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Junge Flüchtlinge in Bremen Streit um Notunterkünfte in Turnhallen

In Bremen könnte es notwendig werden, junge Flüchtlinge in Turnhallen einzuquartieren. Eigentlich hatten sich Bildungs- und Sozialbehörde auf eine Standortliste verständigt, doch nun gibt es Streit.
27.10.2022, 05:00 Uhr
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Streit um Notunterkünfte in Turnhallen
Von Jürgen Theiner

Wo können kurzfristig Unterbringungsmöglichkeiten für junge Flüchtlinge geschaffen werden? Über diese Frage gibt es im Senat noch keine Einigung. Im Gespräch ist, Turnhallen als Notunterkünfte herzurichten, weil andere Kapazitäten kaum noch zur Verfügung stehen. Doch welche Hallen konkret betroffen sein könnten, bleibt zwischen Bildungs- und Sozialbehörde einstweilen strittig. Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) will möglichst wenige Einschränkungen für den Schulsport. Sie wehrt sich deshalb dagegen, dass Hallen für den Vereinssport von einer möglichen Belegung ausgenommen werden sollen.

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Wie berichtet, ist der Zustrom minderjähriger Ausländer seit einiger Zeit sehr hoch. Zwischen Januar und September meldeten sich fast 700 Kinder und Jugendliche in Bremen. Das ist deutlich mehr, als Bremen aufnehmen müsste, doch einer Umverteilung in andere Bundesländer stehen verwaltungstechnische und politische Hindernisse entgegen. Im Ergebnis bleiben die allermeisten unbegleiteten minderjährigen Ausländer – im Behördenjargon kurz: UmA – hier. Die verfügbaren Plätze in Not- und Übergangsheimen sowie weiteren Ausweichquartieren sind inzwischen komplett belegt.

Vor diesem Hintergrund hatten sich Bildungs- und Sozialbehörde schon vor mehreren Monaten darauf verständigt, dass übergangsweise auch Schulsporthallen für die Unterbringung genutzt werden könnten. Auf einer entsprechenden Liste von Objekten stehen unter anderem das Kippenberg-Gymnasium in Schwachhausen, die Oberschule Helsinkistraße in Burglesum sowie die Berufsbildende Schule an der Theodor-Billroth-Straße in Obervieland. Sporthallen für den Vereinssport sind vorerst ausgeklammert.

Doch genau diese Ausnahme will Sascha Aulepp nun nicht mehr gelten lassen. Nach Informationen des WESER-KURIER hat sie die Sozialbehörde wissen lassen, dass vorerst keine UmA in Schulsporthallen einquartiert werden sollen, solange Vereinssporthallen aus dem Verfügungsbereich der Sozialbehörde unangetastet bleiben. Der Sprecher der Bildungsbehörde, Aygün Kilincsoy, bestätigte dies am Mittwoch auf Nachfrage. "Das ganze Verfahren ist angehalten", so Kilincsoy. Aus Sicht seiner Hausspitze müsse die Unterbringung von Flüchtlingen in Schulsporthallen "das letzte Mittel" sein, in benachteiligten Stadtteilen komme sie gar nicht infrage. Bevor es zu Einschränkungen im Schulsport komme, müssten auch Kapazitäten des Vereinssports genutzt werden. Laut Kilincsoy will Sascha Aulepp zudem wissen, was die Sozialbehörde unternehme, um anderweitige Wohnmöglichkeiten für junge Geflüchtete zu schaffen.

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Im Sozialressort ist man vom Schwenk der Bildungssenatorin überrascht. Die Liste der Turnhallen, die grundsätzlich für Unterbringungszwecke nutzbar wären, sei zwischen beiden Behörden abgestimmt gewesen. Der Sprecher von Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne), Bernd Schneider, sieht auch keinen Anlass für die Verhärtung. Denn auch aus Sicht seines Ressorts handele es sich bei der Einquartierung von UmA in Sporthallen um die "Ultima ratio", also das letzte Mittel. Noch sei es nicht so weit, man prüfe lediglich die Eignung der zwischen beiden Seiten abgesprochenen Objekte. Wenn überhaupt, könne es in naher Zukunft das Kippenberg-Gymnasium treffen. Und dort gebe es immerhin zwei Turnhallen, sodass der Sportunterrichtung in keinem Fall komplett ausfallen würde. Parallel führe die Sozialbehörde selbstverständlich weiterhin Gespräche mit Vermietern möglicher anderer Wohnobjekte. "Ich glaube deshalb, dass wir mit der Bildungsbehörde zu einer einvernehmlichen Lösung kommen", zeigte sich Schneider zuversichtlich.

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