Erst drei Siege, dann drei Unentschieden und zum Abschluss die erste Niederlage: Allein vom Trend her löst die Vorbereitung des SV Werder Bremen wahrlich keine Euphorie aus. Dazu passen auch die fest eingeplanten, aber seit Wochen nicht umgesetzten Veränderungen im Kader.
Trotzdem ist Trainer Ole Werner wenige Tage vor dem Pflichtspielstart am Sonnabend im DFB-Pokal beim Drittligisten Viktoria Köln nicht bange. Er kann sich auf ein stabiles Gerüst aus der Vorsaison verlassen, muss aber aufgrund von verletzungsbedingten Ausfällen weiter improvisieren, so wie bei den beiden letzten Tests am vergangenen Sonnabend bei Racing Straßburg. Dem unterhaltsamen 3:3 der B-Formationen folgte eine ärgerliche 1:2-Niederlage in einer ziemlich ruppigen Partie.
„Es wäre schön gewesen, in der Vorbereitung ungeschlagen zu bleiben. Aber das ist erstens nicht so wichtig und zweitens habe ich bei einer ungeschlagenen Vorbereitung immer ein bisschen Bauchschmerzen. Es ist also zu verschmerzen“, meinte Werner nach dem Doppelpack im Stade de la Meinau. In der ersten Partie, die noch ohne Zuschauer über die Bühne ging, hatte sein Team die Anfangsphase total verschlafen und lag schnell 0:2 hinten. Doch Oliver Burke und Nick Woltemade (Foulelfmeter) sorgten für den verdienten Ausgleich. Den neuerlichen Rückstand glich dann Justin Njinmah per Strafstoß aus.
Sowohl Werner als auch sein Trainerkollege Patrick Vieira hatten sich ihre stärksten Spieler für das Abendspiel aufgespart. Und so waren die vielen individuellen Fehler – vor allem der noch jungen Profis – keine große Überraschung, bescherten aber immerhin ein abwechslungsreiches Spiel. Bei Werder sammelten Woltemade und nach anfänglichen Schwierigkeiten auch Njinmah Pluspunkte. Oliver Burke machte zumindest offensiv auf seiner neuen Position auf der rechten Außenbahn erneut auf sich aufmerksam. Auch Romano Schmid hatte einige gute Szenen. Dagegen brachten gerade Dikeni Salifou und Manuel Mbom mit leichten Fehlern sich und ihr Team immer mal wieder in die Bredouille. In der aktuellen Besetzung ist der Kader in der Breite gewiss nicht besser als im Vorjahr – und das hatte Werner ja nach dem Saisonende deutlich bemängelt.
Wer bei Werder Bremen im DFB-Pokal zur Startelf gehören dürfte
Der Coach muss sich aber weiter gedulden. An Neuverpflichtungen für die Außenbahnen und für das defensive Mittelfeld wird intensiv gearbeitet. Also probiert Werner weiter aus, wollte sich in Straßburg mal Nicolai Rapp in der Dreierkette und den jungen Leon Opitz auf der rechten Außenbahn mal vor richtig vielen Zuschauern, also unter mehr Druck, anschauen. Beide machten ihre Sache sehr ordentlich, dürften aber für das Pokalspiel keine Startelf-Kandidaten sein.
Bei den anderen neun Akteuren, die bei der 1:2-Niederlagen gegen Straßburg auf dem Platz standen dürfte das schon anders sein. Jiri Pavlenka ist im Tor gesetzt, genauso wie Niklas Stark als Abwehrchef und Amos Pieper daneben. Auch Jens Stage und Leonardo Bittencourt dürften ihre Plätze im Mittelfeld sicher haben. Bei Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch besteht darin im Angriff ohnehin kein Zweifel. In Frankreich durfte auch Dawid Kownacki von Beginn an ran, weil Werner noch mal einen Drei-Mann-Sturm sehen wollte. Im neuen 3-4-3-System hakt es allerdings noch. Dem Neuzugang aus Düsseldorf fehlte noch die Bindung zum eingespielten Sturmduo, das sich allerdings auch noch nicht in Topform befindet. „Wir haben uns mit Ballbesitz schwergetan“, monierte Werner: „Die meisten Torchancen sind aus Umschaltsituationen entstanden oder aus einem Ballgewinn.“ Oft fehlte dann aber die letzte Genauigkeit.
Da hatte es Jens Stage etwas leichter. Der sehr aggressive Däne profitierte vom hohen Anlaufen seines Teams und dabei von einem Fehler von Racing-Keeper Sels, der den Ball hilflos Richtung Strafraumkante beförderte. Von dort aus konnte Stage mühelos zum 1:0 volltrecken. Die Partie wurde danach immer ruppiger, die Franzosen brachten ordentlich Härte ins Spiel. Rund 11.000 Zuschauer – darunter 500 lautstarke Werder-Fans – sorgten für eine Atmosphäre, die sich Werner genau so für den letzten Härtetest vor dem Pflichtspielstart gewünscht hatte. Dass seine Mannschaft dabei in der Schlussphase nicht mehr richtig gegenhalten konnte und bei den beiden Gegentreffern viel zu weit weg von den Gegenspielern war, gefiel ihm freilich nicht. Doch es trieb ihn auch nicht um – noch war schließlich Vorbereitung.
Nach dem Tag der Fans und einem freien Montag wird dann in den Pflichtspiel-Modus geschaltet – und die Partie in Köln vorbereitet. „Einige Positionen sind noch offen“, sagte Werner zu seiner Startelf. Das hänge natürlich auch von der Rückkehr der Verletzten ab und von möglichen Neuzugängen, die jederzeit kommen können, aber spätestens zum Transferende am 1. September da sein sollen, wie der Coach unterstrich: „Grundsätzlich ist es so, dass die Spieler, die da sind, Spiele für uns gewinnen können. Das hat die Vorbereitung gezeigt. Trotzdem werden wir unsere Kaderlücken noch schließen müssen.“ Bis dahin wird weiter improvisiert.