- Warum wird es in Bremen kein öffentliches Public Viewing geben?
- Was sagen die Veranstalter?
- Wo kann man die EM öffentlich sehen?
- Wird dadurch die EM-Stimmung in Bremen gedämpft?
So langsam steigt die Euphorie auf den Fußball-Sommer: In genau 30 Tagen, am 14. Juni, eröffnet die deutsche Nationalmannschaft gegen Schottland die Heim-Europameisterschaft. Da Bremen wie schon beim Sommermärchen 2006 als Austragungsort ausgeschieden ist, bleibt den Fans in der Hansestadt nur die Möglichkeit, auf Public Viewings auszuweichen, um zumindest etwas EM-Atmosphäre im Rudel zu erleben. Doch bei einem öffentlichen, kostenfreien Public Viewing werden die Bremer in die Röhre schauen müssen.
Warum wird es in Bremen kein öffentliches Public Viewing geben?
Wie der Bremer Senat mitteilt, wird von der Stadt Bremen kein öffentliches Public Viewing organisiert. Gründe dafür sind laut Wirtschaftsressort die hohen Kosten. In einer Antwort auf eine SPD-Anfrage begrüßt und unterstützt der Senat aber private Institutionen, die auf den großen Plätzen, wie etwa der Bürgerweide, dem Bahnhofsvorplatz oder der ehemaligen Galopprennbahn Public Viewings veranstalten wollen.
Laut Oliver Rau, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung und verantwortlich für das Tourismusmarketing in Bremen, soll jedoch mit der Supermarktkette Lidl lediglich ein Interessent angefragt haben. „Es gab größeres Interesse für ein Public Viewing während der EM für mindestens 5000 Personen vonseiten Lidl“, bestätigt Rau dem WESER-KURIER. Allerdings hätte das Unternehmen, auch aufgrund von Problemen der Platzfindung, davon abgesehen. „Es wurde einfach kein passender Ort gefunden“, so Rau weiter.
Was sagen die Veranstalter?
Für viele Veranstalter berge die Organisation und die Durchführung eines Public Viewings erhebliche finanzielle Risiken, sagt Ingo Müller-Dormann, Veranstalter und Geschäftsführer der Faex GmbH. Bereits 2002 organisierte Müller-Dormann zum WM-Finale zwischen Deutschland und Brasilien ein Public Viewing auf dem Domshof, ebenso beim Werder-Double 2004 und der WM 2006. „Seit der Love-Parade-Katastrophe 2010 in Duisburg (21 Tote durch eine Massenpanik, Anm. d. Red.) haben sich die Kosten durch Auflagen sicherlich verdoppelt, durch Inflation und der wirtschaftlichen Lage sogar vervierfacht“, so Müller-Dormann. Laut dem Veranstalter müssten pro 100 Zuschauer ein Ordner gestellt werden. „Wenn dann Deutschland im Turnier nicht weit kommt, ist das ökonomische Risiko einfach zu groß“, sagt Müller-Dormann.
Wo kann man die EM öffentlich sehen?
Viele Bars, Biergärten und Kneipen werden draußen und drinnen auf Leinwänden und Fernsehern die Spiele übertragen. Der White Pearl Beach Club auf dem Stadtwerder direkt an der Weser überträgt alle Partien auf einer sieben Quadratmeter großen Leinwand und bietet bis zu 700 Personen Platz. Bei Deutschland-Spielen und beim Finale muss der Fan jedoch einen Eintritt bezahlen. „Wir tendieren aktuell zwischen drei und fünf Euro“, sagt Milan Mitrovic, Geschäftsführer des Beach Clubs.

Auf der Seebühne werden dieses Jahr nicht nur Konzerte stattfinden, sondern auch ein Public Viewing zum EM-Finale.
Auch die Seebühne an der Waterfront in Bremen-Walle veranstaltet ein Public Viewing zum EM-Finale. Tickets für die freie Platzwahl sind für 10,50 Euro erhältlich, inklusive acht Euro Getränkegutschein. Die Partien der deutschen Nationalmannschaft werden allerdings nicht zu sehen sein, weil die Seebühne zur Gruppenphase im Juni noch nicht steht, so Laura Oppermann, Sprecherin des Metropol-Theaters, das das Programm auf der Seebühne leitet. „Über 100 Karten sind aber schon verkauft“, sagt Seebühne-Organisator Jörn Meyer.
Laut Bremer Weser-Stadion GmbH wird es wegen der hohen Kosten auch im Weserstadion keine Übertragung der EM-Spiele geben. Auch das Theater Bremen sieht von einem Public Viewing auf dem Goetheplatz im Bremer Viertel ab.
Wird dadurch die EM-Stimmung in Bremen gedämpft?
„Im Moment gibt es keine Tendenzen, dass weniger Touristen nach Bremen kommen werden, weil sie nicht öffentlich bei Public Viewings EM-Spiele schauen können“, sagt Oliver Rau von der Wirtschaftsförderung. Auch Ingo Müller-Dormann glaubt nicht daran, dass den Bremern durch ein fehlendes großes Public Viewing die EM-Euphorie verloren geht. „Dieses Gefühl für die EM kommt erst in der Vorrunde so richtig“, sagt Müller-Dormann aus Erfahrung. „Der Bremer geht wahrscheinlich erst einmal in die Kneipe des Vertrauens oder an die Schlachte, wo sicherlich viele Bildschirme an den Bars aufgestellt sein werden.“