Um der Autoposer-Szene im Viertel einen Riegel vorzuschieben, sind erstmals Ende Juni 2021 Schranken rund um die Sielwallkreuzung aufgestellt worden. Sie verhindern, dass an den Wochenenden zwischen 21 und 5 Uhr Fahrzeuge den Kreuzungsbereich passieren. Das Mobilitätsressort will diese Regelung bis mindestens Ende 2023 beibehalten. Dazu wird Senatorin Maike Schaefer (Grüne) eine Beschlussvorlage in die Sitzung der Deputation für Mobilität, Bau und Stadtentwicklung am 1. September einbringen, teilt das Ressort mit.
"Es ist ein Trauerspiel, dass man eine ganze Kreuzung sperren muss, um in Zeiten des akuten Klimawandels und einer massiven Energiekrise dieses komplett überflüssige Autoposing zu unterbinden", kommentiert Schaefer die aktuelle Lage. Außerdem entstünden durch die aus ihrer Sicht vermeidbaren Fahrten in Kombination mit zu hoher Geschwindigkeit immer wieder gefährliche Situationen.
Nachdem im vergangenen Sommer schnell klar geworden war, dass Hinweisschilder allein nicht ausreichten, um das Durchfahrverbot umzusetzen, kamen zunächst quer gestellte Polizeifahrzeuge, Baken und schließlich ein Sicherheitsdienst zum Einsatz. Mittelfristig gab es die Überlegung, Schranken fest zu installieren, daraus wurde jedoch nichts. Gründe dafür seien einerseits die Funktion der Sielwallkreuzung als Verkehrsknoten und die Rettungsgassen, andererseits die geschätzten Kosten von rund 1,5 Millionen Euro, erklärte Behördensprecherin Linda Neddermann im Mai.
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Hellena Harttung, Ortsamtsleiterin Mitte/Östliche Vorstadt, begrüßt den Vorstoß zur Verlängerung. "Für die Befriedung des Ecks ist die Sperrung sehr zuträglich", sagt sie. Es sei bereits angedacht worden, die Maßnahme bis Ende 2023 einzusetzen, deshalb gehe sie auch davon aus, dass die Beschlussvorlage Zustimmung finden wird. Auch die beiden beteiligten Beiräte – Östliche Vorstadt und Mitte – befürworten ihr zufolge eine Verlängerung.
Dass zwischenzeitlich der Standort der Sperrbaken verändert worden sei, habe auch zur zusätzlichen Beruhigung der Anwohnerinnen und Anwohner geführt. So seien die Linienstraße und die Straße Fehrfeld nun besser geschützt, sagt Harttung. Auch vor dem "Eisen" sei die Situation entspannter, seitdem die Autos nicht mehr direkt vor dem Lokal, sondern bereits am Sielwallhaus zum Wenden aufgefordert werden. "Diese Veränderungen haben sich als sinnvoll herausgestellt", betont sie.
Eine weitere Veränderung will das Ressort mit der Vorlage anstoßen: Bislang sorgte der Sicherheitsdienst Elko-Security, der sich auch um die Sicherheit rund um das Weserstadion kümmert, für die Durchsetzung der Sperrung. Wer diese Aufgabe in Zukunft übernimmt, soll in einer öffentlichen Ausschreibung geklärt werden. Ebenfalls noch offen sei, welchen Anteil der Kosten das Innenressort übernehme, heißt es aus dem Mobilitätsressort.
Denn das Ressort verweist darauf, dass es grundsätzlich in der Hand der Polizei liege, Autoposing zu verhindern. Diese hat dazu 2019 die "Kontrollgruppe Posing" eingeführt. Seitdem seien 148 Bußgeldverfahren eingeleitet worden. Seit November 2021 werden Poser nicht mehr mit 20, sondern mit 100 Euro zur Kasse gebeten. "Wenn es nach mir ginge, könnte diese Strafe gerne noch weitaus höher ausfallen", sagt Senatorin Schaefer.
In den vergangenen beiden Sommern sorgten nicht nur laute Autos, sondern auch Freiluft-Partys auf und an der Sielwallkreuzung für Ärger. Vor allem junge Menschen sammelten sich dort, tranken und feierten. Nicht nur Anwohnerinnen und Anwohner zeigten sich wegen des Lärms, des Mülls und der Wildpinkelei genervt, auch die Polizei musste zeitweise zu zahlreichen Einsätzen ausrücken. Am Osterdeich, im Bereich der Sielwallfähre und am Werdersee gab es ähnliche Szenen.
Das sei in diesem Sommer bislang anders, sagt Ortsamtsleiterin Harttung: "Es ist ein bisschen ruhiger." Durch die Einschränkungen für den Autoverkehr gebe es jetzt mehr Raum für die Leute, die Stimmung sei entspannter. Das Autoposing habe Bedrängnis und eine latent aggressive Atmosphäre geschaffen.