Bremens größte Notunterkunft ist eröffnet: Am Donnerstag sind die ersten Geflüchteten in die Zeltstadt in der Überseestadt eingezogen. Zwischen Waller Sand und Skatepark stehen vier große Wohnzelte für sie bereit, ein Küchen- und Esszelt und Sanitärcontainer komplettieren die Einrichtung. Betrieben wird sie im Auftrag der Sozialbehörde vom Bremer Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Platz ist für bis zu 1288 Menschen, vorerst werden aber nur wenige dort beherbergt werden.
Etwa 50 Personen erwartet DRK-Bereichsleiter Jörg Rolfs am Donnerstag, wie viele weitere wann kommen, ist offen. Klar ist jedoch bereits jetzt, dass die Unterkunft auch dazu dienen soll, die Turnhallen, in denen Menschen teilweise seit Wochen untergebracht sind, zu entlasten. Noch im Laufe dieser Woche sollen die ersten Geflüchteten aus der Halle an der Albert-Einstein-Oberschule im Stadtteil Osterholz in die Überseestadt umziehen, teilt Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) mit. An der Situation dort hatte es zuletzt von mehreren Seiten Kritik gegeben. "Die Turnhallen sind sicher eine Unterbringungsform, die sich niemand wünscht", erklärte Stahmann. Ziel sei es, die Unterbringung in den Hallen zügig wieder zu beenden. Gleichwohl hatte es Ende April Überlegungen gegeben, eine Halle in Borgfeld für Geflüchtete herzurichten.

Diese Toilettencontainer wurden kürzlich wohl noch für andere Gelegenheiten genutzt – denn die Geflüchteten müssen natürlich nichts für die Nutzung zahlen.
In der Überseestadt sollen laut Rolfs nicht nur Menschen aus der Ukraine, sondern auch aus anderen Ländern unterkommen. "Wir nehmen alle Nationalitäten auf", sagt Rolfs. Eine Trennung sei nicht vorgesehen. Der Vorteil, den die Zeltstadt gegenüber einer Turnhalle hat, ist unter anderem die Unterbringung in abschließbaren Räumen. Sechs bis zwölf Betten stehen darin, sodass zum Beispiel Familien gemeinsam wohnen können.
Unterstützung für den Betrieb der Notunterkunft erhalte das DRK unter anderem von Kultur vor Ort, Blaue Karawane und SOS Kinderdörfer, berichtet Rolfs. Außerdem seien rund 350 Freiwillige dem Aufruf der Hilfsorganisation gefolgt und wollen von Botendiensten über Geburtstagsfeiern bis hin zu einer Gesprächsgruppe für psychologische Fragen Verschiedenstes anbieten.
Für die Infrastruktur vor Ort sind – bei Vollbelegung – 70 hauptamtliche Kräfte des DRK zuständig. Ein Erste-Hilfe-Container steht für hausärztliche Belange bereit, regelmäßige verpflichtende Selbsttests sollen mögliche Corona-Fälle schnell aufdecken. Vorerst plant das DRK mit einer Belegung der Zeltstadt bis September.