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Bremer Abinoten Fast überall weniger Abiturienten, nur in Bremen nicht

In gut sechs Wochen erhalten die Bremer Abiturienten ihre Noten. Da lohnt ein Blick in die Statistik vergangener Jahre. Sie birgt Überraschungen.
27.05.2025, 05:00 Uhr
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Fast überall weniger Abiturienten, nur in Bremen nicht
Von Frank Hethey

Die Abiturprüfungen sind so gut wie vorbei, nun beginnt das bange Warten auf die Zeugnisausgabe am 2. Juli, dem letzten Schultag. Da lohnt ein Blick in die Statistik. Wie haben sich Bremer Abiturienten in den vergangenen beiden Jahren im bundesweiten Vergleich geschlagen? Und wie sieht es über längere Zeiträume aus, werden sie immer besser oder immer schlechter? Antworten geben die jährlichen Abi-Zahlen der Kultusministerkonferenz (KMK) sowie Daten des Statistischen Bundesamts und der Bremer Bildungsbehörde.

Welchen Platz belegen Bremer Abiturienten im bundesweiten Vergleich?

Bei Vergleichstests zum Wissensstand von Schülerinnen und Schülern landet Bremen meist am Tabellenende, besser steht das Land bei den durchschnittlichen Abi-Noten von 2024 da. Im bundesweiten Vergleich der Länder belegt Bremen Platz elf. Die Bremer Abi-Durchschnittsnote: 2,36. Zur Einordnung: Auf dem ersten Platz steht Thüringen mit 2,13, dahinter folgen Sachsen und Brandenburg mit jeweils 2,21. Auf den drei letzten Plätzen rangieren Rheinland-Pfalz (2,44), Niedersachsen (2,45) und Schleswig-Holstein (2,48). Ein Blick auf die Stadtstaaten: Bremen und Hamburg liegen gleichauf. Berlin steht mit 2,32 auf Rang neun.

Welches Land hat sich verbessert, welches verschlechtert?

Im Vergleich zum Vorjahr ist die durchschnittliche Abi-Note 2024 in keinem Bundesland besser geworden. Unverändert blieb der Notendurchschnitt in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg. Sonst meldeten sämtliche Länder einen schlechteren Notenschnitt. In Bremen ging die Durchschnittsnote von 2,33 auf 2,36 zurück. Die meisten Federn ließen Hamburg und Berlin, wo die Abi-Prüfungen im Schnitt um jeweils eine halbe Note schlechter ausfielen als im Vorjahr.

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Wo steht Bremen bei der Durchfallquote?

In Bremen scheiterten im vorigen Jahr 176 junge Menschen in ihrer Abiturprüfung, das sind 6,5 Prozent aller Schüler. Gegenüber 2023 ist das ein Rückgang um 0,3 Prozentpunkte. Die höchste Durchfallquote verzeichnete 2024 Mecklenburg-Vorpommern mit 7,4 Prozent. In Berlin lag die Quote mit drei Prozent am niedrigsten. In Hamburg erhielten 5,1 Prozent der Schüler kein Abi-Zeugnis, in Niedersachsen 6 Prozent. Wissenswert: Die Bremer Durchfallquote von 6,8 Prozent im Jahr 2023 war die mit Abstand höchste seit 20 Jahren. 2009 hatte die Quote noch bei 2,3 Prozent gelegen.

Wie hat sich der Bremer Abinotendurchschnitt in den letzten zehn Jahren entwickelt?

Fasst man die Entwicklung der Bremer Abi-Noten über einen etwas längeren Zeitraum ins Auge, ist ein mehr oder weniger konstanter Anstieg des Notenschnitts feststellbar. 2015 lag der Schnitt noch bei 2,45, 2017 bei 2,47. Die Schallmauer in den 2,30er-Bereich wurde erstmals 2021 und 2022 mit 2,32 durchbrochen. Die Bildungsbehörde nennt als Grund für diesen statistischen „Knick“ die Coronafolgen. 2020, 2021 und teils 2022 habe es auch von der KMK beschlossene Erleichterungen gegeben. Diese seien aber 2023 zurückgenommen worden. Coronabedingt seien die Durchschnittsnoten in allen Ländern gestiegen, pendelten sich aber jetzt wieder auf das Vor-Corona-Niveau ein. „Statistisch betrachtet sind die beiden Durchschnittsnoten von 2015 und 2024 relativ nah beieinander“, sagt Ressortsprecherin Janina Carmesin. Die Abweichung zwischen 2,45 und 2,36 sei als statistisches „Rauschen“ zu verstehen.

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Gibt es in Bremen eine "Noteninflation"?

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ kritisierte 2023 die „Inflation der Einserabiture“. Als Beispiel wurde unter anderem Bremen genannt, wo sich die Zahl der Einserabiture innerhalb weniger Jahre verdoppelt habe. Tatsächlich wurde die Bestnote 2014 insgesamt 61-mal vergeben, 2022 aber 120-mal. Der steile Anstieg begann im Coronajahr 2021, als 75 Abiturienten eine Eins erhielten. 2023 bekamen 87 Abiturienten eine Eins, 2024 waren es 101. Kritiker der „Noteninflation“ sehen darin eine schleichende Entwertung der Abi-Zeugnisse. Der frühere Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, warf Bremen im Gespräch mit dem WESER-KURIER vor, an der Einserschwemme „massiv beteiligt“ zu sein.

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Bundesweit sinkt die Zahl der Abiturienten – auch in Bremen?

Nein. Im Gegenteil: 2024 stieg die Zahl der Studienberechtigten in Bremen nach Angabe des Statistischen Bundesamts um 1,8 Prozent. Der mit Abstand höchste Wert unter den Bundesländern. Außer Bremen verzeichneten nur Mecklenburg-Vorpommern mit 0,8 Prozent und Hessen mit 0,2 Prozent ein leichtes Plus. Ansonsten sind die Zahlen in sämtlichen Ländern das dritte Jahr in Folge rückläufig. Bemerkenswert: 2023 sah es in Bremen noch ganz anders aus, damals ging die Zahl der Studienberechtigten um 8,8 Prozent zurück. Die Bildungsbehörde erklärt die abnehmende Abiturientenquote mit der Einwanderung aus Syrien und der Ukraine – für spät zugewanderte Schüler sei es allein sprachlich schwierig, die Bedingungen für das Abitur zu erfüllen. Eine Antwort auf die Frage nach den Gründen für die plötzliche Kehrtwende im vergangenen Jahr hat die Behörde nicht geliefert.

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