Knapp zwei Drittel der Bremer Eltern empfinden laut einer Umfrage der Zentralelternvertretung ihre momentane Situation als belastend (wir berichteten). Druck, Stress und Zukunftssorgen geben viele – mitunter unbewusst – an ihre Kinder weiter. Hinzu kommt, dass der Alltag auch für viele Schülerinnen, Schüler und Kita-Kinder durch wechselnde Betreuungsformate und die sozialen Folgen des Lockdown weder einfach nachzuvollziehen noch einfach auszuhalten ist. Deshalb fordert die Bürgerschaftsfraktion der Grünen Verbesserungen des Kinderschutzes in der Pandemie. Die Vorschläge reichen dabei von den digitalen Unterricht ergänzenden Maßnahmen wie Online-Sportangeboten auf der Lernplattform Itslearning bis hin zu kind- und jugendgerechten Informationen in mehreren Sprachen über Hilfsangebote.
„Jede Bewegung ist besser als gar keine“
Solange die Kontakteinschränkungen zur Pandemiebekämpfung nötig seien, müssten die digitalen Hilfsmöglichkeiten konsequent genutzt werden, sagt Sahhanim Görgü-Philipp, jugendpolitische Sprecherin der Fraktion. „Der Lockdown verschärft die physischen und psychischen Probleme von Kindern.“ Deshalb müsse Schulsport, der im Moment ausfällt, zumindest regelmäßig als Online-Version angeboten werden, um Bewegungsmangel, Gewichtszunahme und motorischen Rückschritten entgegenzuwirken. „Natürlich eignen sich nicht alle Übungen fürs Kinderzimmer. Aber jede Bewegung ist besser als gar keine“, sagt Görgü-Philipp. Ähnlich bei der Sprachförderung für die Kinder, deren Muttersprache nicht das Deutsche ist. In diesem Punkt schlägt die Fraktion unter anderem Vorlesepaten und kooperatives Lesetraining per Videokonferenzen oder Telefon vor.
Itslearning könne neben den reinen Unterrichtsangeboten sowohl für den sozial-emotionalen Austausch von Kindern und Jugendlichen untereinander genutzt werden als auch für Gruppen- und Einzelgespräche von Schülern und Lehrern. Es sei gut, so die Grünen in ihrem Papier, wenn die Schüler „neben dem eigentlichen Lernen einen Ausgleich haben und sich auch einmal ablenken können“. Gleichzeitig müsse es auf der Plattform auch Hinweise auf Hilfsangebote bei Konflikten mit den Eltern oder anderen Problemen geben, finden die Grünen.
„Keine Familie, unabhängig von ihrem sozialen Status, ist davor gefeit, an ihre (häuslichen) Grenzen zu kommen“, heißt es in dem Positionspapier – zumal sich durch den Lockdown der Kontakt zu ansonsten wichtigen außerfamiliären Bezugspersonen minimiere. Wichtig sei, dass Kindern niedrigschwellige Hilfsangebote wie der bremische Kinder- und Jugendnotdienst zur Verfügung stehen. Und, dass sie diese auch kennen würden, beispielsweise durch Werbeaktionen im öffentlichen Nahverkehr oder in den sozialen Netzwerken. Eine weitere Möglichkeit ist nach Ansicht der Fraktion, das Thema „Wie und wo bekomme ich Hilfe?“ im Unterricht zu verankern.
Weitere Forderungen betreffen die Mittagessen für Schüler im Distanzunterricht und die Angebote der Offenen Jugendarbeit (OJA). Bei der Verteilung der Lunchpakete sieht die Fraktion Verbesserungsbedarf, ebenso bei der digitalen Ausstattung der OJA-Angebote, wofür sie die Zulassung der Schul-iPads fordert.