Busse und Bahnen sollen in der Bremen Innenstadt gratis genutzt werden dürfen. Diesen Vorschlag machte die Handelskammer am Dienstag. Sie will damit mehr Besucher in die Innenstadt locken und die Qualität der Luft verbessern. Konkret soll eine sogenannte Freezone zwischen Hauptbahnhof, Am Brill und Sielwall eingerichtet werden.
In diesem Bereich soll die Nutzung von Bus und Bahn kostenfrei sein. Sobald die Weser passiert wird oder Fahrgäste sich stadtauswärts bewegen, müssten sie eine Fahrkarte kaufen. Wie dieses Projekt finanziert werden soll, steht noch nicht fest. „Wir schlagen nicht die Einführung vor, sondern die Prüfung“, sagt Olaf Orb, Innenstadtbeauftragter der Handelskammer.
Damit wolle man die Stadt voranbringen. „Würde Bremen so eine Zone bekommen, wäre das im Norden Deutschlands ein Alleinstellungsmerkmal. Die Stadt soll Geschichte schreiben“, sagt Orb. Vorbild für den Gratisverkehr sind die Städte Graz und Augsburg. Schon seit September 2013 können Straßenbahnen im Innenstadtbereich der österreichischen Stadt kostenlos genutzt werden. Im kommenden Jahr will Augsburg als erste deutsche Großstadt nachziehen.
„Initiativen, die den öffentliche Personennahverkehr attraktiver machen, begrüßen wir natürlich“, sagt Jens-Christian Meyer, Sprecher der BSAG. Möglich sei eine solche Freezone in Bremen allerdings nur dann, wenn es von Seiten der Politik entsprechende Ausgleichszahlungen gebe. Die würden nötig, weil der BSAG Einnahmen durch Ticketverkäufe entfielen. Wie hoch diese Zahlungen sein müssten, lasse sich noch nicht beziffern.
Interesse an diesem Vorschlag gibt es auch bei Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne). „Wir begrüßen sehr, dass die Handelskammer sich mit der autofreien Innenstadt beschäftigt“, sagt dessen Sprecher Jens Tittmann. Denn so ein Bereich würde nur ohne private Autos Sinn ergeben.
„Um die Kaufkraft in der Innenstadt zu belassen, ist es sinnvoll, Bus und Bahn kostenfrei anzubieten“, sagt Ralph Saxe, verkehrspolitischer Sprecher der Bremer Grünen. Dass die Handelskammer keine Vorschläge zur Finanzierung macht, sei hingegen eine Schwäche des Vorstoßes.
Nicht zu Lasten der Allgemeinheit
Auch Heike Sprehe, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion, macht sich Gedanken um die Finanzierung. „Die Freezone ist eine sympathische Idee. Allerdings stellt sich die Frage der Finanzierung, insbesondere, wie sich der Handel daran beteiligen kann." Denn die Geschäfte in der Innenstadt würden maßgeblich profitieren.
Zuspruch gibt es auch von der Opposition: „Eingebettet in ein Verkehrskonzept kann eine Freezone in der Innenstadt ein guter Baustein sein, um die City vom Autoverkehr zu entlasten und Schadstoffe zu reduzieren", sagt Heiko Strohmann, verkehrspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion.
Nelson Janßen, verkehrspolitischer Sprecher der Linksfraktion warnt aber, dass der Vorstoß nicht zu Lasten der Allgemeinheit gehen darf: „In Paris wird der Nahverkehr durch eine Abgabe von Seiten der Unternehmen in Höhe von einem Prozent der Bruttolöhne finanziert. Auf diesem Wege wäre die Freezone in Bremen denkbar.“
Skeptisch ist noch die FDP: „Die Idee ist charmant, aber der Mehrwert muss geklärt werden“, sagt Magnus Buhlert, stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Wer mit dem Auto in einem Parkhaus parke, könne schon jetzt mit dem Brepark-Ticket Bus und Bahn nutzen. Zudem würden das Anschlussticket der Deutschen Bahn sowie das Niedersachsen-Ticket vielen Touristen eine Weiterfahrt ermöglichen.