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Strafanzeigen Immer mehr gefälschte Impfausweise in Bremen und Niedersachsen

Die Polizeibehörden in Bremen und Niedersachsen verzeichnen eine steigende Zahl gefälschter Impfpässe. Die Käufer zahlen mehrere Hundert Euro dafür. Wer einen falschen Impfpass vorlegt, macht sich strafbar.
21.10.2021, 22:39 Uhr
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Immer mehr gefälschte Impfausweise in Bremen und Niedersachsen
Von Sabine Doll

In Bremen und Niedersachsen tauchen immer häufiger gefälschte Impfpässe auf. Die Käufer zahlen pro Impfpass bis zu mehrere Hundert Euro. „Aktuell bearbeitet die Polizei Bremen elf Strafanzeigen bezüglich des Vorlegens falscher Gesundheitszeugnisse beziehungsweise Urkundenfälschung“, sagt Polizeisprecher Nils Matthiesen dem WESER-KURIER. Darunter seien sechs Strafanzeigen, bei denen es um das Vorlegen gefälschter Impfausweise in Papierform ging. Diese seien in Apotheken vorgelegt worden, um ein digitales Impfzertifikat zu erhalten. Impfausweise würden unter anderem vom Sicherheitsdienst auf dem Freimarkt sowie in Apotheken kontrolliert.

Meist fallen Fälschungen auf, wenn sich die Impfpass-Inhaber in Apotheken ein digitales Impfzertifikat ausstellen lassen wollen. So ist auch Marita Dewitz einer Fälschung auf die Spur gekommen. „Beim Blick auf das gelbe Heft war schon klar, dass da etwas nicht stimmen konnte“, sagt die Inhaberin der Albatros-Apotheke. „In diesem Pass war das Impfzentrum Bremen angegeben. Ich habe dort nachgefragt, ob es eine Impfung mit der angegebenen Chargennummer gab – Fehlanzeige“, so die Apothekerin. Sie habe die Polizei gerufen. Das sei nicht der erste Fall gewesen, auch aus anderen Apotheken habe sie davon gehört. Das bestätigt auch die Geschäftsführerin der Bremer Apothekerkammer: „Es ist kein Massenphänomen, aber wir bekommen mittlerweile immer wieder Meldungen“, sagt Isabel Justus.

„Bedingt durch die zunehmenden Beschränkungen im Kontext der 3G- und vor allem 2G-Regeln bekommt der Nachweis der vollständigen Impfung eine hohe Bedeutung – unter anderem für Personen, die sich nicht impfen lassen wollen oder keinen Zugang zu einem Impfstoff haben und bereit sind, für einen gefälschten Impfpass Straftaten zu begehen“, sagt Matthiesen. Nicht nur für das Herstellen und Vertreiben gefälschter Impfpässe drohen bis zu mehrjährige Freiheitsstrafen oder Geldbußen. Wer einen gefälschten Impfpass benutzt, mache sich wegen Urkundenfälschung strafbar, warnt der Polizeisprecher.

In Bremerhaven hat die Polizei kürzlich Blanko-Impfausweise sichergestellt, mit denen offenbar Handel betrieben werden sollte, wie ein Sprecher mitteilt. „In einem anderen Fall wies sich eine Beschuldigte mit einem gefälschten Impfausweis aus.“ Insgesamt handele es sich aktuell um eine geringe Zahl von Einzelfällen.

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Angesichts der bundesweiten Zunahme wendet sich die Polizei in der Seestadt an die Öffentlichkeit: „Wer den Verdacht hat, dass ein gefälschtes Impfbuch vorgelegt wird, sollte sofort die Polizei Bremerhaven über den Notruf 110 oder die Kriminalpolizei unter 04791/953-4444 kontaktieren und Strafanzeige stellen.“ Insbesondere Personal in Pflege- und Gesundheitseinrichtungen solle damit sensibilisiert werden, damit Ungeimpfte nicht in die Einrichtungen gelangten und Patienten, Bewohner sowie Beschäftigte der Gefahr einer Corona-Infektion aussetzten.

Die Anzahl der festgestellten Fälle von gefälschten Impfpässen sei kontinuierlich und zuletzt sprunghaft angestiegen, meldet das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen: „Von Januar bis Ende September wurde eine untere dreistellige Anzahl an Fällen festgestellt“, teilt eine Sprecherin mit. Ein Fall könne eine Vielzahl von gefälschten Impfpässen beinhalten. Angeboten würden die Ausweise häufig im Internet – unter anderem über Messenger-Dienste wie Telegram. Dem LKA seien Preise von 99 bis 250 Euro bekannt. „Impfausweise sind relativ einfach zu fälschen, aus diesem Grund ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen“, so die Sprecherin. Um Fälschern das Handwerk zu erschweren, rät die Polizei Bremen, keine Fotos echter Impfausweise in den sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Diese dienten oftmals als Vorlagen für Fälschungen.

Die Bremer Gesundheitsbehörde hat mit einer Hotline reagiert: Dort können Apotheken anrufen, wenn das Impfzentrum Bremen angegeben ist und eine Chargennummer abgeglichen werden soll. „Die Zahl der Anrufe bewegt sich am Tag im einstelligen Bereich“, sagt Behördensprecher Lukas Fuhrmann. Sei eine Arztpraxis angegeben, müssten Apotheken bei einem Verdacht dort nachfragen.

In Hamburg ist Mitte September eine gan­ze Fälscherwerkstatt aufgeflogen. Die Polizei stellte dabei 400 gelbe Pässe sicher, von de­nen gut die Hälfte für die Fälschung vorbereitet war, wie das „Hamburger Abendblatt“ berichtete. Im ostfriesischen Leer wur­de Mitte Oktober ein Mann mit einem gefälschten Impfpass in einer Apotheke gestellt. Laut der Polizei waren zuletzt mehr falsche Ausweise aus einem Impfzentrum in Nordrhein-Westfalen im Umlauf – das machte die Angestellten misstrauisch.

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