Markus Anfang darf vorerst nicht mehr als Trainer arbeiten. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat den ehemaligen Coach des SV Werder Bremen wegen eines gefälschten Impfzertifikats mit einer Sperre für ein Jahr belegt. Auch Anfangs Co-Trainer Florian Junge, dessen Impfausweis ebenfalls gefälscht war, darf für zehn Monate nicht in seinem Beruf tätig sein.
Die Strafen gelten allerdings rückwirkend und sind in beiden Fällen ab dem kommenden Sommer zur Bewährung ausgesetzt. Demnach dürfte Anfang ab dem 10. Juni 2022 und Junge ab dem 1. Juni 2022 wieder als Trainer arbeiten. Heißt: Zur neuen Saison sind beide wieder frei. Sowohl Anfang als auch sein Assistent hatten gegenüber der Bremer Staatsanwaltschaft eingeräumt, bei Werder und den Bremer Behörden unrichtige Impfausweise vorgelegt zu haben. Als die Ermittler ihnen auf die Schliche gekommen waren, traten beide am 20. November 2021 zurück.
Markus Anfang: So ist der Stand der Ermittlungen
Dass das Gespann, das schon seit Jahren zusammenarbeitet, schon zur kommenden Saison wieder einen Verein übernehmen darf, mag manchem als milde Strafe erscheinen, Hans. E. Lorenz, der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts, erklärte das Urteil so: "Markus Anfang und Florian Junge haben durch ihr Handeln in erheblichem Maße gegen die Vorbildfunktion als Trainer verstoßen. Im Hinblick auf ihre abgelegten Geständnisse ist es aber gerechtfertigt, einen Teil der Sperre zur Bewährung auszusetzen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, zur Saison 2022/2023 ein neues Engagement einzugehen." Anfang muss zusätzlich 20.000 Euro Strafe zahlen, Junge mit 3000 Euro erheblich weniger. Die Bewährungsfrist gilt jeweils bis zum 30. Juni 2023.
Während die Sportgerichtsbarkeit diesen bislang im deutschen Profi-Fußball einmaligen Fall abgehandelt hat, steht die allgemeine juristische Aufarbeitung noch aus. Auf Nachfrage unserer Deichstube erklärte der Bremer Oberstaatsanwalt Frank Passade, dass es noch keinen neuen Sachstand gebe, ein Urteil gegen Anfang und Junge wurde bislang nicht gefällt. Obwohl selbst eine Freiheitsstrafe theoretisch möglich wäre, werden beide vermutlich mit einer weiteren Geldstrafe davonkommen. Je nachdem, wie umfangreich diese ausfällt, gelten sie anschließend als vorbestraft oder eben nicht.
Der Ruf der beiden Trainer, die den SV Werder nach dem Abstieg im Frühjahr 2021 übernommen hatten und wieder auf Erstligakurs bringen sollten, ist aber auch unabhängig von einem Richterspruch längst ruiniert. Mit ihren gefälschten Impfausweisen hatten sie den SV Werder, die Behörden, die Öffentlichkeit und alle Mitarbeiter im Klub vorsätzlich getäuscht. Erstmals wiesen sie sich im Spätsommer als zweifach geimpft aus, was aber nicht zutreffend war. Die gefälschten Dokumente ermöglichten es Anfang und Junge, sich den auf positive Corona-Fälle im Team folgenden gesetzlich vorgeschriebenen Quarantäne-Maßnahmen für Ungeimpfte zu entziehen. Bei Überprüfungen im Zuge der Infektion von Werder-Profi Marco Friedl flog der Schwindel dann im November auf.