In der Parteizentrale der Bremer Grünen am Altenwall haben am Mittwochvormittag die ersten Sondierungsgespräche zur Bildung einer Regierungskoalition für die nächsten vier Jahre begonnen. Vertreter von CDU und Grünen trafen dort zu einer Runde zusammen, um Themenfelder abzustecken und auszuloten, bei welchen strittigen Sachfragen Annäherungsmöglichkeiten bestehen. Das Gespräch dauerte gute dreieinhalb Stunden. Über konkrete Inhalte hüllten sich die Unterhändler anschließend in Schweigen. Es sei absolutes Stillschweigen vereinbart worden.
Punkt 10 Uhr traf die CDU-Delegation ein, bestehend aus Spitzenkandidat Carsten Meyer-Heder, den Parteivizes Jens Eckhoff und Yvonne Averwerser, Fraktionschef Thomas Röwekamp und Landesgeschäftsführer Heiko Strohmann. Die Gruppe wurde von der Grünen-Spitze um Spitzenkandidatin Maike Schaefer und die Landesvorsitzenden Alexandra Werwath und Hermann Kuhn erwartet. Auf Reporterfragen war den Gastgebern und der CDU-Abordnung nichts Inhaltliches zu entlocken. Ob sie denn Willkommensgeschenke für die CDU vorbereitet hätten, wurden die Grünen gefragt. "Ja, unser Parteiprogramm", scherzte Maike Schaefer. Ob es rote Linien bei den Sondierungen gebe? "Nur grüne Linien", beschied Hermann Kuhn. Unverbindlicher Small Talk also, nichts mit politischer Substanz.
Als Schaefer und Meyer-Heder nach der Sondierungsrunde gemeinsam vor die versammelten Medienvertreter traten, änderte sich daran nichts. Man habe sich "sehr konstruktiv" unterhalten und "viel gelacht", sagte Schaefer, ganz ähnlich formulierte es Meyer-Heder. Schaefer fügte hinzu: "Es waren Gespräche auf Augenhöhe, auch wenn es körperlich nicht so aussieht" - gemeint war der erhebliche Größenunterschied zum Zwei-Meter-Mann Meyer-Heder. Anfang kommender Woche werde man sich in einer Dreierrunde gemeinsam mit der FDP unterhalten. Wenn sich in diese Ankündigung überhaupt etwas hineinlesen lässt, dann vielleicht dies: CDU und Grüne, die die beiden stärksten Bündnispartner in einem theoretischen Jamaika-Bündnis wären, brauchen zumindest kein zweites Treffen zur Vorabstimmung, bevor sie sich mit den Liberalen an einen Tisch setzen. Die Grünen werden am Freitag um 15 Uhr ein Sondierungsgespräch mit der FDP führen. Am Donnerstagvormittag soll es eine Runde mit dem bisherigen Koalitionspartner der Grünen, den Sozialdemokraten, geben.
Gestützt auf die Ergebnisse der Gespräche, wird der Landesvorstand der Grünen eine Empfehlung zur Aufnahme formeller Koalitionsverhandlungen entweder mit CDU und FDP oder SPD und Linken geben und der Landesmitgliederversammlung unterbreiten, die am 6. Juni stattfinden soll. Dieser Abend dürfte spannend werden. Es geht um nicht weniger als eine politische Richtungsentscheidung für die kommenden vier Jahre.