Es ist eine stolze Zahl – 58 Jahre – und deshalb taugt sie so kurz vor Werder Bremens Auswärtsspiel beim FC Erzgebirge Aue (Sonntag, 13.30 Uhr) auch durchaus als Mutmacher. 58 Jahre – so lange ist es inzwischen schon her, dass die Bremer zuletzt ein Spiel gegen einen Gegner verloren haben, der beim Anstoß bereits als Absteiger feststand. 2:3 hieß es damals gegen den 1. FC Saarbrücken, danach folgten bis heute 16 weitere Absteiger-Duelle, von denen Werder kein einziges verlor und den Großteil sogar deutlich gewann – genauso also, wie es nach Möglichkeit auch im nächsten Spiel dieser Art laufen soll. Auch Aue ist bekanntlich bereits abgestiegen, wenn die Bremer am Sonntag im Erzgebirgsstadion antreten und darum kämpfen, die eigene Position im Aufstiegsrennen der 2. Liga kurz vor Saisonschluss wieder zu verbessern.
Kiel-Niederlage ist verarbeitet
Ole Werner dürfte sich zwar eher weniger mit dieser statistischen Kuriosität beschäftigt haben, seine Vorfreude auf das Aue-Spiel ist aber ohnehin groß genug. „Wir sind heiß ohne Ende“, betont der Bremer Cheftrainer, der sich und seiner Mannschaft attestiert, diese bittere 2:3-Heimpleite gegen Holstein Kiel mittlerweile gut verarbeitet zu haben. „Die Stimmung bei uns ist gut. Wir haben unter der Woche die richtige Mischung gefunden, die es für das Aue-Spiel braucht“, sagt Werner – und erklärt: „Einerseits ist natürlich Anspannung und Konzentration da, weil es beides einfach braucht. Andererseits geht es aber auch um die Freude an dem, was wir tun, nämlich Fußballspielen.“ Auch und vor allem in der heißen Schlussphase einer Saison sei das „ganz wichtig“.
Sich nicht zu viele Gedanken machen, auf dem Platz bloß nicht verkrampfen, genau das war den Bremern in der zweiten Halbzeit gegen Kiel nicht gelungen – und genau das soll (und muss) nun in Aue besser laufen. Und zwar ungeachtet der Tatsache, dass die Ansetzungen dieses 33. Spieltags dafür sorgen könnten, dass sich der Druck auf Werder vor Beginn der eigenen Partie noch einmal deutlich erhöht, weil die Konkurrenz im Aufstiegsrennen ihre Partien am Sonntag nämlich längst bestritten und womöglich vorgelegt hat. Die gute Nachricht gab es gestern Abend: Darmstadt ist das schon mal nicht gelungen, das Team verlor in Düsseldorf mit 1:2. Allzu viel Bedeutung will Werner den Ergebnissen der Konkurrenz aber – zumindest öffentlich – nicht beimessen.
„Wir können den Spielplan ja nicht ändern, also ist es so, wie es ist“, sagt Werner und versichert, sich wenig Gedanken über dieses Thema gemacht zu haben: „Mir ist das relativ egal. Wir müssen auf uns schauen und unsere Hausaufgaben machen. Alles andere können wir ja ohnehin nicht beeinflussen. Unser Fokus liegt einzig und allein darauf, dass wir in Aue gewinnen.“ Was unter Umständen schwierig genug werden könnte. So hat Aues Trainer und Sportchef Pavel Dotchev bereits angekündigt, zum „Stolperstein“ und „Stressfaktor“ für die Bremer werden zu wollen. Immerhin geht es für seine Mannschaft darum, sich mit einem Sieg im letzten Heimspiel der Saison ordentlich von den eigenen Fans in Richtung 3. Liga zu verabschieden.
Werder erwartet Reaktion von Aue
„Wir gehen davon aus, dass Aue all das, was das Team an Qualität hat, auch auf den Platz bringen wird“, sagt Werner, der zudem damit rechnet, dass der Gegner eine Reaktion auf die jüngste 0:6-Pleite gegen Darmstadt wird zeigen wollen. „Fakt ist aber: Wenn wir an unsere Leistungsgrenze kommen, werden wir uns auch durchsetzen können“, sagt Werner. Um den Spielern dabei möglichst vollumfänglich helfen zu können, hat der Trainer in dieser Woche – anders als direkt nach dem Kiel-Spiel noch angekündigt – doch etwas an den sonst üblichen Abläufen geschraubt. In der Öffentlichkeit, gegenüber den Medien, hat sich nämlich kein Bremer Profi geäußert – und wird es womöglich auch bis zum letzten Saisonspiel gegen Regensburg nicht mehr tun. „Wir wollten, dass sich die Jungs auf ihre Arbeit auf dem Platz konzentrieren und alles dafür tun, dass sie mit den Gedanken beim Kerngeschäft sind“, erklärte Werner die Abschottung, zu der die gleich drei nicht-öffentlichen Trainingseinheiten im Stadion aber nicht gezählt werden dürften: „Das lag vielmehr daran, dass wir unseren anderen Trainingsplatz ziemlich runtergerockt haben.“
Bei allem Ehrgeiz, bei aller Vorfreude und Entschlossenheit – anders als sein Stürmer Niclas Füllkrug verzichtete Werner übrigens darauf, einen möglichst hohen Sieg in Aue zu fordern. „Wir sollten während des Spiels durchgehend den Fuß auf dem Gas lassen, klar, aber wir unterhalten uns vorher nicht darüber, wie viele Tore wir wann, wie und wo schießen werden.“