Fülle an Aufgaben, die unter anderem auch den wachsenden Bereich Frauenfußball umfasst und zu denen noch mehr strukturelle Arbeit zählt. Da ist eine rechte Hand eigentlich unabdingbar. Wie sie am Ende heißen wird, hängt auch davon ab, wie der neue Sportchef seine Rolle interpretiert. Fritz hat in der Vergangenheit hier und da durchblicken lassen, dass ihm ein enger Kontakt zur Profimannschaft wichtig ist. Daran dürfte sich nichts ändern. Zudem gilt es als wahrscheinlich, dass er als Werder-Gesicht in der Öffentlichkeit präsent bleibt, um als Sportchef an Profil zu gewinnen. Baumann hatte es in seinen ersten Jahren im Amt genauso gehandhabt und sich erst 2021 dazu entschieden, ab sofort vermehrt im Hintergrund zu agieren – und Clemens Fritz in die vorderste Reihe zu schicken.
Nach Informationen unserer Deichstube würde der kommende Geschäftsführer das Amt des Leiters Profifußball gerne in die Hände eines Ex-Profis legen. In diese Richtung hält er die Augen offen. Kaderplaner Johannes Jahns, der im vergangenen Sommer von RB Salzburg an den Osterdeich kam, wäre damit runter von der Kandidatenliste, dürfte für die Zukunft jedoch ohnehin weiter in seiner jetzigen Position eingeplant sein.
Marco Engelhardt als naheliegende Lösung
Eine durchaus naheliegende Lösung findet sich aber ebenfalls im eigenen Verein: Marco Engelhardt. Der 43-Jährige arbeitet seit 2019 in Werders Scouting-Abteilung, für die er vor allem Süddeutschland, Frankreich und Belgien abdeckt. Seine aktive Laufbahn nahm einst bei Rot-Weiß Erfurt und dem Karlsruher SC an Fahrt auf – bei Clemens Fritz war es genauso. Beide Männer sind seit Jahren sehr gut befreundet, was – je nach Blickwinkel – natürlich auch gegen eine Beförderung Engelhardts sprechen könnte. Aktuell absolviert der Ex-Profi das DFL-Zertifikatsprogramm „Management im Profifußball“, das sich laut Beschreibung an „angehende Führungskräfte im sportlichen Bereich“ richtet. Auch Engelhardts direkter Vorgesetzter, Werders Chefscout Sebastian Hartung, ist ein denkbarer Leiter-Profifußball-Kandidat. Der 43-Jährige ist bereits seit 2011 im Verein beschäftigt und hat sich immer weiter nach oben gearbeitet.
Alternativ zu den beiden Scouts könnte auch Ex-Werder-Spieler Peter Niemeyer das von Fritz gesuchte Profil erfüllen. Der 40-Jährige hat sich als Geschäftsführer Sport bei Drittligist Preußen Münster seit Sommer 2022 einen Namen gemacht. Zuvor war er Sportdirektor des Clubs und leitete die Nachwuchsabteilung des niederländischen Erstligisten Twente Enschede. Niemeyer hat an der Seite von Fritz einst in 39 Spielen für Werder auf dem Platz gestanden. 2009 holten sie gemeinsam den DFB-Pokal, bis heute pflegen sie guten Kontakt. Ob Niemeyer allerdings bereit wäre, seinen Posten in Münster aufzugeben, ist eine andere Frage. Schließlich hat er mit dem Verein, der gerade ein neues Stadion plant, viel bewegt und war maßgeblich für den Drittliga-Aufstieg im vergangenen Sommer mitverantwortlich. Aktuell belegt die Mannschaft einen guten achten Tabellenplatz.
Neben Engelhardt, Hartung und Niemeyer sind Sebastian Prödl und Tim Borowski zwei weitere, noch wesentlich bekanntere Namen mit Werder-Bezug, die in Fritz’ Blickfeld geraten könnten, wobei es natürlich grundsätzlich nicht auszuschließen ist, dass sich der angehende Sportchef am Ende für eine Nicht-Bremer-Lösung entscheidet. Prödl, der nach seiner Werder-Zeit in England (FC Watford) und Italien (Udinese Calcio) gespielt hat, ist derzeit Mitglied im Aufsichtsrat von Austria Wien, hält zudem Anteile am Verein. Genauso wie Fritz hat er den Uefa-Studiengang „Executive Master for International Players“ absolviert – im vergangenen Jahr als Bester der insgesamt 30 Teilnehmer. „Ich möchte in den nächsten zwei Jahren gerne in eine Rolle auf der Management-Ebene hineinwachsen, in der ich mich stark fühle. Es wird darum gehen, herauszufinden, welche das ist“, sagte der Österreicher 2022.
Tim Borowski kennt den Profifußball derweil aus allen Facetten, war Profi, Trainee-Absolvent und kurzzeitig Sportlicher Leiter der U 23 bei Werder. Später wurde der Ex-Nationalspieler Co-Trainer von Florian Kohfeldt. Der 43-Jährige ist Inhaber der höchsten Trainerlizenz (Uefa Pro) und arbeitet aktuell als TV-Experte für DAZN. Seine Bindung zu Werder ist durch gemeinsame soziale Projekte immer noch sehr eng. uKandidaten für den Posten des Leiters Profifußball gibt es also ausreichend. Es dürfte die erste wichtige Fritz-Entscheidung für das neue Amt sein, wem er künftig an seiner Seite vertraut – und wer Werder seiner Meinung nach weiter nach vorne bringen kann.