Zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Jubel und Enttäuschung befinden sich die Bundestagskandidaten aus dem Wahlkreis 55 Bremen Nord/Bremerhaven. Mit gemischten Gefühlen reagierten die Parteien auf die ersten Prognosen. Die Reaktionen aus Bremen.
SPD: Die Bremer Zahlen standen am späten Abend nicht endgültig fest, es zeichnete sich aber ab, dass SPD-Direktkandidat Uwe Schmidt die Wahl für sich entschieden hat. „Es sieht so aus, als ob ich das Mandat behaupte und wir sogar etwas zulegen konnten“, sagte Schmidt. Er hatte gejubelt und geklatscht, als das Balkendiagramm gegen 18 Uhr 26 Prozent für die SPD auswies und sie in dem Moment zur stärksten Partei machte. „Wenn uns das einer vor ein paar Monaten gesagt hätte, hätte man das nicht geglaubt“, sagte Schmidt. Über mögliche Regierungskoalitionen mochte Schmidt noch nicht spekulieren.
CDU: Der CDU-Direktkandidatin Wiebke Winter ist der Sprung in den Bundestag wohl nicht gelungen. Traditionell entsendet der Wahlkreis erneut einen Sozialdemokraten nach Berlin. Für Winter war es deshalb ein (Wahl-)Kampf David gegen Goliath, oder mit ihren Worten: „Das ist wie Werder gegen Bayern.“ Der Sieg sei unwahrscheinlich gewesen. Als sie gegen 22 Uhr von Bremerhaven aus zurück zur CDU-Wahlparty vor der Parteizentrale unterwegs war, brachte sie aber ihre Zuversicht für das Ergebnis im Bund zum Ausdruck. „Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen.“
Grüne: Jubel und Enttäuschung beim Spitzenkandidaten aus Bremerhaven, Michael Labetzke. Nach den Umfragen vor wenigen Monaten habe alles danach ausgesehen, dass es erstmals eine grüne Bundeskanzlerin geben könne. „Wir sind unter unseren Möglichkeiten geblieben, das kann man nicht wegdiskutieren. Ich komme aus Bremerhaven, weiß um Rückschläge – sowas haut uns nicht um. Aber wir haben den Wahlkampf unseres Lebens gemacht.“ An einer Regierungsbeteiligung zweifelte er nicht: „Wir haben nach aktuellen Stand mehrere Varianten, um in die Bundesregierung zu gehen.“
Linke: Bei der ersten Prognose gab es keine Reaktion bei den Linken. Es wurde mucks-mäuschenstill in der Union-Brauerei. Die Fünf-Prozent-Hürde im Bund war nicht sicher überwunden. Für die Spitzenkandidaten Doris Achelwilm begann das große Zittern um den erneuten Einzug in den Bundestag. „Ich stehe mit meinem Mandat zwischen allen Stühlen“, sagte sie am späten Abend.
FDP: Gökhan Akkamis (FDP) war zufrieden. „Wir freuen uns, dass wir leicht zulegen konnten“, sagte der Unternehmensberater im Alten Eiswerk in Bremerhaven. Er habe große Hoffnung, dass die Liberalen aus Bremen ihren Spitzenkandidaten Volker Redder nach Berlin schicken können.
AfD: „Mit zehn oder elf Prozent sind wir zufrieden, auch wenn wir gerne mehr geholt hätten“, sagte AfD-Bundestagskandidat Thomas Jürgewitz nach der ersten Prognose in Bremerhaven.