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Insolvenzverfahren Bremer Bauunternehmer Zech will Lloyd Werft kaufen

Der Bremer Bauunternehmer Kurt Zech will die Lloyd Werft übernehmen. Er stellte ein Ende des Insolvenzverfahrens und die Übernahme aller Beschäftigten in Aussicht.
23.02.2022, 18:11 Uhr
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Bremer Bauunternehmer Zech will Lloyd Werft kaufen
Von Christoph Barth

Der Bremer Bauunternehmer Kurt Zech will die Bremerhavener Lloyd Werft übernehmen. Am Freitag soll er Vertretern aus Politik und Gewerkschaft sein Konzept für die insolvente Werft vorstellen. Dem Vernehmen nach sieht dieses die Übernahme aller Beschäftigten und die Beendigung des Insolvenzverfahrens vor.

Ein Sprecher Zechs wollte die Pläne am Mittwoch offiziell nicht kommentieren, da das Verfahren zur Suche nach einem neuen Eigentümer für die Werft vertraulich sei. Aus Kreisen, die mit der Investorensuche vertraut sind, hieß es, dass Zech die Lloyd Werft in seine maritimen Beteiligungen eingliedern will. Dem Bauunternehmer gehört bereits die Schiffsmanagementgesellschaft Zeaborn Ship Management, die rund 200 Containerschiffe, Schwergutfrachter und Tanker für andere Eigentümer betreibt. Zechs eigene Reederei Zeamarine musste 2020 Insolvenz anmelden.

Als Bauunternehmer könnte Zech aber auch Stahlbauarbeiten auf der Werft ausführen lassen, die nichts mit Schiffbau zu tun haben, und so für eine Grundauslastung sorgen. Sein Konzept sieht dem Vernehmen nach vor, alle verbliebenen Mitarbeiter der Werft zu übernehmen. Nach einigen Abgängen in den vergangenen Monaten sind noch 230 Arbeiter und Angestellte sowie 40 Azubis auf der Werft beschäftigt.

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Die Lloyd Werft hatte Mitte Januar Insolvenz angemeldet, nachdem auch die Muttergesellschaft MV Werften in Wismar in die Pleite gerutscht war. Grund war die Krise in der Kreuzschifffahrt, auf die MV Werften sich ausschließlich gestützt hatte. In der Corona-Krise war die Nachfrage nach neuen Kreuzfahrtschiffen eingebrochen.

MV Werften und deren Eigentümer, der Hongkonger Tourismus- und Freizeitkonzern Genting, wollten die Lloyd Werft bereits im vergangenen Jahr schließen, verhandelten jedoch auch immer wieder mit Investoren, die an einer Übernahme der Werft oder einer Beteiligung interessiert waren. Das Hin und Her und die unklaren Zukunftsperspektiven hatten auf der Werft für erhebliche Unruhe gesorgt.

Nach der Insolvenz hat nun seit Mitte Januar der Hamburger Rechtsanwalt und Sanierungsspezialist Per Hendrik Heerma auf der Werft das Sagen. Der Insolvenzverwalter hatte von Beginn an erklärt, die Lloyd Werft erhalten und möglichst viele Arbeitsplätze retten zu wollen. Heerma startete ein Bieterverfahren zur Suche nach einem neuen Eigentümer für die Werft.

Und das offensichtlich mit einigem Erfolg: Mindestens zwei ernsthafte Interessenten haben bereits ihre Pläne präsentiert. Am Mittwoch stellte der Bremerhavener Schiff- und Stahlbauunternehmer Thorsten Rönner sein Konzept vor. Rönner, der mit der Bredo Dry Docks bereits eine große Werft in Bremerhaven betreibt, hatte bereits frühzeitig sein Interesse an der Lloyd Werft bekundet, will jedoch nicht alle Beschäftigten übernehmen. 

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Das wiederum hat der Jachtbauer Al Seer Marine aus Abu Dhabi in seiner Präsentation in der vergangenen Woche zugesagt. Die Araber wollen in Bremerhaven Luxusjachten bauen und umbauen lassen. Die Gewerkschaft IG Metall hatte sich nach der Vorstellung des Konzepts "vorsichtig optimistisch" gezeigt. In der Politik jedoch stoßen die Pläne der Araber auf Skepsis. Sie seien nicht ausreichend konkret und detailliert, heißt es. Manch einer fühlte sich bereits an die schlechten Erfahrungen mit dem Hongkonger Genting-Konzern erinnert, der 2015 in Bremerhaven angetreten war, um große Kreuzfahrtschiffe zu bauen, diese Pläne jedoch kurz darauf fallen ließ und nach Wismar, Rostock und Stralsund weiterzog.

Mit Kurt Zech stünde nun ein weiterer Unternehmer aus der Region bereit, die Werft zu übernehmen. Die Zech Group ist vor allem in den Bereichen Bau, Immobilienprojekte und Hotellerie tätig und hält darüber hinaus Beteiligungen an mehreren Industrieunternehmen.

Die 1857 gegründete Lloyd Werft blickt auf eine lange Geschichte als Reparaturbetrieb des Norddeutschen Lloyd, einer großen Bremer Reederei, zurück. In den 1970er-Jahren trennte sich die Reederei von der Werft, die 1984 vom Bremer Vulkan übernommen wurde. Die Lloyd Werft machte sich mit großen Schiffsumbauten einen Namen. Durch die Vulkan-Pleite 1996 und den Untergang des Kreuzfahrtschiffes "Pride of America" an der Ausrüstungskaje der Werft 2004 geriet die Werft bereits zweimal in die Zahlungsunfähigkeit.

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