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Veganes Restaurant Grün und solidarisch

Sean Moxie, der durch einen veganen Blog bekannt geworden ist, hat in Bremen sein erstes eigenes Restaurant eröffnet. Eigentlich hat er dafür in Hamburg einen Standort gesucht. Wieso es dann aber anders kam.
07.08.2022, 05:00 Uhr
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Grün und solidarisch
Von Fabian Dombrowski

Die Törtchen sind nun im Ofen, die Eingangstür wird pünktlich zur Nachmittagspause zugeschoben, bevor ab 17 Uhr die Abendmenüs auf den Tisch kommen. Ein wenig Zeit also für ein Gespräch. Das ist nicht selbstverständlich, denn Sean Moxie steht dieser Tage gerne mal 15 Stunden oder länger in der „Plantenköök“. So heißt das im April eröffnete vegane Restaurant im Forum Am Wall und ist Moxies erster eigener Laden.

Dass der nun in Bremen ist und nicht in Hamburg, hat Moxie selbst wohl am meisten überrascht. Aber das Angebot hat er nicht ausschlagen können: Die Fläche stellt die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) bis Jahresende kostenlos zur Verfügung; dazu kommen Zuschüsse zu Ladenbau, Ausstattung und Personalkosten in Höhe von 160.000 Euro. Moxie hat nämlich im vergangenen Jahr mit seinem Konzept zur „Plantenköök“ den Wettbewerb „Pop-up-Store Gastro“ gewonnen. „Ich hatte mich dort einfach mal drauf beworben, aber es ehrlich gesagt auch schnell wieder vergessen“, gesteht Moxie. „Man rechnet ja nicht damit, dass man direkt einen Preis gewinnt.“

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Und so hat er sich die Räumlichkeiten, in die sein zukünftiges Restaurant einziehen sollte, denn auch erst nach der Zusage angeschaut. „Die Lage hier ist aber echt nett“, sagt Moxie. „Wir fühlen uns wohl hier zwischen Innenstadt und Viertel.“ Die Ladenfläche hat er auch direkt mal erweitert: Eigentlich war nur der Raum, in dem nun der Gästebereich ist, beim Wettbewerb ausgeschrieben. Den Teil mit Küche, Theke und Eingangsbereich hat Moxie kurzerhand zusätzlich angemietet. Wohl ein Zeichen dafür, dass das „Plantenköök“ auch über das Jahresende hinaus noch im Forum bleiben soll.

"Plantenköök": Monatlich wechselnde Karte

Tatsächlich fügt der gemütliche Laden sich ganz gut in das Bibliotheks- und Bürogebäude – nicht zuletzt wegen der zahlreichen Grünpflanzen, die die kleine, etwas steril wirkende Passage etwas auflockern. Grün ist schließlich auch die „Plantenköök“: nachhaltig, vegan, dazu regionale und saisonale Zutaten, möglichst wenig Müllverbrauch. Die Rezepte entwickelt Moxie selbst; monatlich will er die Karte austauschen. Für August stehen etwa Gerichte wie „Gegrillter Pfirsich mit Blu Pauli-Brombeer Füllung“ oder „Geröstete Aubergine mit Za‘atar, zweierlei Hummus und Tahini-Dip“ im Menü. Hinzu kommen verschiedene Fisch- und Fleischalternativen sowie Marmeladen oder Chutneys zum Mitnehmen.

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„Wir merken, dass gerade unser Mittagsangebot gut angenommen wird“, sagt Moxie. „Viele, die bei uns waren, kommen auch wieder.“ Dass der Laden gut angelaufen ist, liegt wohl auch an Moxies Fanbase. Der 45-Jährige ist bekannt geworden durch seine Seite „Daily Vegan“: mittlerweile einer der bekanntesten deutschsprachigen veganen Blogs. „In den ersten Wochen kamen auch Leute aus Kassel oder Berlin, um mich hier kochen zu sehen“, sagt Moxie. „Inzwischen scheint es sich aber auch in Bremen herumzusprechen.“ Abends müsse auf lange Sicht noch mehr Publikum her. „Aber da haben wir auch eine spezielle Karte: Etwa unser Mehr-Gänge-Menü oder den Soli-Teller.“

Denn auch ein sozialer Gedanke schwingt in der Plantenköök mit. Pro Tag gibt es das Soli-Gericht, das zwischen zwei und zehn Euro kostet – der Käufer kann selbst entscheiden, wie viel er gibt. Ein Aspekt, der wohl auch beim WFB-Wettbewerb den Ausschlag gegeben hat. „Es ist sehr gut, dass wir einen neuen Gastronomiebetrieb haben werden, der täglich ein Gericht anbietet, das für alle Einkommensschichten bezahlbar ist“, teilte Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) bei der Verkündung des Gewinners im November mit.

Sean Moxie: "Ich kann selbst entscheiden, was ich mache"

Moxie selbst ist vegetarisch aufgewachsen und seit 15 Jahren vegan. In Hamburg und Berlin arbeitete er als Küchenchef, bekommt durch seinen Blog aber mehr Aufmerksamkeit. Gelernter Koch ist er nicht – das Ausnehmen und Tranchieren toter Tiere sei für ihn nicht infrage gekommen. Jetzt also der erste eigene Laden. „Das ist natürlich deutlich mehr Arbeit“, sagt er. „Aber ich kann dafür komplett selbst entscheiden, was ich machen will.“

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Der momentane Personalnotstand in der Gastronomie macht sich jedoch auch bei ihm bemerkbar. Das Team besteht derzeit aus sieben Leuten, wobei die meisten in Teilzeit arbeiten. „Aber noch ein, zwei Leute mehr wären schon gut“, sagt Moxie, der gern noch mehr Zeit in die Rezeptentwicklung stecken würde. „Wir achten aber auch darauf, dass die Leute, die hier arbeiten, gut zu der Philosophie des Ladens passen.“

Auch die Gestaltung des in Braun- und Grüntönen gehaltenen Gästeraums ist noch nicht abgeschlossen – für eine „Pflanzenküche“ stehen bisher nur wenige Pflanzen im Lokal. Und sowieso will sich Moxie noch mehr in der Bremer Szene vernetzen. „Bisher habe ich von der Stadt noch gar nicht viel gesehen“, sagt er. In Hamburg ist er ja auch noch ab und zu – Familie und Freunde lassen grüßen. Er arbeite darauf hin, mal wieder zwei Tage hintereinander frei zu haben. Jetzt müsse er aber doch erst mal nach den Törtchen schauen.

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