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Kunst für Bremen Eva Lichts "Kleine Armee" zeigt Nick Cave und Ameisen in Neonfarben

Serie "Kunst für Bremen": Eva Lichts "Kleine Armee in Gold und Rot" aus der Städtischen Galerie zeugt von der Liebe der Künstlerin zur Musik und zum Punk.
07.09.2024, 05:00 Uhr
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Von Sebastian Loskant

Was zeigt dieses Gemälde?

"Tiny army golden and red – Kleine Armee in Gold und Rot" hat die Künstlerin Eva Licht ihr 1987 entstandenes Bild genannt. Das Gemälde fällt auf. Nicht nur, weil es mit 150 mal 120 Zentimetern ein recht großes Hochformat ist, sondern auch weil ein Großteil der Fläche monochrom in goldenem Ockerton gehalten ist. Vom unteren Rand reckt sich der hagere Oberkörper des australischen Singer-Songwriters Nick Cave hinein, armlos wie eine Fingerpuppe. Aus seiner braunen Kleidung stechen das neongelbe Gesicht und ein neongrünes Halstuch hervor. Vom rechten oberen Bildrand krabbeln Insekten ins Gemälde, es sollen Ameisen sein. Aus der Nähe betrachtet, leuchten ihre Körper und Beine orange, bläulich und rötlich – die tierischen Invasoren aus dem Bildtitel.

Woher kennt man die Künstlerin?

Eva-Maria Licht, die sich selbst nur Eva Licht nennt, ist 1955 in Bremen geboren. Nach Ausbildungen zur Siebdruckerin und grafischen Zeichnerin studierte sie von 1979 bis 1985 Malerei an der Hochschule. Seit 1987 lebt sie in Berlin. In vielen ihrer Werke spiegelt sich Ihre Liebe zur Musik, speziell zum Punk. Für etliche Bands gestaltete sie Plattencover, umgekehrt hat aktuell Brezel Göring von der Band Stereo Total einen Song über eines ihrer Werke geschrieben. In Bremen ist Licht präsent durch die gläserne Gitarre an der Einfahrt zur Städtischen Galerie – "The Emerald" (Der Smaragd"). Im durchsichtigen Korpus des Instruments hat Licht allerlei Reliquien bekannter Musikerinnen und Musiker gesammelt, darunter Blixa Bargeld, Max Goldt, Alan Vega, Lydia Lunch. Abends leuchtet die Gitarre in Neongrün. Das Werk gehört als Kunst im öffentlichen Raum auch zum städtischen Kunstbesitz.

Was ist das Besondere an dem Bild?

Das Gemälde ist eine doppelte Hommage. Zum einen an Nick Cave, den Eva Licht samt seiner 1983 gegründeten Band The Bad Seeds auch in ihrer Arbeit „Nick Cave & The Bad Seeds“ gewürdigt hat. Zum anderen spricht aus dem Bild „die Liebe und Leidenschaft“ zum Sänger Emilio Winschetti der Bands Mint und Mint addicts, der auch als Rundfunk-DJ bei Radio Bremen bekannt war. "Von seinem Lied 'Tiny Army', das 1987 auf dem Album ,Get out of the Ghetto‘ erschien, habe ich mich inspirieren lassen“, erzählt die Künstlerin. Seit damals verbinde sie eine inspirierende, befruchtende Künstlerpartnerschaft, so Licht. Die „Kleine Armee“ wiederum sei angeregt worden von den Ameisen, die in den 80er-Jahren nach Sendeschluss über den Fernsehbildschirm krabbelten. Licht hat das Thema Ameise später noch in ihrem „Ameisenoberhaus“ und „Ameisenunterhaus“ wieder aufgegriffen. Die Malerin betont, dass auch ein politischer Aufruf zur Veränderung in dem Bild stecke: „Wir sollen lieber tanzen als kämpfen.“ Angela Tietze, die die Kunstsammlung in der Städtischen Galerie inventarisiert, und Galerieleiter Ingmar Lähnemann erkennen im Goldgrund, der an gotische Madonnenmalerei erinnere, aber nach unten hin immer bröckliger erscheine, eine Auseinandersetzung mit der Überlieferung. „Licht haut einem mit dem irren Farbkontrast des Porträts, diesem punkigen 80er-Jahre-Neon, die Tradition um die Ohren", findet Lähnemann. "Diese Farbkombination ist der Wahnsinn, das macht die Attraktivität des Bildes aus."

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