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Auf Bürgermeister-Smidt-Brücke Aufregung um die Kunstskulptur Three Triangles

Die Three Triangles auf der Bürgermeister-Smidt-Brücke sind weithin sichtbar und ein Aushängeschild des Museums Weserburg. Das Geschenk des Konzeptkünstlers Sol LeWitt war beim Aufbau aber hoch umstritten.
09.08.2023, 05:00 Uhr
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Aufregung um die Kunstskulptur Three Triangles
Von Björn Struß

Jedes Jahr lockt die Weserburg Tausende Kunstinteressierte in ihre Ausstellungen – 2022 waren es mehr als 20.000 Besucher. Einen bleibenden Eindruck hinterlässt das Museum aber bei deutlich mehr Menschen, und das ohne besondere Mühe. Denn auf der Bürgermeister-Smidt-Brücke steht ein weithin sichtbares Kunstwerk, das der amerikanische Konzeptkünstler Sol LeWitt (1928 - 2007) der Weserburg nach einer Ausstellung als Geschenk hinterließ: die Three Triangles. Die weißen Dreiecke sind – nach Aussage des Künstlers – von den markanten Giebeln einiger Gebäude inspiriert, die an der Weser zu finden sind.

Inzwischen haben sich wohl alle Bremer an diesen Anblick gewöhnt. Der Aufbau wurde aber von hitzigen Debatten begleitet, ausgetragen etwa in Sitzungen des Neustädter Beirats. Auch die Leser des WESER-KURIER brachten in Briefen an die Redaktion ihren Unmut zum Ausdruck. „Was hier als Kunst tituliert wird, schaffen doch unzählige Maurer jeden Tag“, hieß es etwa im Jahr 2000, als die drei Spitzen als dauerhaftes Bauwerk errichtet wurden. Zuvor hatte LeWitt sein zunächst als „Outdoor Piece for Bremen“ tituliertes Kunstwerk im Jahr 1994 für lediglich drei Monate errichtet.

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Im Jahr 1995 diskutierten Bürger und Politiker im Stadtteilbeirat dann über den Bau eines dauerhaften Kunstwerks. Als Gegenvorschlag schlug ein Teerhof-Bewohner vor, an selber Stelle doch besser die Nachbildung einer Seetonne aus dem 16. Jahrhundert zu platzieren. So sollte an die traditionsreiche Vergangenheit der Hansestadt erinnert werden. Bei der Abstimmung ergab sich ein Patt – weder die moderne Variante von LeWitt noch die historische Tonne fand im Beirat eine Mehrheit.

Danach versandete das Vorhaben, die weißen Spitzen dauerhaft aufzubauen. Bis zum Jahr 2000. Die städtischen Behörden machten sich gemeinsam mit der Weserburg an die Umsetzung, ohne erneut die Beiratspolitiker zu befragen. Die Zusage von LeWitt, die Skulptur dem Museum zu schenken, hatte noch immer Bestand. Dabei hätte er nach Aussage des damaligen Weserburg-Chefs Thomas Deeke eine Million Dollar oder mehr verlangen können. Stattdessen beliefen sich die reinen Baukosten auf 50.000 Mark, die der Freundeskreis des Museums zahlte.

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Auf der Brücke wurden also Fakten geschaffen, was einige Leser des WESER-KURIER mit scharfen Worten kritisierten. „Für mein Empfinden ist dieses sogenannte Kunstwerk der Gipfel der Geschmacklosigkeit“, hieß es etwa in einem Leserbrief. Es gab aber auch anerkennende Worte: „Die Brücke, der Fluss. Es fließt und ruht. Ein Ausdruck der Bodenständigkeit in Form von Heimatgefühl.“

Ein wichtiger Kritikpunkt war zuvor die Sorge gewesen, dass Kinder die Skulptur zum Klettern nutzen könnten und dann aus großer Höhe abstürzen. Deshalb stehen die Three Triangles auf einem Podest. So ist es nur für Erwachsene möglich, die Skulptur mit etwas Kraft in den Armen zu besteigen.

Der weiße Anstrich war übrigens keine Idee von LeWitt, sondern eine pragmatische Entscheidung. Wegen der exponierten Stellung ist die Skulptur eine attraktive Fläche, um sich mit einem Graffito zu verewigen. Die weiße Farbe macht es dann aber besonders leicht, die „Sprüh-Kunst“ schnell zu beseitigen.

Die Three Triangles hatten einen schweren Start, sind inzwischen aber zu einem festen Bestandteil des Stadtbilds geworden. Einige Touristenführer haben die Skulptur in ihre Tipps für Besucher aufgenommen. Auch die Sanierung war im vergangenen Jahr kein Anlass für eine Neuauflage der Empörung. Die Weserburg darf sich also weiter über die Strahlkraft ihres bekanntesten Kunstwerks freuen.

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