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Vor allem Bürgerprojekte erhalten bei der ersten Ausschreibung den Zuschlag Auch Land-Windstrom wird billiger

Berlin. Die Ökostrombranche in Deutschland hat eine atemberaubende Entwicklung an den Tag gelegt. Rund ein Drittel des erzeugten Stromes stammt inzwischen aus erneuerbaren Quellen, mit weiter steigender Tendenz.
20.05.2017, 00:00 Uhr
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Von Thorsten Knuf

Berlin. Die Ökostrombranche in Deutschland hat eine atemberaubende Entwicklung an den Tag gelegt. Rund ein Drittel des erzeugten Stromes stammt inzwischen aus erneuerbaren Quellen, mit weiter steigender Tendenz. Die Kohle gilt als Auslaufmodell, Atomkraft sowieso. Der Öko-Boom ist allerdings auch nur möglich, weil die Politik den Betreibern von Windparks oder Solaranlagen kräftig unter die Arme greift: Bislang gab es üppige Einspeisevergütungen für den produzierten Strom, die sichere Umsätze und Renditen über Jahrzehnte garantierten. Zu zahlen haben das die Stromkunden.

Die Bundesregierung will die Branche näher an den Markt bringen, seit diesem Jahr gilt deshalb eine überarbeitete Fassung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes. Der Zubau neuer Anlagen ist fortan gedeckelt. Die Höhe der Förderung wird nicht mehr staatlich festgelegt, sondern über Ausschreibungen ermittelt. Das soll das System insgesamt effizienter und billiger machen.

Bei der Windkraft an Land, dem Rückgrat der Energiewende, ist nun die erste Ausschreibungsrunde zu Ende gegangen. Das Ergebnis sei „sehr erfreulich“, sagte Wirtschafts-Staatssekretär Rainer Baake in Berlin. 800 Megawatt Erzeugungskapazität gab es zu verteilen. Der niedrigste Zuschlagspreis liegt bei 5,25 Cent pro Kilowattstunde Strom, der höchste bei 5,78 Cent. Zum Vergleich: Die bisherige Einspeisevergütung an Referenzstandorten lag bei sechs Cent.

Es gibt also bereits jetzt eine gewisse Kostensenkung. Und die Bundesregierung hofft, dass sich die Preise bei zusätzlichen Ausschreibungsrunden noch einmal drücken lassen. Zwei weitere Runden sind für dieses Jahr noch geplant. Auch bei den bisherigen Auktionen für Windenergieanlagen auf See sowie Fotovoltaik hatte es bereits deutliche Kostensenkungen gegeben.

Das Wirtschaftsministerium zeigte sich am Freitag auch erfreut darüber, dass jetzt vor allem Bürgerenergie-Gesellschaften und nicht kommerzielle Anbieter den Zuschlag bekamen. Von den 70 vergebenen Projekten gingen 65 an Zusammenschlüsse von Bürgern, die die Energiewende regional vorantreiben wollen. Derartige Gesellschaften werden gesetzlich bevorzugt: Sie können bei der Ausschreibung auch dann ein Angebot abgeben, wenn sie noch keine Genehmigung für das Projekt haben. Außerdem bemisst sich die Förderhöhe nicht nach dem Gebotspreis wie bei kommerziellen Akteuren. Stattdessen erhalten sie den höchsten Preis, der im Rahmen der Auktion den Zuschlag erhielt.

In der Ökostrom-Szene gibt es allerdings Zweifel, ob hinter allen Bürgerenergie-Gesellschaften auch tatsächlich nur Bürger stehen. Es ist zumindest denkbar, dass in Einzelfällen im Hintergrund große Investoren die Fäden ziehen. Das Ergebnis der Ausschreibung müsse jetzt genau darauf überprüft werden, forderte die Energie-Genossenschaft Greenpeace Energy: Nur eine echte Bürgerbeteiligung führe zu einer erfolgreichen Energiewende, sagte der Greenpeace-Energy-Manager Marcel Keiffenheim. Auf diese Weise lasse sich die lokale Akzeptanz erhöhen und auch die Wertschöpfung vor Ort steigern. „Ohne besondere Regeln für die Bürgerenergie droht die Energiewende zum Tummelplatz großer Konzerne zu verkommen, weil die mit Ausschreibungen verbundenen Risiken umso schwerer zu tragen sind, je kleiner und bürgernäher ein Unternehmen ist.“

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