Das warme Frühlingswochenende hat in Bremen für eine teils starke Vermüllung von Grünflächen gesorgt. Am Werdersee und am Osterdeich türmten sich in einigen Bereichen Abfallberge aus Einweggrills, Plastikbechern und Pizzakartons. Die Juliushöhe, ein grüner Hang nahe der Fußgängerbrücke am Werdersee, war am Wochenende völlig zugemüllt. Helfer der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) mussten zudem Schnittwunden durch Glasscherben versorgen. „Und 2016 haben wir im Bereich der Fußgängerbrücke 18 Fahrräder aus dem See gezogen“, erzählt DLRG-Landessprecher Philipp Postulka. „Dort entsorgen Diebe offenbar gerne gestohlene Räder – wer von der Brücke springt, kann sich Verletzungen bis zur Querschnittslähmung zuziehen.“
Nach Angaben der Stadtreinigung gab es 2016 mehr als 3260 illegale Müllablagerungen in Bremen; das entspricht rund 923 Tonnen. Seit 2011 habe sich die Zahl der wilden Müllkippenverdoppelt. Gegen Vermüllung will Bremen mit größeren Abfallbehältern, häufigerer Reinigung und einem neuen Ordnungsdienst vorgehen. Allerdings werden die Mitarbeiter dieses Ordnungsdienstes laut Innenbehörde noch nicht im Sommer, sondern erst im Herbst im Einsatz sein.
Für die viel genutzten Bereiche am Werdersee und Osterdeich hat die Stadtreinigung den Umweltbetrieb Bremen mit der Müllentsorgung beauftragt. Am Sonnabend habe man auf das Wetter reagiert, sagt Antje von Horn, Sprecherin der Stadtreinigung: „Es wurde eine zusätzliche Leerung aller Abfallbehälter im Bereich Werdersee und Osterdeich veranlasst.“ Am Osterdeich habe man seit ein paar Wochen weitere 240-Liter-Gefäße aufgestellt. Am Montagmorgen um 7 Uhr sei der erste Reinigungsdurchgang bereits erledigt und die Hinterlassenschaften vom Sonntag aufgeräumt gewesen.
Da im Bereich Werdersee auffallend viele Müllablagerungen gemeldet wurden, werde nun reagiert. „Im Badebereich wird in den nächsten Tagen ein zusätzlicher 1100-Liter-Container aufgestellt“, sagt von Horn. Seit Anfang März gebe es dort drei Container dieser Größe im Bereich Deichschart. Für die Grünflächen am See sei eine wöchentliche Reinigung vorgesehen. Zusätzlich seien für heiße Tage 132 zusätzliche Reinigungsgänge für die Bereiche Juliushöhe und Deichschart geplant.
Gerhard Bomhoff vom Verein „Dein Werdersee“ beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Müll. Er fordert eine Fortsetzung der zwei Runden Tische zum Thema „Sauberer Werdersee“, die in der Vergangenheit Badegäste, Vereine, Stadtreinigung und Behörden zum Gespräch versammelten. In den vergangenen Jahren wurde einiges versucht: Ein Müllkonzept wurde erarbeitet, Hinweisschilder angebracht, und vier bis fünf jüngere Müll-Scouts sind laut Bomhoff bei schönem Wetter am See unterwegs und sprechen Bremer auf ihren Abfall an. „Wenn die Leute grillen und trinken, fallen alle Schranken“, sagt Bomhoff und stellt klar: „Wenn an der Juliushöhe zehn Gruppen feiern, haben da zwei Müll-Scouts keine Chance.“ Es brauche Mitarbeiter der Stadt, die feiernde Gruppen auf Augenhöhe ansprechen könnten.
Hoffnung setzen Vertreter der Stadtreinigung auf den neuen Ordnungsdienst, der momentan vom Innensenator vorbereitet wird. Dieser Dienst soll ab Juni starten, doch wird es für die Angestellten erst eine Probephase mit Schulungen und Besuchen in verschiedenen Behördenabteilungen geben. „Die ersten Einsätze beginnen ab Oktober 2018“, sagt Nesrin Kök-Evcil, Sprecherin der Innenbehörde. Zu den Aufgaben des Ordnungsdienstes soll die Sensibilisierung für unsachgemäße Müllablagerung und für Reinigungs- und Räumpflichten gehören. Dazu zähle aber nicht die Beseitigung von Müll, so die Behördensprecherin.
Am Donnerstag ist Müll auch Thema in der Bürgerschaft: Die FDP fordert höhere Bußgelder von mindestens 250 Euro für achtlos entsorgten Abfall. Wer das nicht zahlen kann oder will, soll gemeinnützige Arbeit für die Stadtreinigung leisten. „Wichtig ist, dass die Geldstrafe den Leuten richtig wehtut“, sagt Fraktionschefin Lencke Steiner. Sie fordert, den Ordnungsdienst personell aufzustocken und zu befähigen, vor Ort Strafzettel auszustellen.