Eigentlich hatten die Signale bei Mitchell Weiser in den vergangenen Wochen schon sehr auf eine Vertragsverlängerung bei Werder Bremen hingedeutet. Doch spätestens seit Dienstag ist klar, dass es stockt, eine Einigung zwischen dem Klub und seinem rechten Schienenspieler nicht ganz so schnell in Sicht ist. Das verriet der 29-Jährige im Rahmen einer Medienrunde, wenige Tage vor dem Auswärtsspiel beim 1. FC Heidenheim am Sonntag (15.30 Uhr).
„Zurzeit führen wir gar keine Gespräche mehr“, erklärte Weiser dort offen und ergänzte: „Ich habe mich zuletzt auch nicht mehr so damit beschäftigt.“ Zwar habe sich der Deutsch-Algerier eine Deadline für eine Verlängerung gesetzt, doch diese gelte inzwischen nicht mehr. „Jetzt hat die Saison angefangen und ich versuche, meine beste Leistung abzurufen dieses Jahr. Und dann wird man sehen, wohin das läuft.“ Für den früheren Leverkusener gibt es vor der möglichen Unterzeichnung eines neuen Arbeitspapiers bei Werder jedenfalls „noch Dinge zu klären“.
Sicher ist, dass der aktuelle Vertrag des gebürtigen Troisdorfers, der in der vergangenen Saison mit zwei Toren und zehn Vorlagen zu den besten Bremern zählte, im kommenden Sommer ausläuft. Dann könnte Weiser den Verein ablösefrei verlassen. Ein Szenario, das Werder nicht wirklich gefällt, weshalb die Verantwortlichen schon mehrfach betonten, mit Weiser verlängern zu wollen. Doch der offensivstarke Außenbahnspieler räumte nun ein, dass er sich auch mit einem Wechsel zu einem ambitionierteren Klub beschäftigt. „Ja, ganz ehrlich, das ist so“, antwortete der 29-Jährige. Was im Umkehrschluss für ihn aber nicht bedeute, dass es mit einem Verbleib bei Werder über den kommenden Sommer hinaus nicht auch klappen könnte. „Das ist meine Hoffnung. Ich hoffe, der Verein positioniert sich eher nach oben“, erklärte Weiser und meinte damit, dass es nach seinem Geschmack durchaus gerne etwas mehr sein darf als der übliche Kampf um den Klassenerhalt.
Mitchell Weiser hat Wechsel ins Ausland im Hinterkopf
Im Sommer liebäugelte der spielstarke Bremer in einem Interview mit der spanischen Zeitung „AS“ deshalb auch mit einem Wechsel in die spanische La Liga, die für Weiser sportlich reizvoll ist. „Das war nicht einfach so daher gesagt“, betonte er jetzt und fügte an: „Ich bin nun in einem Alter, wo ich nicht mehr oft die Möglichkeit haben werde, etwas auszuprobieren, und das ist natürlich immer in meinem Hinterkopf.“ Doch die Spanien-Spielerei ist vorerst abgehakt, das Transferfenster inzwischen bekanntlich geschlossen und Weisers Fokus gilt vorerst wieder voll und ganz dem SV Werder Bremen. „Ich bin jetzt hier und ich fühle mich sehr wohl hier – nach wie vor. Und mir macht es auch sehr Spaß in der Mannschaft. Ich glaube, dass wir eine sehr gute Saison spielen werden.“

Auf Werder Bremens rechter Außenbahn ist Mitchell Weiser gesetzt.
Den Anfang dafür haben Weiser und Co. mit dem 4:0-Erfolg gegen den FSV Mainz 05 gemacht, durch den ein kompletter Fehlstart erfolgreich abgewendet wurde. Doch der Sieg, bei dem Weiser einen Treffer von Jens Stage mustergültig vorbereitete, lieferte auch ansonsten wichtige Erkenntnisse. Zum Beispiel die, dass sich der Fitnesszustand des 29-Jährigen nach überstandener Muskelverletzung weiter merklich verbessert. So konnte der Außenbahnflitzer sein Pensum zuletzt stetig steigern. „Die ersten Spiele nach der Verletzung waren schon sehr anstrengend, da bin ich oft ins Pumpen gekommen“, sagte Weiser mit einem Grinsen. „Jetzt gegen Mainz hätte ich zum ersten Mal komplett durchziehen können, aber der Spielstand hat es mir dann erlaubt, ein bisschen früher rauszugehen.“
Noch wichtiger als Weisers persönliche Fortschritte könnte aus Bremer Sicht die Erkenntnis sein, dass es bei Werder auch ohne den zu Borussia Dortmund abgewanderten Niclas Füllkrug funktionieren kann. „Natürlich war das ein Verlust für uns als Mannschaft – und auch für mich persönlich“, gab Weiser unumwunden zu. Vor allem Füllkrugs Besessenheit, Ehrgeiz und Siegeswille dürften künftig fehlen und hätten ihm „immer sehr imponiert". Doch Weiser glaubt auch, dass der Abgang bei Werder etwas freisetzen kann. „,Fülle' war natürlich immer total gesetzt. Auch zurecht. Aber jetzt ist dahinter Bewegung und alle die gegen Mainz da vorne waren, haben ein super Spiel gemacht. Ich glaube, dass das der Gruppe guttun kann und wir es dadurch auffangen können.“
Am Sonntag wollen die Bremer genau das beim Aufsteiger 1. FC Heidenheim (15.30 Uhr) erneut nachweisen. Doch Weiser warnt davor, an einen Selbstläufer zu glauben: „Für uns ist es ein Gegner wie jeder andere. Heidenheim hat schon bewiesen, dass sie es können. Die haben gezeigt, was sie ausmacht. Trotzdem wollen wir das Spiel gewinnen – egal, ob es jetzt Bayern oder Heidenheim ist.“