Marvin Ducksch hat in der vergangenen Woche für Aufsehen gesorgt. Nicht etwa auf dem Platz bei der 0:5-Klatsche gegen den neuen Deutschen Meister Bayer Leverkusen, sondern tags darauf am Mikrofon beim Podcast „kicker meets DAZN“. Dort reagierte der Angreifer des SV Werder Bremen auf die aus seiner Sicht überzogene Kritik an seiner Person, die vor allem im Internet und in den Sozialen Medien immer hämischer ausfällt und nicht selten auch unter die Gürtellinie zielt. Das Gespräch gipfelte in der viel diskutierten Behauptung: „Wenn ich aus Sicht der Fans sprechen würde, hoffen sie, dass ich im Sommer weg bin.“
Vor allem diese Aussage kann Werder-Trainer Ole Werner nur bedingt nachvollziehen und wollte sie deshalb so auch nicht stehen lassen. „Ich glaube nicht, dass seine Beobachtung komplett richtig ist“, sagte der Chefcoach am Freitag. „Wenn ich im Stadion bin, empfinde ich es schon anders von der Stimmung. Ich glaube, dass da viele, viele Leute froh sind, dass er für uns auf dem Platz steht. Viele wissen, was er in der Vergangenheit für uns geleistet hat und was er zu leisten imstande ist.“
Und das ist nicht gerade wenig: Seit drei Jahren spielt Ducksch nun schon für den SV Werder Bremen, in 93 Pflichtspielen schoss der Stürmer dabei 42 Tore und bereitete 25 weitere Treffer vor. Grund genug eigentlich, sich an die positiven Dinge zu klammern. „Für Marvin ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass nicht nur das, was in den Kommentarspalten von Sozialen Medien steht, das ist, was die Fans meinen. Ich glaube, dass es Woche für Woche mehrere Zehntausend gibt, die uns anfeuern - und darunter gibt es eine große Anzahl Fans, die froh sind, dass Marvin Ducksch hier für uns Fußball spielt“, betonte Werner.
Duckschs Beschwerde zeigt, dass er den Blick dafür verloren hat und mehr auf das Netz achtet, als es ihm guttut. „Natürlich beschäftigt mich das. Ich bekomme das seit Wochen mit. Es hört einfach gar nicht mehr auf“, hatte der 30-Jährige geklagt. „Damit muss man klarkommen, aber meine Person betreffend ist das in den letzten Wochen und Monaten ein Stück weit zu viel, finde ich.“ Damit mag Ducksch sogar Recht haben, die Verantwortlichen hoffen dennoch auf einen anderen Blick auf die Situation. „Umso mehr man sich mit anderen Sachen beschäftigt, desto weniger kann man sich aufs Wesentliche fokussieren“, mahnte Clemens Fritz.
Werders Leiter Profifußball hat dem Stürmer in einem Vier-Augen-Gespräch unter der Woche diesbezüglich auch einen Rat erteilt: „Ich habe ihm mitgegeben, dass er das ausblenden und sich auf sich selbst konzentrieren soll“, so der 43-Jährige. In eine ähnliche Kerbe schlug Ole Werner: „Für Marvin ist es wichtig, bei sich zu bleiben, an seine Qualitäten zu glauben, die ins Spiel zu bringen für uns als Mannschaft. Das ist wichtig, das weiß er aber auch.“
Diese Qualitäten haben nicht zuletzt dazu geführt, dass Ducksch mit seinen Toren zum gefeierten Aufstiegshelden wurde, im November als bislang letzter Bremer sein Länderspiel-Debüt feierte und mit neun Saisontoren immer noch souverän die interne Bremer Torjägerliste anführt. Doch statt Anerkennung hagelt es im Netz zuletzt Kritik. Einerseits, weil Ducksch eben schon seit Wochen nicht mehr trifft. Andererseits, und das fällt womöglich noch mehr ins Gewicht, weil vielen Fans Duckschs Körpersprache, sein Zweikampfverhalten oder das häufige Abwinken und Lamentieren ein Dorn im Auge sind.
„Marvin spielt, wie er spielt und das hat ihn im Endeffekt auch in die Position gebracht, in der er bei uns ist“, verteidigt Werder-Trainer Ole Werner den Angreifer vor dem wichtigen Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (Sonntag, 15.30 Uhr). „Wir haben lange Zeit auch davon profitiert und profitieren immer noch davon. Marvin wird als Aushängeschild für die Mannschaft, den Verein und als der Stürmer, mit dem viele Hoffnungen bei uns verbunden sind, mehr beobachtet als andere Spieler.“ Das hänge schlichtweg auch mit seiner Position zusammen, glaubt der 35-Jährige. Kritik gehört da schon mal zum Geschäft, auch wenn sie selten gefällt.
„Er soll gar nicht so viel Wert darauf legen, was geschrieben wird, er soll das auch gar nicht lesen, weil es dich ablenkt“, findet Ex-Profi Fritz. „Als Stürmer bist du eben mehr im Fokus als andere. Sicherlich wirst du, wenn es gut läuft, mehr gehyped. Wenn es nicht so gut läuft, kriegst du auch ein bisschen mehr auf den Deckel.“ Nicht nur deshalb haben sie beim SV Werder die Hoffnung, dass Ducksch seinen Frust möglichst bald wieder in Tore ummünzt. Oder wie Clemens Fritz es formuliert: „Natürlich wünschen wir ihm alle, dass der Knoten so schnell wie möglich platzt, damit die Kritik kein Thema mehr ist.“