrugs kerniger Spielweise (auch wenn die Zukunft des deutschen Nationalspielers noch ungeklärt ist) und liegt bei den Statistiken zu gewonnenen Offensiv- und Luftzweikämpfen deutlich vor Ducksch. Kownacki muss jedoch erst noch nachweisen, dass er dieses Level auch in der Bundesliga halten kann.

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Um für Werders Offensive womöglich einen ähnlichen Wert wie Füllkrug erreichen zu können, muss der Pole im Oberhaus besonders seine Abschlussqualität verbessern – in seinem bis dato letzten Bundesligajahr für Fortuna Düsseldorf (Saison 2019/20) gelang ihm kein einziger Treffer. Da Kownacki zu einem Drittel weniger Tiefenläufe ansetzt als Ducksch und sich im Vergleich zu Füllkrug deutlich seltener Bälle abholt, dürfte sich mit ihm die Dynamik des Bremer Offensivspiels verändern. Möglich, dass Werder künftig mehr auf Flanken setzt, da der neue Mann mit Läufen in den Strafraum viel Torgefahr ausstrahlt, und in Bremer Kader beispielsweise in Mitchell Weiser und Kapitän Marco Friedl (aus dem Halbfeld) Spieler stehen, die Bälle präzise vors Tor bringen können. 

Insgesamt weist Dawid Kownacki statistisch einige Schnittmengen zu Füllkrug und Ducksch auf und passt deshalb gut zu Werder. Auch wenn Clemens Fritz als Leiter Profifußball unlängst betonte, den Neuzugang nicht als potenziellen Ersatz für einen der beiden Top-Stürmer verpflichtet zu haben, sind die Bremer dank Kownacki nun etwas besser auf einen möglichen Abgang eines oder gar beider „hässlichen Vögel“ vorbereitet.

Zur Sache

Werder entschuldigt sich bei Fortuna Düsseldorf

Am Montag machte der SV Werder den ablösefreien Transfer seines ersten Sommer-Neuzugangs Dawid Kownacki offiziell – und sorgte damit unbeabsichtigt für Irritationen. Bei Fortuna Düsseldorf zeigte man sich wenig begeistert über die Vorgehensweise des Bundesligisten, weil die Bekanntgabe des Wechsels mit den Rheinländern nicht abgestimmt war. „Wir haben uns gewundert. Es war nicht kommuniziert mit uns. Wir hätten es uns anders gewünscht“, sagte Düsseldorfs Sportdirektor Christian Weber der „Bild“-Zeitung. Der Vorwurf des Fortuna-Verantwortlichen richtet sich dabei klar gegen Werder und nicht gegen den Spieler Kownacki, den Weber ausdrücklich in Schutz nahm: „Er hat sich vorbildlich verhalten, seitdem klar war, dass er seinen Vertrag nicht verlängert. Wir sind ihm nicht böse.“

Auf Nachfrage der „Rheinischen Post“ räumte Werder ein, „das alles recht unglücklich“ gelaufen sei. „Wir hätten das sicher optimaler gestalten können. So selbstkritisch sind wir da schon.“ Auch der Zeitpunkt der Bekanntgabe sei „am Ende nicht gut gewählt“ gewesen. Man habe sich dafür bei den Rheinländern entschuldigt: „Wir sind mit Fortuna zu dem Thema im Austausch und haben es geklärt.“

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