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Der erste Tag der Lockerungen Massenhaft Masken

Die Maskenpflicht ist gefallen – wie reagieren die Menschen in der Innenstadt? Zum größten Teil lassen sie nicht locker, den Lockerungen zum Trotz. Aber es gibt auch andere Stimmen.
02.04.2022, 20:19 Uhr
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Massenhaft Masken
Von Frank Hethey

Die Maskenpflicht ist gefallen – fallen auch die Masken? In der Innenstadt kann man sich am Sonnabend einen Eindruck verschaffen, wie die Menschen auf die Lockerungen reagieren. Tausende strömen bei sonnigem, aber kühlen Aprilwetter in die City. Wohin man auch blickt, in den Geschäften dominiert das altbekannte Bild – fast ausnahmslos tragen Kundschaft und Personal den gewohnten Mund-Nasen-Schutz. Menschen ohne Masken sind auffällige Erscheinungen.

Zu diesen Auffälligen gehören Susanne und Michael Guse. Bei Opti-Wohnwelt im früheren Kaufhof-Gebäude schlendern die beiden maskenlos durch die Ausstellungsräume. "Man kommt sich schon ein bisschen komisch vor ohne Maske", sagt Susanne Guse. Dennoch ist der Wegfall der Corona-Regeln für sie ein Freudentag. "Shoppen macht jetzt wieder Spaß."

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Eines will ihr Mann Michael Guse gleich klarstellen: "Ich bin kein Impfgegner." Deshalb hat er sich auch nicht gegen die Vorschriften gewehrt. Abstand zu halten und auf den Händedruck zu verzichten ist ihm in Fleisch und Blut übergegangen, daran will er auch künftig nicht rütteln. Aber gegen die Maske empfindet er einen tiefen Widerwillen, sie ist ihm lästig. Wenn sie getragen werden muss, tut er das. Wenn nicht, lässt er es. Als Geimpfter macht sich Guse keine Sorgen um eine Infektion. "Sorgen müssen sich die Ungeimpften machen."

Einzelhandel überlässt Kunden Masken-Entscheidung  

Die meisten Menschen wollen lieber kein Risiko eingehen. Draußen trägt Marlies Bruns-Kleine die Maske am Handgelenk. Griffbereit sozusagen. Doch sobald die Rentnerin ein Geschäft betritt, setzt sie die Maske auf – auch, wenn es keiner verlangt. "Ich bleibe dabei. Egal, wie die Vorgaben sind", sagt die ehemalige Krankenschwester. Davon bringt sie auch ihre vierte Impfung nicht ab.

Der Einzelhandel überlässt zumeist den Kunden die Entscheidung, ob sie Maske tragen oder nicht. So hatten es bereits im Vorfeld die Buchhandelskette Thalia oder der Supermarkt Rewe angekündigt. Auch das Modehaus Ristedt besteht nicht auf der Maske. "Das ist den Kunden freigestellt", sagt die Angestellte Sabine Eisold. Und die Kunden treffen eine eindeutige Wahl: Ohne Maske hat sich an diesem Tag noch niemand bei Ristedt blicken lassen. 

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Die gleiche Erfahrung hat man im Porzellangeschäft Rabe am Wall gemacht. "Bei uns war noch keiner ohne Maske", sagt der Mann hinter der Kasse, Volker Zacharias. Er selbst trägt ebenfalls Maske und will auch dabei bleiben, solange Kunden im Geschäft sind. "Zwei Jahre habe ich durchgehalten und mich nicht angesteckt", sagt Zacharias. Das will er jetzt nicht aufs Spiel setzen, nur weil die Politik plötzlich kaum noch Vorgaben macht. Der Urlaub winkt, da soll nichts dazwischen kommen.

Ein paar Schritte weiter, um die Ecke an der Bischofsnadel, hat die Kleidungsmanufaktur Huddy ihr Domizil. Hinterm Tresen steht Laura Stache und ordnet Textilien – ohne Maske. Erst wenn Kundschaft kommt, verschwindet die Hälfte ihres Gesichts. Die junge Frau bestätigt die Erfahrungen bei Rabe und Ristedt. Komplett ungefragt setzten die Kunden ihre Maske auf. "Als ob wir weiter Maskenpflicht hätten", sagt sie. Es gebe auch keinerlei Diskussionen. Im Gegenteil, viele Kunden seien der Meinung, die Lockerungen kämen zu früh.

Gemischte Reaktionen auf Ende der Maskenpflicht in Bremen

So richtig traut man auch bei Ristedt nicht der neuen, maskenlosen Zeit. Dass sich Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern zu Corona-Hotspots erklärt haben und deshalb bei der Maskenpflicht im Einzelhandel bleiben, hat man aufmerksam zur Kenntnis genommen. Und auch die Forderung von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke), es in Bremen genauso zu halten. Einer möglichen Kehrtwende sieht man gelassen entgegen. "Wir sind gewohnt, spontan zu reagieren", sagt die Angestellte Elauka Wesemann. Das Personal hat sich schon entschieden – man trägt vorerst weiter Maske.  

Kein Risiko will Gabriela Sprung eingehen. Ein "bisschen skeptisch" sieht sie das Ende der Maskenpflicht. Ihren Mund-Nasen-Schutz hat sie schon zur Hand, kurz bevor sie die Thalia-Filiale betritt. Erst einmal beobachtet sie das Verhalten ihrer Mitmenschen. Je mehr Leute ihre Maske ablegen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie es auch tut. Abwartend auch die Haltung ihres Mannes Gerhard Sprung: "Heute und morgen werden wir auf die Maske sicher nicht verzichten."

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Nicht anders verhält sich Karin Schröder. Allerdings hält sie die Maske nicht für das A und O. Sie arbeitet in einem Imbiss, man habe viele Stammkunden, deren Impfstatus bekannt sei – warum dann noch auf der Maske bestehen? "So lange haben wir 2G gehabt, für mich ist das widersprüchlich." Wer geimpft oder genesen ist, kann in ihren Augen auch die Maske fallen lassen.

Ähnlich denkt André Bolz. Der Schweißer aus Bremen-Nord geht aber noch einen Schritt weiter: Er gehört zu den wenigen Menschen, die ohne Maske ins Geschäft gehen. "Ich bin froh, dass in den Innenräumen keine Maskenpflicht mehr besteht", sagt er. Angst vor einer Ansteckung hat er nicht. "Angst habe ich nicht, habe ich nie gehabt." Anderswo in Europa gehe man entspannter mit der Pandemie um. "Nur bei uns ist alles ein bisschen kleinkariert." Das sei halt Deutschland, sagt er achselzuckend. 

Unterdessen freut sich die Huddy-Beschäftigte Laura Stache auf die Zeit nach der Maske. Auf die Zeit, wenn man wieder mehr sehen kann als nur halbe Gesichter. "Bei Kunden mit Maske fehlt die Nähe, die Distanz ist einfach größer."

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