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Verbrauch Energieberater gibt Tipps: So sparen Sie Heizkosten

Wer im Winter regelmäßig lüftet, spart Heizkosten. Ein Energieberater gibt Tipps, wie der Balanceakt mit Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lüftung umgesetzt werden kann.
14.11.2022, 11:13 Uhr
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Energieberater gibt Tipps: So sparen Sie Heizkosten
Von Timo Thalmann

Es klingt widersinnig, aber wer im Winter regelmäßig lüftet und ordentlich kalte Luft in die Wohnung lässt, spart Heizkosten. „Ein wichtiger Faktor für den Energieverbrauch ist die relative Luftfeuchtigkeit“, erklärt Nick Böckmann. Für den Energieberater und Architekten ist das simple Physik, für viele Verbraucher häufig eine überraschende Erkenntnis.

Sie basiert auf der Tatsache, dass sich Luft schneller erwärmt als Wasser. Man kann das jedes Frühjahr erleben, wenn die Sonne höher steigt: Die ersten warmen Tage lassen einen bei 20 Grad Lufttemperatur schnell die Jacke abstreifen, aber die Temperatur der Badeseen verharrt stur bei zehn Grad. Erst nach vielen Sonnentagen werden auch die Gewässer wärmer.

„Gegen eine hohe Luftfeuchtigkeit muss man darum teuer anheizen“, erläutert Böckmann. In Zahlen ausgedrückt: Um 22 Grad Raumtemperatur zu erreichen, muss man bei 70 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit rund ein Viertel mehr Heizenergie aufwenden als bei 45 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit.

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„Und dieser physikalische Zusammenhang gilt immer, unabhängig von Heizart, Gebäude und jedem anderen Umstand, der die Heizkosten beeinflusst“, versichert der Energieexperte. Für steigende Luftfeuchtigkeit in Wohnungen sorgt der normale Alltag. Ob beim Kochen, Duschen, Waschen oder einfach nur beim Atmen: Immer entsteht Wasserdampf und je höher die Lufttemperatur, desto mehr Feuchtigkeit kann die Raumluft aufnehmen.

50 Kubikmeter Luft – das entspricht einem Raum von vier mal fünf Metern Größe, der 2,50 Meter hoch ist – können bei null Grad zum Beispiel höchstens 220 Gramm Wasser speichern. Das entspricht dann 100 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit. Bei 20 Grad sind es schon 850 Gramm Wasser, bei 23 Grad ist mit 1000 Gramm der Liter voll.

Sparen mit Wohnklima-Messgerät

Wer jetzt lüftet, tauscht warme Luft mit viel Wasser gegen kalte Luft mit wenig Wasser aus. „Das funktioniert auch an feuchten, grauen und nebligen Tagen“, verspricht Böckmann. Es muss draußen nur deutlich kälter sein als in der Wohnung. Durch Lüften mehr Feuchtigkeit in die Wohnung lassen – das kann nur im Sommer geschehen.

Die frische, kalte Luft mit geringem Wassergehalt erwärmt sich in der beheizten Wohnung. Die relative Luftfeuchtigkeit sinkt dadurch ziemlich schnell. Böckmann empfiehlt Wohnklima-Messgeräte mit Hygrometer. „Die zeigen im Grunde nur Luftfeuchtigkeit und Temperatur an, vermelden aber, wenn bestimmte Schwellenwerte überschritten werden.“

Dann ist es Zeit zu lüften. Sinkt die Feuchtigkeitsanzeige, können die Fenster wieder geschlossen werden. Als ideal für Wohnräume gelten Temperaturen von 20 bis 22 Grad bei 45 bis 55 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit. Dass man für die Straße heizt, kann bei richtiger Lüftung nicht passieren. „Wichtig ist Stoßlüftung mit einem guten Durchzug“, sagt Böckmann.

Expertentipp: Heizung nicht auskühlen lassen

Also möglichst mehrere Fenster vollständig öffnen und die Heizung herunterstellen. Dann genügen normalerweise fünf bis 15 Minuten einmal pro Tag. Dabei sinkt die Raumtemperatur tatsächlich nur um wenige Grad, die danach schnell wieder aufgeholt sind. „Die eigentliche Wärmenergie steckt nämlich in den Wänden, Böden und Decken und nicht in der Raumluft", erklärt der Architekt.

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Darum sollte die Heizung in der Nacht oder auch tagsüber in der Zeit, in der niemand im Haus ist, nicht zu sehr heruntergedreht werden. „Denn nach acht bis zehn Stunden kühlen die Bauteile einfach aus, und die Heizung muss unnötig viel Energie verbrauchen, um die gewünschte Raumtemperatur wieder zu erreichen.“ Mehr als vier Grad Unterschied sollten es laut Böckmann nicht sein.

“Die Heizkörper möglichst in Ruhe lassen. Je gleichmäßiger man heizt, desto geringer ist der Verbrauch“, sagt der Energieberater und zieht den Vergleich zum Benzinverbrauch des Autos. Der sei in der Stadt mit dem häufigen Bremsen und Beschleunigen auch höher als bei gleichmäßigerem Tempo auf der Landstraße.

Dauerlüften kann zu Schimmel führen

Durchgehendes und nicht zu niedriges Heizen mit Zimmertemperaturen über 18 Grad und regelmäßiger Stoßlüftung hat noch einen weiteren positiven Effekt: Es verhindert Schimmel in der Wohnung. Auch das ist wieder Physik: Hohe Luftfeuchtigkeit bedeutet viel Wasser in der Luft. Diese Feuchtigkeit kondensiert auf kalten Flächen in Form von Wassertröpfchen.

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Das ist der Grund, warum zum Beispiel Getränkeflaschen aus dem Kühlschrank feucht werden, sobald man sie rausholt. Die Rolle der Flasche kann aber auch eine kalte Wand übernehmen. „Darum ist die Dauerlüftung mit gekippten Fenstern so eine schlechte Idee“, weiß Böckmann. Dort, wo das Fenster über Stunden offen ist, kühlt sich die Wand so weit ab, dass die Luftfeuchtigkeit an der Fensterlaibung kondensiert.

Ähnliches kann in zu niedrig oder nicht beheizten Räumen passieren. Keine gute Sache ist deswegen auch das Konzept, einzelne Zimmer nur durch offene Türen mit zu beheizen: Die warme Luft aus dem beheizten Teil wandert in die kalten Räume, bringt aber auch ihre Luftfeuchtigkeit mit, die dort an den ausgekühlten Bauteilen kondensieren kann.

Kosten sparen: Diesen Einfluss hat die richtige Dämmung

Wenn dann noch große Schränke vor den Wänden stehen, die eine Luftzirkulation verhindern, ist der Schimmel dahinter programmiert. „Bei Schlafzimmern passiert so etwas gern, weil viele Leute hier nur wenig bis gar nicht heizen.“ Die Jonglage mit Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lüftung ist umso wichtiger, je besser eine Wohnung gedämmt ist.

„Wenn die Wärme durch ungenügende Dämmung beständig nach außen abgegeben wird, muss man sich über zu hohe Luftfeuchtigkeit natürlich keine Gedanken machen“, erklärt der Energieberater. Das sei früher der Normalfall gewesen, und daher habe man – auch vor dem Hintergrund billiger Energie – einfach ordentlich geheizt.

Aus dieser Zeit stammt auch die Gewohnheit, feuchte Tücher oder Luftbefeuchter an die Heizkörper zu hängen. Denn wo die warme Luft stets abhanden kommt, muss man permanent gegen zu niedrige Luftfeuchtigkeit kämpfen. Das ist bei den heutigen Dämmungen genau umgedreht, weiß Nick Böckmann. „Die Feuchtigkeit braucht man jetzt nicht mehr zugeben, sondern man muss sie rauskriegen.“

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