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Institut für Qualitätsentwicklung Direktorenstelle bleibt wegen fehlender Bewerbungen unbesetzt

Eigentlich sollte es im Sommer gute Neuigkeiten vom Institut für Qualitätsentwicklung geben. Doch nun muss nicht nur die Direktorenstelle neu ausgeschrieben werden, auch die Ausgründung steht zur Disposition.
19.08.2021, 18:54 Uhr
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Direktorenstelle bleibt wegen fehlender Bewerbungen unbesetzt
Von Frank Hethey

Zur unendlichen Geschichte droht sich allmählich die Formierung des Instituts für Qualitätsentwicklung im Land Bremen (IQHB) zu entwickeln. Die neueste Hiobsbotschaft: Beim ersten Anlauf konnte die Direktorenstelle nicht besetzt werden, nun soll die Führungsposition noch einmal neu ausgeschrieben werden. Nicht mehr in Stein gemeißelt ist zudem die Ausgründung des Instituts als behördenunabhängige Institution. Nach Informationen des WESER-KURIER könnten inhaltliche Differenzen um die nötige "Beinfreiheit" der Grund gewesen sein, weshalb es zu keiner Einigung mit den Bewerbern gekommen ist.  

Vor dem Antritt von Sascha Aulepp (SPD) als neue Bildungssenatorin hatte die Behörde noch eine Vollzugsmeldung für den Sommer in Aussicht gestellt. Davon ist jetzt keine Rede mehr. Behördensprecher Aygün Kilincsoy kündigte an, die Neuausschreibung der Direktorenstelle werde nach den Sommerferien erfolgen. Zum Grund der gescheiterten Bewerbungsgespräche machte er keine näheren Angaben. "Es gab Bewerber und auch einen Bewerbungsprozess", sagte Kilincsoy. Aber aus "unterschiedlichen Gründen" habe sich "leider, leider" keine passende Besetzung gefunden. Dabei soll es durchaus geeignete Bewerber gegeben haben. In der Ausschreibung hatte gestanden, die Position biete "großes Gestaltungspotenzial".  

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Als Abteilung der Bildungsbehörde besteht und arbeitet das Institut schon. Allerdings noch nicht in voller Stärke, von den 20 Stellen sind laut Kilincsoy bislang nicht alle besetzt. Von der eigentlich vorgesehenen Ausgründung als unabhängiges oder zumindest "unabhängig agierendes" Institut rückt die Behörde behutsam ab. "Die Ausgründung ist kein Selbstzweck", relativierte Kilincsoy die bisherige Ressortlinie. Zwar habe die frühere Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) die Ausgründung angekündigt. Das bedeute aber nicht, dass ihre Nachfolgerin das Konzept so fortführe. "Wir müssen gucken, was wir machen, damit das Institut optimal arbeiten kann." Es müsse so viel Beinfreiheit bekommen wie für die bestmögliche Erfüllung seiner Aufgaben nötig.  

Verärgert reagierte die Opposition auf die neuerliche Verzögerung. Von einem "Armutszeugnis" und einer "Alptraum-Situation" sprach FDP-Bildungsexpertin Birgit Bergmann (FDP). Bei den Christdemokraten waren ähnliche Töne zu hören. "Das ist schlicht Arbeitsverweigerung", sagte Yvonne Averwerser (CDU). Die bildungspolitische Sprecherin der Bürgerschaftsfraktion bezweifelt, ob das Institut jemals außerhalb der Behörde arbeiten wird. Innerhalb des Ressorts gibt es nach ihrer Kenntnis gewichtige Tendenzen, das Institut als unabhängige Einrichtung zu verhindern. 

Genau das fordern aber selbst die Koalitionspartner der SPD. "Die Unabhängigkeit des Instituts von der Behörde ist wichtig, es darf kein nachgeordnetes Referat sein", bekräftige der grüne Fraktionschef Björn Fecker. Im gleichen Sinne äußerte sich die linke Bildungsexpertin Miriam Strunge, die eigentlich mit einer Besetzung der noch vakanten Stellen bis Anfang oder Mitte September gerechnet hatte. "Die Bildungsbehörde muss jetzt schnellstmöglich handeln, damit die Ausgründung auch stattfinden kann."

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Die Grünen drängen ebenfalls auf eine schnellere Gangart. "Wir wollen eine zeitnahe Umsetzung des schon sehr lange währenden Projekts", sagte Fecker. Aufs Tempo drückt auch Averwerser unter Hinweis auf das schlechte Abschneiden Bremens beim Bildungsmonitors (wir berichteten). Zwar sieht sie die Methoden des Monitors wegen nicht aktueller Daten kritisch. Dennoch müsse der dritte Platz eines Stadtstaats wie Hamburg zu denken geben.

Als Kernaufgabe des Instituts bezeichnet es Averwerser, "unabhängig von der Behörde objektiv Daten zu erfassen". Genauso sehen es die Liberalen. Die Außenperspektive sei wichtiger denn je, sagte Bergmann, gerade in Kombination mit den Ergebnissen des Monitors. "Externe Evaluation hilft, um zu Entscheidungen zu kommen, die nicht den Stallgeruch haben."  

Das Institut soll wie vergleichbare Einrichtungen in anderen Bundesländern für eine dauerhafte Qualitätssicherung und -entwicklung in den Schulen sorgen. Schon jetzt laufen unter dem Dach des IQHB die Lernstandsuntersuchungen Lale und Vera. Dabei geht es nicht allein um Datenerhebungen, sondern auch um schulscharfe Angebote, also um praktische Konsequenzen für einzelne Schulen. 

Zur Sache

Ein steiniger Weg seit 2017

Vor knapp vier Jahren hat die Bürgerschaft die Institutsgründung auf Initiative von SPD, Grünen und Linken auf den Weg gebracht. Ein erstes Konzept lag im Februar 2018 vor, danach stockte der Gründungsprozess – "wegen schulischer Prioritäten", wie es damals hieß. Erst im Sommer 2020 kam wieder Bewegung in die Sache. Doch der damals unter "Corona-Vorbehalt" für September 2020 angekündigte Ausgründungstermin verstrich ohne Ergebnis. 

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