- Wie entwickelt sich der Konsum in Bremen?
- Wie erleben junge Bremer diesen Wandel?
- Wie geht die Brauerei AB-Inbev damit um?
- Spürt auch die Gastronomie diese Veränderung?
Bier, Schnaps und Wein spielen im Alltag vieler junger Bremer offenbar keine große Rolle mehr. Im Juli veröffentlichte das Unternehmen Yougov die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage zum Alkoholkonsum in Europa. Für die Analyse stellte Yougov in Deutschland 14.152 Erwachsenen die Frage, ob sie der Aussage "Ich trinke keinen Alkohol" zustimmen. Von den 18- bis 24-Jährigen antworteten 49 Prozent mit "Ja". Das ist der höchste Wert aller Altersgruppen. Im europäischen Vergleich ist die Abneigung der der jungen Erwachsenen gegenüber Alkohol in Deutschland am stärksten ausgeprägt.
Wie entwickelt sich der Konsum in Bremen?
"Auch in Bremen lässt sich feststellen, dass der Alkoholkonsum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgeht", erklärt Diana Schlee aus der Pressestelle von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). Bei der Beratungsstelle Escape, einer Ambulanz für junge Menschen mit Suchtproblemen, gebe es nur sehr wenige Einzelfälle, die sich wegen ihres Alkoholkonsums meldeten. Aber entwickelt sich der Drogenkonsum auch insgesamt in eine erfreuliche Richtung? Oder verlagert er sich nur auf andere Substanzen wie Marihuana? Laut Schlee ist bei einem Teil der Jugendlichen seit Jahren ein problematischer Marihuana-Konsum zu beobachten. Die Sprecherin betont aber auch: "Eine signifikante Steigerung kann aktuell nicht berichtet werden."
Wie erleben junge Bremer diesen Wandel?
Dass Bier und Schnaps bei jungen Bremern an Beliebtheit verlieren, beobachtet auch die Politikerin Janina Strelow (SPD). Die 26-Jährige ist die jüngste Abgeordnete der Bremischen Bürgerschaft. "Die Zahl 49 Prozent hat mich zunächst überrascht", so Strelow. "Als ich mir dann aber Gedanken über den Alkoholkonsum meines Freundeskreises gemacht habe, erschien mir das schon realistisch."
Die Sozialdemokratin beobachtet seit Jahren, dass es völlig normal ist, keinen Alkohol zu trinken. "Wer sich so entschieden hat, muss auf Parys keine blöden Sprüche mehr befürchten", berichtet sie. Inzwischen gebe es auch eine große Auswahl an leckeren alkoholfreien Alternativen.
Wie geht die Brauerei AB-Inbev damit um?
Die traditionsreichen Marken Beck's und Haake Beck sind mit Bremen fest verbunden, aber der Bierverkauf ist in Deutschland schon seit Jahren rückläufig. Steigende Umsätze erzielt die Brauereigruppe AB-Inbev hingegen mit alkoholfreien Getränke oder solchen mit einem niedrigen Alkoholgehalt.
"Wir sehen insbesondere bei jüngeren Menschen, dass sie bewusster konsumieren und einen geringeren Anteil an alkoholischen Getränken zu sich nehmen", erklärt Fried Allers, Sprecher von AB-Inbev. Im Biermarkt reichten die Umsatzgewinne mit alkoholfreien Bieren aber nicht aus, um die Verluste im konventionellen Bierverkauf zu kompensieren.
Spürt auch die Gastronomie diese Veränderung?
"Seit dem Ausbruch der Pandemie beobachten wir, dass junge Menschen Bars und Restaurants deutlich seltener besuchen", berichtet Oliver Trey, Vorsitzender der Bremer Gastrogemeinschaft. Dem Verein gehören inzwischen knapp 400 gastronomische Betriebe aus dem Land Bremen an, darunter auch Diskotheken. "Unsere Theorie ist, dass sich junge Bremer an das 'Cornern' gewöhnt haben und deshalb seltener Bars und Diskotheken besuchen", erklärt Trey. Der Begriff "Cornern" steht dafür, sich mit Freunden an öffentlichen Orten wie dem Osterdeich zu treffen und die günstigeren Getränke eines Supermarktes oder Kiosks mitzubringen.