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Bilanz der Heimpleite Vorne zu fehlerhaft: Werder hadert nach dem 1:2 gegen Dortmund

Beim 1:2 gegen den BVB wurde die wohl größte Bremer Schwäche deutlich: der Angriff. Sobald der Ball ins letzte Drittel des Feldes kam, ging einiges schief. Ärgerlich, denn unschlagbar war Dortmund nicht.
10.03.2024, 18:53 Uhr
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Von Daniel Cottäus

Gezählt hätte ein möglicher Treffer vermutlich ohnehin nicht, weil Marvin Ducksch wohl im Abseits gestanden hatte, was der Szene aus der achten Minute nachträglich jede Bedeutung nahm, einerseits. Andererseits ließ sich an ihr aber sinnbildlich ein grundlegendes Problem ablesen, das der SV Werder Bremen im Heimspiel gegen Borussia Dortmund (1:2) und damit zum wiederholten Male in den vergangenen Wochen mit sich herumschleppte: Offensiv erlaubt sich die Mannschaft derzeit zu viele Nachlässigkeiten. Sie lässt es an der nötigen Konzentration vermissen, trifft falsche Entscheidungen.

So wie besagter Marvin Ducksch, der in der achten Minute gegen BVB-Keeper Gregor Kobel zum erfolglosen Heber ansetzte, anstatt den mitgelaufenen Justin Njinmah zu bedienen. Fehler ähnlicher Natur unterliefen im weiteren Verlauf auch vielen anderen Werder-Profis, sodass Cheftrainer Ole Werner nach dem Schlusspfiff einigermaßen zerknirscht festhielt: „Unsere hohen Ballgewinne für Umschaltmomente zu nutzen, ist uns kaum gelungen. Wenn wir Räume gefunden haben, und da gab es einige Situationen, dann geht es eben darum, die Bälle nicht sofort wieder zu verlieren.“

Vor allem mit dem ersten Durchgang war der 35-Jährige unter diesem Gesichtspunkt nicht einverstanden gewesen. „Wenn wir vor der Pause nach den Ballgewinnen mal im Ballbesitz geblieben wären, dann wäre auch mehr drin gewesen.“

Gäste mit höherer individueller Qualität

Und in der Tat: Unschlagbar wirkte der Vizemeister aus Dortmund am Samstagabend im ausverkauften Weserstadion nicht. Am Ende profitierten die Gäste vielmehr von einigen, wenigen Situationen, in denen ihre hohe individuelle Qualität den Unterschied ausmachte. Verkörpert wurde die vor allem von den Torschützen Donyell Malen, der artistisch per Seitfallzieher traf, nachdem Werder-Keeper Michael Zetterer einen Distanzschuss nicht gut genug abgewehrt hatte (21.), sowie von Jadon Sancho, der Julian Malatini explosionsartig stehen ließ und denn schlecht postierten Zetterer im kurzen Eck überwand (38.). 2:0 für den BVB – damit schien die Partie schon vor dem Halbzeitpfiff so gut wie entschieden zu sein. War sie aber nicht, was untrennbar mit der Roten Karte gegen Dortmund Marcel Sabitzer (nach Foul an Mitchell Weiser) verbunden war (45.+1).

„In der zweiten Halbzeit war es ein komplett anderes Spiel“, sagte Werner, der sein Team in der Pause zur Besonnenheit gemahnt hatte: „Wir wollten nicht sofort alles nach vorne werfen, sondern unsere Angriffe vernünftig vorbereiten.“ Das Problem: Die zu hohe Fehlerquote in der Offensive blieb auch im zweiten Durchgang ein Bremer Begleiter.

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„Wir waren über den gesamten Spielverlauf im letzten Drittel einfach zu unsauber“, monierte Clemens Fritz als Werders Leiter Profifußball und hielt nüchtern fest: „Dann verlierst du so ein Spiel.“ Nur in einer Szene – beim 1:2 von Justin Njinmah in der 70. Minute – hatten im Werder-Angriff einmal alle Rädchen ineinandergegriffen: Ein herrlicher Pass in die Tiefe von Ducksch sowie viel Übersicht von Assistgeber Romano Schmid waren Njinmahs sechstem Saisontor vorausgegangen. Die Freude des 23-Jährigen über das persönliche Erfolgserlebnis hielt sich nach der Partie aber arg in Grenzen. „Dass Dortmund der Favorit ist, war vorher klar. Aber wir hätten mutiger spielen müssen. Es hat vielleicht der letzte Punch gefehlt“, gab er zu Protokoll. Beim 1:2 in Hoffenheim und in Ansätzen auch beim 1:1 gegen Darmstadt war es in den vergangenen Wochen schon ähnlich gewesen. Das ist auch Werders Verantwortlichen aufgefallen.

„Gegen Hoffenheim haben wir eher im Torabschluss Dinge liegen lassen, heute eher beim letzten Pass. Da können und müssen wir uns weiterentwickeln, um Gegner von der individuellen Qualität von Dortmund oder Hoffenheim vor mehr Probleme stellen zu können“, sagte Trainer Ole Werner. Während der kommende Sportchef Clemens Fritz darauf hinwies, dass Werder an den offensiven Schwächen arbeiten müsse – aber auch klar betonte: „Deshalb machen wir uns jetzt nicht verrückt.“

Müssen die Bremer auch nicht. Mit weiterhin 30 Punkten auf dem Konto liegt die Mannschaft als Tabellenzehnter nach 25 Spieltagen definitiv im Soll. „Wir wissen ja, wo wir herkommen“, sagte Innenverteidiger Milos Veljkovic, dessen Club mit dem Ziel Klassenerhalt in die Serie gestartet war. Und trotzdem haben die guten Ergebnisse zu Jahresbeginn die Fantasie am Osterdeich befeuert. Wer einmal auf Platz sieben steht, möchte eben nicht freiwillig wieder runter. Am deutlichsten wurde dieses Gefühl am Samstagabend von Justin Njinmah artikuliert.

Kampfansage vor dem Spiel gegen Union

„Natürlich sind die letzten Ergebnisse ein Dämpfer gewesen. Vor allem, weil in dieser Saison mehr möglich ist. Ich glaube nicht, dass es schon oft der Fall war, mit so wenig Punkten so weit oben stehen zu können wie in diesem Jahr“, sagte der 23-Jährige, „deswegen ärgert uns das alle enorm.“ Ein Gemütszustand, der nach dem Dortmund-Spiel noch ein, zwei Tage andauern dürfte, ehe der sportliche Trend nach nunmehr zwei Niederlagen in Folge durch eine gute Trainingswoche sowie einen Sieg bei Union Berlin (Samstag, 15.30 Uhr) wieder ins positive gedreht werden soll. „Ich bin davon überzeugt, dass wir gegen Union Berlin gewinnen werden“, betonte Njinmah.


Was sie dafür erledigen müssen, ist allen Bremern spätestens seit dem BVB-Spiel bewusst: Nachdem sich die Defensive in diesem Jahr sichtbar gefestigt hat – auch gegen Dortmund stand Werder über weite Strecken stabil, meldete etwa Rückkehrer Niclas Füllkrug fast völlig ab – muss der nächste Entwicklungsschritt nun vorne erfolgen. Oder wie Ole Werner es am Samstagabend ausdrückte: „All diese Sachen hängen zusammen. Trotzdem ist es so, dass wir offensiv zuletzt Dinge haben liegen lassen. Da arbeiten wir dran, und dann werden wir es auch verbessern.“ 

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