Wieder mal Neues von der Eiswette. Zum Eiswettfest, das hatte Präsident Patrick Wendisch nach der Aufregung um die Ausladung der Ex-Bürgermeisterin und langjährigen Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) im vergangenen Winter vor gut zwei Monaten erklärt, sind nun erstmalig auch Frauen als Gäste zugelassen. Rund 30 von insgesamt rund 800 Gästen werden Damen sein. Dafür werden am 18. Januar im Congress-Centrum keine Bremer Politiker an den Eisschollen genannten Tischen sitzen. Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) hat, wie Regierungssprecher Christian Dohle bestätigt, ebenso wie die anderen neun Senatsmitglieder keine Einladung zum traditionellen Gala-Dinner erhalten.
Die Nicht-Einladung der Politiker ist die Reaktion des Eiswett-Präsidiums auf einen Beschluss der Bürgerschaft aus dem Februar. Im Zuge der Diskussionen im vergangenen Januar hatten SPD und Grüne einen Antrag vorgelegt, dass männliche Senatsmitglieder und Abgeordnete jegliche Einladungen zum Eiswettfest ablehnen sollten, sollte die Einladungspraxis nicht zugunsten der Frauen geändert werden. Die Bürgerschaft hatte diesen Antrag – allerdings ohne die Stimmen von CDU, FDP und Linken, Letzteren war er nicht weit genug gegangen – angenommen.
Das Geschäftsführende Präsidium der Eiswette argumentiert nun, dass dieser Antrag aus seiner Sicht weiterhin gelte, weil er nach der Entscheidung, Frauen einzuladen, nicht zurückgenommen worden sei. Dazu wiederum hatte man auf politischer Seite aufgrund der zeitlich klar beschränkten Formulierung des Antrags keinen Anlass gesehen. „Wir haben diese Beschlüsse in unserer Einladungspraxis uneingeschränkt respektiert“, sagte Wendisch. „Das ist eine Übergriffigkeit, die wir nicht dulden können.“ Sollten die Beschlüsse zurückgenommen werden, würde sich die Eiswett-Gemeinschaft freuen, die freundschaftliche Zusammenarbeit weiterhin zu pflegen.
Bürgermeister Bovenschulte nahm die Entscheidung gelassen hin. „Ich begrüße, dass die Verantwortlichen die Zeichen der Zeit erkannt haben und in diesem Jahr die Traditionsveranstaltung erstmals für Frauen öffnen“, sagte er. „Darüber hinaus ist es das gute Recht der Veranstalter, zu entscheiden, wen sie zur Eiswettfeier willkommen heißen.“ Neben dem Senat ist in diesem Jahr erstmals auch die Öffentlichkeit in Form von Vertretern der Medien ausgeschlossen, die bislang zumindest zum Empfang der Gäste und Festredner vor dem mehrgängigen Menü und den beiden Festreden zugelassen waren.
Auslöser der Diskussionen war im vergangenen Januar gewesen, dass die Eiswett-Genossen den Bremerhavener Oberbürgermerister Melf Grantz (SPD) als Vertretung für den damals verhinderten Carsten Sieling (SPD) eingeladen hatten statt Linnert. Die Veranstalter waren daraufhin auch überregional massiv in die Kritik geraten, Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) hatte seine Teilnahme am Eiswettfest kurzfristig abgesagt.
Zum diesjährigen 191. Eiswettfest am 18. Januar werden als Ehrengäste Wolfgang Anton Herrmann und Christian Lindner erwartet. Herrmann ist Chemiker und war von 1995 bis 2019 Präsident der Technischen Universität München. Laut der Internet-Enzyklopädie Wikipedia ist er unter anderem Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Nationalen Akademie der Technikwissenschaften, der Royal Swedish Academy of Engineering Science, des Kuratoriums der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Senats der Max Planck-Gesellschaft. Er wird am 18. Januar im Congress Centrum die Gästerede halten.
Lindner hält Rede auf Deutschland und Bremen
Die Rede auf Deutschland und Bremen hält Christian Linder, Bundesvorsitzender der FDP. 2017 war er Spitzenkandidat der Liberalen im Bundestagswahlkampf. Seit gut zwei Jahren ist er Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. Schon im vergangenen Jahr gehörte Lindner zu den Teilnehmern des Eiswettfests. Die Deutschland/Bremen-Rede wird als „anspruchsvoll, tiefgehend und eher getragen“ beschrieben, wohingegen die Gäste-Rede „nicht weniger anspruchsvoll, aber durchaus launig“ sein soll und „verbal etwas ausholen darf“. Neben den Reden der Ehrengäste gibt es eine Reihe weiterer Programmpunkte, darunter Ehrungen sowie die Rede des Notarius publicus.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Eiswettfests müssen sich gewissen Abläufen und Regeln beugen. Zudem wird erwartet, die Brieftasche aufzumachen - zugunsten der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Im vergangenen Jahr ging ihr auf diese Weise eine Spende in Höhe rund 475.000 Euro zu.
Das ist die Eiswette
Den Brauch der Eiswette gibt es in Bremen seit 1828. Sie klärt jeweils am Dreikönigstag (6. Januar) die Frage, ob die Weser zugefroren ist oder nicht. Das ist sie seit 1947 schon nicht mehr. Am dritten Samstag im Januar kommen die Eiswett-Genossen und künftig auch –Genossinnen und ihre Gäste dann zum traditionellen Eiswettfest zusammen, um den Wetteinsatz zu verspeisen.