Am 31. Dezember lassen es die Deutschen krachen – die ganz Ungeduldigen gerne auch schon etwas eher. Der Verkauf des Silvesterfeuerwerks beginnt an diesem Donnerstag und die Hersteller versichern, dass dieses Mal weniger Plastikmüll mit in die Luft fliegen oder am Boden zurückbleiben wird. Bis zum umweltfreundlichen Öko-Feuerwerk allerdings ist es noch ein weiter Weg.
Beim Bremerhavener Hersteller Comet sind in den vergangenen Monaten 500 Container mit Raketen, Böllern, Fontänen und anderer Pyrotechnik aus China eingetroffen. Weil auch die Nachfrage im eigenen Land groß war, kamen die chinesischen Hersteller mit der Produktion kaum hinterher. So erreichte die Ware später als gewohnt das Lager in der Seestadt – die gut 200 Comet-Mitarbeiter hatten alle Hände voll damit zu tun, die Lieferungen auszupacken, zwischenzulagern und an den Handel zu verschicken.
Mit etwa 50 Millionen Euro Umsatz im Jahr gilt Comet als die Nummer zwei der Böller-Branche in Deutschland, hinter Marktführer Weco aus Eitorf bei Bonn. Nach der staatlich verordneten Feuerpause in den Corona-Silvesternächten 2020/21 und 2021/22 seien die Verkäufe im vergangenen Jahr „hervorragend“ gelaufen, sagt Comet-Chef Richard Eickel. Von den 30.000 Verkaufsstellen, die Comet beliefert, sei kaum Ware ins Lager nach Bremerhaven zurückgekommen.
"Silent Line" mit weniger Krach
So konnte im chinesischen Herstellerwerk neu produziert werden. Viel hält man sich bei Comet und den anderen Herstellern auf die neuen Produktlinien zugute, die nach eigenen Angaben mit weniger Plastik auskommen. An den Raketen wurden die Kappen und Zündschnurhülsen demnach durch kompostierbares Material aus Pflanzenfasern ersetzt, an den Fontänen die Standfüße. Bei der Verpackung bietet Comet jetzt statt der Plastikhüllen auch Pappbeutel und -boxen an. Neu im Programm ist die „Silent Line“: Sie setzt auf pyrotechnische Effekte mit weniger Krach.
Die Kritiker des Silvester-Feuerwerks allerdings lassen sich von den Bemühungen der Branche nicht beeindrucken. Wie jedes Jahr ruft etwa der Umweltschutzverband BUND dazu auf, die Silvesterknallerei lieber bleiben zu lassen. „Der Rauch der abgebrannten Feuerwerkskörper belastet die Luft nicht nur mit zahlreichen Chemikalien, sondern auch mit gesundheitsschädlichem Feinstaub“, sagt Bernd Quellmalz, BUND-Regionalgeschäftsführer Weser-Elbe. „Diese Staubpartikel, die für das menschliche Auge unsichtbar sind, enthalten giftige Schwermetalle, können zu Atemwegserkrankungen wie Asthma führen und sogar Krebs auslösen.“
Fest steht: Ökologisch unbedenklich wird das Feuerwerk durch den Verzicht auf ein paar Plastikteile nicht. Denn die Raketen stecken weiterhin voller Chemie – sonst würden sie gar nicht erst abheben, geschweige denn krachen, zischen, sprühen, leuchten oder knistern. Zwar gibt es ein paar Forschungsprojekte, die darauf abzielen, bestimmte Chemikalien in den Silvesterraketen wie Chlor, Strontium oder Barium durch weniger kritische Stoffe zu ersetzen – wie etwa Brom, Bor oder Lithium. Doch die Versuche haben noch keine praxistauglichen Ergebnisse hervorgebracht.
Das Fachmagazin Öko-Test urteilt: „Machen wir uns nichts vor: Umweltfreundliches Feuerwerk gibt es nicht.“ Obwohl schon länger an sogenannten Öko-Böllern getüftelt werde, sei eine unbedenkliche Ballerei nicht in Sicht. Was die Öko-Tester als Alternative vorschlagen, dürfte die Fangemeinde der Silvesterknallerei allerdings kaum zufriedenstellen: Knallbonbons, Konfettikanonen und Wunderkerzen.
Verkauf ab 28. Dezember
Weil das Feuerwerk an nur drei Tagen bis zum Jahresende verkauft werden darf, Silvester in diesem Jahr aber auf einen Sonntag fällt, liegen die Kracher in diesem Jahr bereits ab diesem Donnerstag – und damit einen Tag früher als üblich – in den Regalen. Abgefeuert werden dürfen sie aber erst am Silvesterabend ab 18 Uhr. Und am Neujahrsmorgen um ein Uhr ist damit offiziell Schluss.
Nicht gezündelt werden darf in Bremen – aus Brandschutzgründen – im Schnoorviertel und im Umkreis von 150 Metern rund um das historische Rathaus. Außerdem gilt ein Böllerverbot an der Schlachte zwischen Teerhofbrücke und Bürgermeister-Smidt-Brücke. Außerdem gilt das Verbot im Umkreis von 150 Metern um Reet- und Fachwerkhäuser, Tanklager und Tankstellen sowie rund um den Flughafen, außerdem in der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen.