Eine globale Pandemie, eine Flutkatastrophe, jetzt der Ukraine-Krieg – die vergangenen Wochen und Monate haben gezeigt, dass auch moderne Gesellschaften nicht vor bedrohlichen Krisen gefeit sind. Viele Menschen stellen sich mehr denn je die Frage, wie gut sie auf Katastrophen verschiedener Art vorbereitet sind. Neben der Hilfe für andere gewinnt auch die Vorsorge für sich selbst zunehmend an Bedeutung – das lässt sich auch in Bremen am Einkaufsverhalten erkennen. In welchen Bereichen die Nachfrage besonders groß ist, zeigt dieser Überblick.
Stromversorgung: Das Szenario eines flächendeckenden Stromausfalls wird – unabhängig von den aktuellen Entwicklungen – immer wieder diskutiert. Der Versicherungsverband GDV kritisierte jüngst, dass Deutschland auf einen solchen Blackout nicht vorbereitet sei. In den Bremer Baumärkten steigt die Nachfrage nach Produkten zur Selbstversorgung. Kraftstoffbetriebene Generatoren seien derzeit auch bei Privatleuten überdurchschnittlich begehrt, sagt Marco Westhoff, stellvertretender Leiter der Hornbach-Filiale in der Duckwitzstraße. Da derartige Produkte normalerweise nur in kleinerer Stückzahl vorrätig seien, könne es zu kurzfristigen Engpässen kommen.
Brennstoffe: Westhoff zufolge ist das Interesse an Brennstoffen aller Art groß. Gasflaschen, Gaskartuschen und Campingkocher seien deutlich stärker nachgefragt als üblich. Auch die Outdoor-Geschäfte Unterwegs am Domshof und Quo Vadis in der Bürgermeister-Smidt-Straße melden mehr Verkäufe in diesem Bereich. Normalerweise würde der Bedarf mit den steigenden Temperaturen eher sinken, sagt Westhoff. Er vermutet, dass viele Kunden Angst vor noch größeren Preissprüngen hätten und deshalb auf Vorrat kaufen würden. "Das ist ja keine verderbliche Ware. Und wenn das Gas dann doch nicht zum Heizen gebraucht wird, nutzen es die Leute zum Beispiel zum Grillen." Gefragt seien auch Briketts und Brennholz. Die Outdoor-Geschäfte verkaufen laut eigener Aussage verstärkt Brennpasten.
Wasserversorgung: Zu den momentan besonders nachgefragten Produkten im Unterwegs-Geschäft gehörten Filter zur Aufbereitung von Trinkwasser, sagt Verkaufsleiter Daniel Heydinger. Die Baumärkte berichten von einem gestiegenen Interesse an Kanistern, die sich sowohl für Wasser als auch für andere Flüssigkeiten eignen.
Lebensmittel: In manchen Supermärkten sind Speiseöle nur noch eingeschränkt verfügbar. Vor allem Sonnenblumenöl ist von den Engpässen betroffen. Einige Märkte haben die Abgabemenge bereits reduziert. Die Engpässe stehen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg – Russland und die Ukraine liefern einen großen Teil des weltweiten Bedarfs. "Die Vorräte reichen voraussichtlich noch für wenige Wochen", teilt der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland mit. Heißt auch: Dass bereits jetzt die Regale teilweise leer sind, ist auf Hamsterkäufe zurückzuführen. Auch Mehl ist mancherorts zeitweise ausverkauft. Zu hören ist, dass Kunden sich grundsätzlich wieder verstärkt – wie zu Beginn der Corona-Pandemie – mit haltbaren Verbrauchsprodukten eindecken. Beispiele sind Zucker, Nudeln und Toilettenpapier.
Gartenbedarf: Ein Trend, der bereits seit Beginn der Corona-Pandemie besteht, gewinnt offenbar weiter an Bedeutung. Hornbach-Vertreter Marco Westhoff berichtet von einer – auch für diese Jahreszeit – überdurchschnittlich hohen Nachfrage nach Utensilien für die Kleingärtnerei. Viele Kunden wollten Hochbeete anlegen, sagt Westhoff. Er vermutet, dass die Menschen angesichts der aktuellen Krisen auch in diesem Bereich eine umfangreichere Selbstversorgung anstreben.
Medikamente: Bremer Apotheken hatten kürzlich Hamsterkäufe von Jod gemeldet. Ein Appell der Gesundheitsbehörde, dass die in den Apotheken frei verkäuflichen Jod-Tabletten nicht vor radioaktiver Belastung schützten und Bremen für den Ernstfall über ausreichende Vorräte verfüge, hat offenbar Wirkung gezeigt: Laut der Apothekerkammer ist die Nachfrage wieder gesunken. Auch andere Medikamente würden nicht übermäßig oft verkauft.