Nach drei Niederlagen am Stück ist die grün-weiße Euphorie nach dem Superstart des SV Werder Bremen endgültig verflogen. Clemens Fritz sprach als Leiter Profifußball nach der 0:2-Pleite beim SC Freiburg ganz offen von einer „gebrauchten“ Woche, zu der auch eine 0:2-Heimniederlage gegen Mainz 05 und das Pokalaus beim Zweitligisten SC Paderborn gehörten. Doch in Panik verfällt beim Aufsteiger deshalb keiner.
Ruhe bewahren, lautet das Motto, wenngleich Trainer Ole Werner die aktuelle Personalsituation schon schwer zu schaffen macht und er dabei den Finger in eine bislang nicht so offensichtliche Wunde legte: „Wir haben eben nicht so einen Monsterkader, insbesondere was die Feldspieler angeht. Wir können als Werder Bremen nicht ohne Weiteres auf fünf bis sechs Stammspieler verzichten.“ Das dürfte für die Transferperiode im Winter durchaus noch mal ein Thema werden.
Bis zu diesem elften Spieltag war Werder fast ohne verletzungsbedingte Ausfälle durch die Saison gekommen, oder die wenigen Fehlenden konnten gut ersetzt werden. Doch in Freiburg musste Werner so viel basteln wie noch nie in seinem Jahr an der Weser. Milos Veljkovic, Christian Groß, Niklas Stark, Nicolai Rapp und Niklas Schmidt standen gar nicht erst im Kader, Leonardo Bittencourt hätte nach einem Erkältungs-Rückfall nur wenige Minuten spielen können. Und nach den 120 Minuten von Paderborn drei Tage zuvor hätte der eine oder andere Spieler auch eine Pause gebrauchen könne, so Werner. Doch das ging nicht. Und Rückkehrer Marco Friedl, der im Pokal noch angeschlagen gefehlt hatte, machte die Aufgabe mit seiner Roten Karte nach nicht mal einer Viertelstunde noch viel schwieriger.
„Das war natürlich spielentscheidend“, meinte nicht nur Niclas Füllkrug – und der Stürmer fügte noch leicht seufzend an: „Das tat dann auch weh die nächsten 80 Minuten.“ Doch Werder kämpfte, stellte sich ganz tief hinten rein, so dass der Sportclub kaum Lösungen fand. Dessen Coach Christian Streich gestand, dass ihm die Pause in die Karten spielte: „Da konnten wir das Positionsspiel so verändern, um Werder knacken zu können.“
Doch bis dahin dauerte es noch. Erst probierte es Füllkrug mit einem Fernschuss, der abgefälscht neben dem Tor landete, dann vergab Anthony Jung nach einer Ecke aus zehn Metern die dicke Chance zur Führung. Und so konnte Lukas Kübler nach feiner Vorarbeit von Vincenzo Grifo das 1:0 machen (56.) – am zweiten Pfosten stehend. „Da war dann der eine Mann mehr“, stellte Werner süffisant fest. Der Coach wollte seine tapfer in Unterzahl agierende Mannschaft nicht wirklich kritisieren: „Sie haben alles reingeworfen. Da kann ich niemandem einen Vorwurf machen, darauf können sie stolz sein.“
Aber eines störte ihn dann doch: „Wir hätten schon den einen oder anderen Konter setzen können. Das ist uns leider nicht gelungen.“ Abgesehen vom unermüdlichen Füllkrug konzentrierten sich alle anderen Spieler auf die Defensive. Von Marvin Ducksch, Romano Schmid, Mitchell Weiser, aber auch den eingewechselten Oliver Burke und Eren Dinkci kam zu wenig, um noch einmal für Spannung zu sorgen.
Als sich Felix Agu in seinem ersten Einsatz seit dem ersten Spieltag gegen Grifo nur mit einem Foul zu helfen wusste, gab es Strafstoß für Freiburg: Grifo verwandelte sicher zum 2:0 (80.). Die Partie war endgültig entschieden. Aber es hatte im schmucken und mit 35 000 Zuschauern ausverkauften Europa-Park-Stadion ohnehin nicht nach einer Wende gerochen. Dafür agierte Werder zu schwach.
„Das Spiel ist schwierig zu bewerten, weil du 80 Minuten in Unterzahl spielst. Was kannst du da wirklich erwarten?“, fragte Füllkrug nach dem Spiel in die Medienrunde. Der sonst so explosive Angreifer ließ nicht mal Rauch aufsteigen, sondern präsentierte sich trotz der drei Niederlagen am Stück ziemlich gelassen: „Ich glaube, dass das jetzt nicht so viel mit uns macht. Wir arbeiten ruhig und entspannt als Mannschaft weiter und versuchen, in jedem Spiel zu punkten und das Beste herauszuholen. Manchmal geht es dann eben so und manchmal anders aus. Das ist halt so als Aufsteiger.“
Mit 15 Punkten aus elf Spielen ist Werder inzwischen zwar auf Rang elf abgerutscht, steht damit als Ex-Zweitligist aber immer noch ordentlich da. Trotzdem erhöht sich vor dem Heimspiel am Freitag gegen Hertha BSC (20.30 Uhr) schon ein wenig der Druck. Gegen die Berliner sollte mal wieder gepunktet werden, um nicht in eine Krise zu geraten. Dieses Negativ-Szenario ist für Werner aber noch kein Thema: „Es gibt innerhalb einer Saison immer Phasen, die mal für dich und mal gegen dich laufen. Entscheidend ist dann einfach, bei sich zu bleiben und nicht so sehr zu hören, was drumherum ist.“
In die Vorbereitung auf die Hertha-Partie würde der Coach am Dienstag, wie er sagte, dann doch ganz gerne „nicht als gerupftes Huhn, sondern als richtige Fußballmannschaft“ starten.